Drei Positionen im Fokus: So plant der BVB den Transfer-Sommer

Der Transfer-Sommer wird der erste Härtetest für die neue sportliche Führung beim BVB um Lars Ricken. Wie die 'WAZ' berichtet, sollen drei Positionen besonders im Fokus stehen.

Wie plant der BVB den Kader für die kommende Saison?
Wie plant der BVB den Kader für die kommende Saison? / INA FASSBENDER/GettyImages
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Die Würfel in Dortmund sind gefallen. Zumindest, was die Besetzung der sportlichen Führung beim BVB betrifft. Wenn Hans-Joachim Watzke im Sommer seine sportlichen Kompetenzen aufgibt, wird Lars Ricken in der neu geschaffenen Rolle des Geschäftsführer Sport die sportlichen Geschicke bei Schwarzgelb leiten. Offiziell wird Ricken seinen neuen Dienst bereits ab dem 1. Mai antreten.

Sebastian Kehl bleibt Sportdirektor - wobei konkrete Gespräche über eine Verlängerung seines Vertrages über 2025 hinaus laut Sky für den Sommer anberaumt sind.

Mit Sven Mislintat wird zusätzlich ein Technischer Direktor installiert, der Kehl bei der Kaderplanung helfen soll. Lange Jahre galt Mislintat in seiner Rolle als BVB-Scout als "Diamantenauge" für Talente.

BVB korrigierte Wechsel der Transferstrategie bereits im Winter

Auf Mislintats Stärken könnte der BVB in Zukunft wieder mehr zurückgreifen. Klar ist, dass der Kurswechsel im vergangenen Sommer wenig Ernte in Form von Erfolg gebracht hat. Nach der großen Enttäuschung mit der verpassten Meisterschaft setzten Watzke, Kehl und Co. vermehrt auf Neuzugänge mit etwas mehr Erfahrung und vielleicht etwas weniger fußballerischem Potenzial. Mehr Mentalität und Resilienz im Team war die Hoffnung. Wirklich gezündet hat das nicht - dafür reicht allein ein Blick auf die Tabelle.

Ramy Bensebaini hat gar nicht funktioniert, Niclas Füllkrug nur bedingt (gemessen an den Ansprüchen an einen BVB-Mittelstürmer) und Marcel Sabitzer brauchte lange, um sich nun endlich als erhoffte Verstärkung herauszustellen. Die Schwachstellen im Dortmunder Kader wurden mit dieser Transferplanung eher größer als kleiner.

Bereits im vergangenen Winter folgte eine Art Rückwärtsrolle. Mit Ian Maatsen wurde ein technisch hochveranlagter Linksverteidiger ausgeliehen, Jadon Sancho sollte wieder mehr individuelle Qualität auf den offensiven Flügel bringen.

CL-Erfolge dürfen nicht über Kader-Probleme hinwegtäuschen

Insgesamt hat sich das Dortmunder Spiel in der Rückserie stabilisiert. In 14 Bundesliga-Spielen 2024 musste man lediglich zehn Gegentore hinnehmen. Vor allem in der Champions League erlebte die Borussia berauschende Nächte und steht im Halbfinale.

Der Erfolg in der Königsklasse sollte dem neuen sportlichen Führungstrio aber nicht die Augen vor den offensichtlichen Schwachstellen verschließen. Eine davon ist die Besetzung des zentralen Mittelfelds. Hier hat Terzic' Umstellung auf einen Sechser und zwei Achter bereits Früchte getragen - optimal scheint die Kombination aber (noch) nicht. Neben Sabitzer konnte Julian Brandt zuletzt auf der Acht überzeugen. Auf der Sechs bleibt Terzic-Liebling und Kapitän Emre Can gesetzt - vor allem mangels Alternativen.

BVB sucht hauptsächlich auf drei Positionen

Wie die WAZ nun berichtet, liegt auf dieser Position deshalb im Transfer-Sommer ein besonderer Fokus. Die Sechs sei eine von drei Stellen, an der der Kader auf jeden Fall nachgebessert werden soll. Das Profil scheint ebenfalls klar: Gesucht wird ein spielstarker Akteur vor der Abwehr.

Der BVB hat in dieser Saison häufig vor allem dann große Probleme, wenn der Gegner früh anläuft und ein hohes Pressing spielt. Das liegt auch (und nicht nur) an Emre Can - der zwar ein dynamischer Spielzerstörer ist, im Spiel mit dem Ball auf der Sechs aber ziemlich limitiert ist.

Weiteren Optimierungsbedarf sollen die Bosse auch auf den defensiven Außenbahnen sehen. Wobei man anmerken kann, dass der BVB mit Ryerson und Maatsen hier endlich wieder ein starkes Duo gefunden hat. Rechtsverteidiger Ryerson überzeugt mit Einsatz, Wille und Leidenschaft und erinnert dabei ein wenig an eine Light-Version des Prime Lukasz Piszczek. Maatsen kommt eher über die feine Klinge. Da der Niederländer aber nur ausgeliehen ist und der BVB über keine Kaufoption verfügt, muss man sich mit dem Fall auseinandersetzen, Maatsen im Sommer zu ersetzen. Dann sollte man als Gegenpart zu Ryerson erneut nach einem eher spielstärkeren Außenverteidiger Ausschau halten.

Zu guter Letzt soll auch die Mittelstürmer-Position auf dem Prüfstand stehen. Hier ist Niclas Füllkrug die Nummer eins aktuell. Dem 31-Jährige gelangen bislang im BVB-Trikot 14 Tore und zehn Vorlagen in 38 Pflichtspielen. Keine schlechte Quote, aber im Vergleich mit den Lewandowskis, Aubameyangs und Haalands, die zuvor auf der Neun bei der Borussia spielten, nicht annähernd so gut.

Dahinter wird Pechvogel Haller immer wieder von Rückschlägen ausgebremst. Auch weil der Ivorer einer der absoluten Topverdiener ist, könnte im Sommer auch eine Trennung anstehen, sollte ein halbwegs vernünftiges Angebot (für beide Seiten) kommen.

Moukoko dagegen scheint weiter nur Stürmer Nummer drei zu sein. Entweder man verkauft oder verleiht ihn im Sommer. Oder aber der Youngster bleibt eher Backup/Joker auch in der kommenden Saison.

So oder so wird auf Ricken, Kehl und Mislintat viel Arbeit bei der Kaderplanung zukommen. Neben den drei offenbar im Fokus stehenden Positionen gibt es weitere Fragezeichen. Hängt Mats Hummels noch ein Jahr dran, endet die Reus-Ära, was passiert mit den Leih-Rückkehrern und wie geht es bei Maatsen und Sancho weiter?


Leih-Rückkehrer beim BVB

Spieler

Klub

Rückkehr zum BVB

Gio Reyna

Nottingham

Sommer 2024

Soumaïla Coulibaly

Antwerpen

Sommer 2024

Ausgeliehene Spieler beim BVB

Spieler

Klub

ausgeliehen bis

Ian Maatsen

Chelsea

Sommer 2024
(keine Kaufoption)

Jadon Sancho

Man United

Sommer 2024
(keine Kaufoption)

Bei diesen Spielern läuft der Vertrag im Sommer aus

Spieler

Tendenz

Mats Hummels

Verlängerung um ein Jahr

Antonios Papadopoulos

Abschied

Marius Wolf

Abschied

Mateu Morey

Abschied

Marco Reus

Abschied


Dank der guten Bundesliga-Perfomence im Europapokal, ist der fünfte Champions-League-Startplatz 24/25 so gut wie sicher. Der BVB kann somit schon mit den Königsklassen-Einnahmen planen, die laut WAZ mit einer Antrittprämie in Höhe von 18,5 Millionen Euro plus Einnahmen aus vier sicheren Heimspielen beziffert sind. Dazu kommt der Erlös durch die feststehende Teilnahme an der Klub-WM, die laut spanischen Medien pro Klub bei rund 50 Millionen Euro liegen sollen.

Ob das reicht, um die Kader-Baustellen mit starken Lösungen anzugehen, bleibt offen. Für Maatsen etwa würden rund 35 Millionen Euro fällig werden, sollte man ihn von einem festen Verbleib in Dortmund überzeugen können und die Ausstiegsklausel in seinem Chelsea-Vertrag auslösen. Ein Verbleib von Jadon Sancho wäre tendenziell noch teurer.

Gut möglich, dass man deshalb auf der anderen Seite Transfereinnahmen braucht. Neben Haller und Moukoko gilt auch Donyell Malen als möglicher Verkaufskandidat, mit dem man eine hohe Ablöse generieren könnte.


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