Eberl kritisiert DFB nach Nazi-Vergleich: Präsident Keller "nicht mehr tragbar!"

Max Eberl rät dem DFB zur Sanierung
Max Eberl rät dem DFB zur Sanierung / INA FASSBENDER/Getty Images
facebooktwitterreddit

Nachdem der Streit in der Führungsetage des DFB zuletzt - mal wieder - eskalierte, wünscht sich Max Eberl einen Umbruch beim Verband. Der Sportdirektor der Borussia meint, dass der von DFB-Präsident Fritz Keller getätigte Nazi-Vergleich dafür sorgen müsse, jemand anderen mit dem Amt zu betreuen. Doch nicht nur Keller selbst sollte dabei hinterfragt werden.


Schon lange sind die Oberen des DFB zerstritten, besonders das Verhältnis von Präsident Keller und dessen Vize Rainer Koch ist tief zerrüttet. Zuletzt verglich Keller laut übereinstimmenden Medienberichten seinen Intimfeind mit dem Vorsitzenden des Volksgerichtshofes, Roland Freisler.

Freisler war in der NS-Zeit maßgeblich für die Organisation des Holocaust und die Hinrichtung zahlreicher "Landesverräter" verantwortlich gewesen. Somit wurde nach all dem Kindergarten- und Zickenkrieg in der Führungsetage des größten nationalen Sportverbands der Welt ein weiterer Tiefpunkt erreicht.

Für Max Eberl kam diese neuerliche Farce nicht überraschend, dennoch fordert er einen längst überfälligen Wechsel - nicht nur an der Spitze des DFB.

"Es passt leider ins Bild" - Keller nicht mehr tragbar, wie auch andere

"Man muss auch die Frage stellen, wie es überhaupt so weit kommen kann, dass so etwas innerhalb der Führungsriege des DFB passiert", äußerte sich Eberl in der Welt am Sonntag gewohnt differenziert, anstatt Keller als Alleinschuldigen zu deklarieren.

Dennoch müsse man beim DFB nun handeln. "Ich schätze Fritz Keller sehr – und ich bin auch einer, der sagt, dass Fehltritte passieren können. Doch es gibt irgendwann auch den Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht und an dem man sich eben genau diese Frage stellen muss, ob jemand, der sich so äußert, noch tragbar ist als Präsident des DFB", stellte Eberl in den Raum.

Fritz Keller
Fritz Keller hat nach langer Provakation den Bogen überspannt / Alex Grimm/Getty Images

Sicherlich kann man Eberl beipflichten, dass Keller seinen Rücktritt anbieten sollte. Dennoch muss man ebenso berücksichtigen, und das tut Eberl, dass Keller über Monate hinweg regelmäßig angegriffen, diffamiert und hintergangen wurde. Und zwar nicht von zwielichtigen Mitgliedern oder gelangweilten Internet-Rambos, sondern von denselben Menschen, mit denen er den DFB eigentlich in eine moderne oder positive Zukunft führen sollte.

"Für mich war das sehr befremdlich. Aber es passt leider ins Bild, das der Deutsche Fußball-Bund seit einiger Zeit abgibt", resümierte Eberl. Der Verband solle endlich reinen Tisch machen und Leute installieren, die ihr eigenes Ego ein wenig mehr im Griff haben, um den DFB mit Personen zu besetzen, "die für Authentizität, Geradlinigkeit und Verlässlichkeit stehen, die frohen Mutes und positiv sind", so der Gladbacher Sportdirektor.

Neben Keller, der tatsächlich nicht mehr tragbar ist, müssen im Prinzip auch weitere Beteiligte der anhaltenden Querelen ihren Hut nehmen. Ansonsten werden dieselben Spielchen auch den nächsten Kandidaten zermürben - erneute Fremdscham nicht auszuschließen.