Die Trainerfrage beim BVB: Favre-Aus vor Saisonende kein Thema - Interesse an Jesse Marsch
Von Simon Zimmermann

Lucien Favre und der BVB - eine Zweckehe, die am seidenen Faden hängt. Nach der vergebenen Meisterschaft in seiner Premieren-Saison ist der Schweizer spätestens nach der Pleite gegen den FC Bayern und der höchstwahrscheinlich erneut verpassten Schale wieder stark in der Kritik. Nun taucht ein neuer Name als potenzieller Nachfolger auf: Salzburgs Jesse Marsch.
Die Vorwürfe aus der Öffentlichkeit sind immer gleich: Favre passt von seiner Art her nicht zum BVB, ist nicht emotional genug und in den großen Spielen nicht mutig. Ohne Titel wird Favre nicht in sein drittes Jahr als BVB-Coach gehen, mutmaßen viele. Allen voran Lothar Matthäus, der zuletzt nachlegte und erneut Niko Kovac ins Spiel brachte.
Während Julian Nagelsmann weiter der Wunschtrainer sein soll, schauen sich die Bosse offenbar nach Alternativen um. Und eine von ihnen könnte aus dem RB-Imperium kommen. Nach Informationen der Sportbild gilt Jesse Marsch als möglicher Kandidat bei den Schwarz-Gelben. Der 46-jährige US-Amerikaner war in der vergangenen Saison Co-Trainer in Leipzig unter Ralf Ragnick und ist aktuell Chefcoach bei RB Salzburg.
"Im Fußball bestimmt die richtige Mentalität den Erfolg."
- Jesse Marsch
Dort wurde er vor allem mit den beherzten Auftritten in der Champions League bekannt. Denkwürdig war das Gruppenspiel beim FC Liverpool, als die Salzburger die Partie beinahe noch drehten. Die emotionale Halbzeitansprache von Marsch wurde im Nachgang öffentlich. Eine Verbindung zu "König Kloppo" ist schnell hergestellt - Marsch könnte ein Trainer ganz nach dem Gusto von Hans-Joachim Watzke sein.
Ein weiterer Punkt, der für Marsch sprechen könnte: Sturm-Juwel Erling Haaland zündete in Salzburg unter ihm so richtig. Insgesamt gilt er als emotionaler, mutiger, angriffslustiger und selbstbewusster Coach. Attribute, die gerade in Dortmund sehr gefragt sind.
Favre-Aus vor Saisonende kein Thema
Sportdirektor Michael Zorc ist derzeit bedacht, die Trainerdiskussion herunterzufahren. "Im Klub ist es sehr ruhig", erklärte er vor dem 6:1-Sieg in Paderborn. Eine Beurlaubung von Favre kommt für die BVB-Bosse noch in der laufenden Saison nicht infrage. Die Qualifikation für die Champions League gilt als oberstes Ziel.
Was danach passiert scheint derzeit aber völlig offen zu sein. Neben Marsch steht auch Kovac weiter auf dem Zettel. Die Beziehung zwischen dem Klub und dem Kroaten gilt als gut, seit er beim Transfer von Christian Pulisic mitgeholfen hat, schreibt die Sportbild weiter.
Für Kovac würde zudem sprechen, dass er ebenfalls gerne mit einer Dreierkette spielen lässt (wie in Frankfurt) - offenbar das bevorzugte System der Verantwortlichen. Gegen ihn spräche aber die eher defensive Herangehensweise. Zudem hat Kovac' Ruf nach seiner Zeit beim FC Bayern etwas gelitten. Gerade im Offensivspiel schaffte er es nicht, dem Rekordmeister ein effektives System einzuimpfen.
A propos FC Bayern - dort steht Kovac offiziell weiter unter Vertrag (bis 2021). Sollte Dortmund also ernst machen wollen, würde es der größte Konkurrent als erster erfahren...