Die Schattenseite der Erfolge des FC Bayern: Zirkzee zieht Konsequenzen aus der Hetze
Von Christian Gaul
Nach dem 2:2 im Test des FC Bayern gegen Ajax Amsterdam wurde Joshua Zirkzee wegen einer vergebenen Chance im Netz übel beleidigt. Der 20-Jährige löschte daraufhin all seine Instagram-Beiträge.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff der Test-Partie am Samstag zwischen dem FC Bayern und Ajax Amsterdam hätte der Rückkehrer Joshua Zirkzee das 2:1 für die Münchner erzielen müssen. Nach einer starken Balleroberung umspielte der 20-Jährige noch Ajax-Keeper Remko Pasveer und stand quasi schon mit dem Ball im Tor.
Allerdings ließ er sich viel zu viel Zeit, den Ball über die Linie zu drücken und wurde im letzten Moment noch von Verteidiger Perr Schuurs abgegrätscht. Zirkzee hatte in diesem Moment zu lange überlegt, wie er seine eigentlich hervorragende Aktion noch mit einer Kirsche versehen kann und bekam dafür nach dem Spiel einen berechtigten Rüffel von seinem Trainer.
"Ich glaube, dass er den Spieler nicht gesehen hat, hoffe aber, dass er es in einem Pflichtspiel seriöser macht", ging Julian Nagelsmann jedoch nicht allzu hart mit dem Youngster ins Gericht (via kicker).
Allerdings sorgte Zirkzees Fauxpas bei den Anhängern für mehr als nur Kopfschütteln. In den sozialen Netzwerken überschritten einige User dabei klare Grenzen des Anstands. Zirkzee reagierte umgehend.
Schadenfreude und Unverständnis sind nur die Spitze des Eisbergs
Schon während der Partie und auch noch lange danach sahen sich viele User veranlasst, Zirkzee mit spontanen Kommentaren "auf seinen Fehler hinzuweisen".
Eine kleine Auswahl der harmloseren Natur:
Dabei waren Schadenfreude und Arroganz-Vorwürfe nur die Spitze des Eisbergs. Besonders auf seinem Instagram-Account wurde der junge Niederländer regelrecht angefeindet. Als Konsequenz löschte Zirkzee kurzerhand sämtliche Beiträge und legte seinen Account damit praktisch still.
Die Schattenseite der Erfolge
Passend zu den stupiden Beleidigungen in Richtung des neuen Trainers Julian Nagelsmann, der während der Partie von einigen Zuschauern als "Sau" doch "zurück zum TSV" gegrölt wurde, zeigte sich auch bei Zirkzee die Schattenseite der Erfolge des Rekordmeisters.
Denn Zirkzee machte bislang einen starken Eindruck in der Vorbereitung, leitete die besagte Szene selbst ein und scheiterte dann an jugendlichem Übermut - mehr nicht.
"Grundsätzlich macht er zuvor sehr viel richtig. Generell haben wir uns diese Chance gut erarbeitet und wären natürlich gerne in Führung gegangen, aber das hat er nicht mit Absicht gemacht. Ich werde nicht das Gespräch mit ihm suchen, weil er selbst weiß, dass er das besser lösen kann", wollte auch Nagelsmann seinem Schützling beistehen (via RTL).
Wo man Häme und Gelächter ob Zirkzees Fehler sicherlich als natürliche Reaktionen des Publikums verstehen kann, scheinen die Anfeindungen darauf zu beruhen, dass sich ein Teil der Bayern-Anhänger schon längst von einer gewissen Demut und Menschlichkeit entfernt hat.
Die roten Trikots mit den Nummern und irgendwelchen Buchstaben drauf haben gefälligst alles in Grund und Boden zu ballern, damit die eigene Gier nach Jubel und Bestätigung befriedigt werden kann. Funktioniert ein rotes Trikot in irgendeiner Szene nicht, soll es doch bitte "ausgewechselt", "entsorgt" oder "am besten gleich abgeschoben" werden - Empathie, ein Fremdwort.
"Koan Neuer 2.0" - ob nun bei einem aufstrebenden Trainer, der in der Vergangenheit für den TSV 1860 München spielte und arbeitete, oder bei einem 20-jährigen Talent, welches zuletzt nach Parma verliehen wurde, dort jedoch dauerhaft verletzt zuschauen musste und nun in einem TEST-SPIEL eine gute persönliche Leistung aufgrund eines Fehlers nicht vergoldete.
Hoffnung gibt jedoch die Tatsache, dass sich eine überwältigende Mehrheit der User in der Folge ebenso empört über die Anfeindungen in Richtung Zirkzee äußerten. Nicht ausgeschlossen ist, dass sich diese Problematik von innen heraus lösen wird - doch Vollidioten wird es wohl immer geben.