Die Gladbacher Mannschaftsteile in der Einzelkritik nach dem 4:1 gegen Union
Von Christian Gaul

Am Sonntagnachmittag empfing Borussia Mönchengladbach den 1. FC Union Berlin und brauchte einen Sieg, um weiterhin im Rennen um die Champions League zu bleiben. Gegen lange Zeit zu zahme Berliner erspielte sich Gladbach einen völlig verdienten 4:1 Heimsieg.
90min hat die einzelnen Mannschaftsteile in der Bewertung:
- Ergebnís: Borussia Mönchengladbach 4:1 Union Berlin
- Tore: 1:0 Neuhaus (17.), 2:0 Thuram (41.), 2:1 Andersson (50.), 3:1 Thuram (59.), 4:1 Plea (81.)
- Besondere Vorkommnisse:
Marco Rose brachte im Vergleich zum 0:0 in Bremen Herrmann und Hofmann in der Startelf, Kramer rotierte auf die Bank, Jantschke fehlte gelbgesperrt. In einem ziemlich offensiven 4-3-3 mit Doppelsechs bildeten Lainer, Ginter, Elvedi und Bensebaini die Viererkette vor Sommer. Neuhaus und Hofmann standen in der Zentrale mit Stindl auf der Zehnerposition. Plea gab die Sturmspitze, während Herrmann rechts und Thuram links die offensiven Außenpositionen besetzten.
Torwart
Sommer bekam in der ersten Halbzeit nichts zu tun. Kein einziger Schuss der Berliner musste vom Schweizer pariert werden. Er war jedoch oft als Anspielstation gefragt, wenn Union hoch presste. Sommer zeigte sich dabei sehr sicher und zügig im Passspiel.
In der zweiten Hälfte musste Sommer wesentlich öfter eingreifen, da Union mehr nach vorne machte. Sommer gab sich keine Blöße und war zudem beim Gegentor machtlos.
Abwehr
Die Innenverteidiger Ginter und Elvedi hatten in der ersten Hälfte wenig Mühe, die Angriffe der Berliner abzuwehren. Lainer und Bensebaini waren ebenso konzentriert in der Partie und vor allem der Algerier war oft am gegnerischen Strafraum zu finden. Insgesamt ließ die Borussia in der gesamten ersten Halbzeit keinen einzigen Abschluss der Eisernen auf Sommers Kasten zu.
In der zweiten Hälfte wurde Berlin aktiver, doch vorerst stand die Gladbacher Abwehr konzentriert und stabil. Beim 1:2 Anschlustreffer ließ man jedoch dem Torschützen Andersson nach einem Berliner Standard zu viel Platz - weder Bensebaini noch Lainer konnten nach der eher glücklichen Vorlage noch eingreifen. Zwischen der 70. und 80. Minute geriet Borussia stark unter Druck, da Union noch einmal alles nach vorne warf, doch verteidigte man konzentriert diese schwierige Phase. Bensebaini belohnte seine stetigen Vorstöße in 81. Minute mit einer perfekten Vorlage für Plea zum 4:1. Kurz vor Schluss gab es großen Applaus als Doucouré endlich sein Bundesliga-Debüt feiern durfte, nachdem er für Neuhaus eingewechselt wurde.
Mittelfeld
Neuhaus gab anfangs den etwas tiefer stehenden Spielmacher und bot sich immer wieder im Aufbau an. Hofmann kam über viel Laufarbeit sofort gut in die Partie, eroberte in der Defensive einige Bälle und schaltete sich auch in den Angriff mit ein. In der 17. Minute erzielte Neuhaus nach guter Einzelleistung das 1:0, nachdem er bei einem eigenen Einwurf weit aufgerückt war. Neben dem Treffer konnte er mit einigen guten Zuspielen aus der Tiefe glänzen, die den Gladbachern immer wieder Möglichkeiten eröffneten. Hofmann rieb sich mit weiten Wegen auf und baute zum Ende der ersten Hälfte ein wenig in der Zweikampfführung ab, machte bis dahin aber dennoch ein gutes Spiel und leitete das 2:0 mit einem schönen Pass auf Stindl ein.
Das 3:1 ermöglichte ebenso Hofmann, als er den Ball am gegnerischen Strafraum stark eroberte und auf Plea spielte. In der 72. Minute kam Kramer für den einsatzfreudigen aber glücklosen Herrmann, um den Vorsprung zu sichern. Kurz vor Schluss durfte auch Bénes ein paar Minuten auf den Platz - er ersetzte den überzeugenden Hofmann.
Angriff
Der Angriff gab sich gewohnt variabel. Stindl ließ sich oft ein wenig fallen und Thuram und Herrmann zog es häufig in das Zentrum. Besonders Herrmann zeigte sich gierig, aber zuerst auch des Öfteren überhastet und technisch ungenau - das 1:0 leitete er jedoch mit dem Pass auf Neuhaus ein. Die gesamte Sturmreihe plus Stindl lief die Berliner extrem hoch an und sorgte so für viele Ballgewinne, zudem kam sie immer wieder aussichtsreich zum Abschluss, ließ jedoch noch die nötige Überzeugung vermissen. In der 41. Minute spielte Stindl den Ball auf der Plea, der mit seiner Flanke den völlig blanken Thuram fand, welcher locker einnickte.
Nach dem Unioner Anschlusstreffer zum 1:2 zeigte sich besonders Plea willens, den alten Abstand wiederherzustellen und war oft aussichtsreich im gegnerischen Strafraum zu finden. In der 59. Minute bewies er starke Übersicht, als er den erneut völlig freien Thuram bediente, der zum 3:1 einschieben durfte. In der 81. Minute krönte Plea seine Leistung mit dem entscheidenden 4:1. Kurz danach hatte Stindl Feierabend - für ihn kam Traoré in die Begegnung.
Fazit
Die erste Hälfte dominierte die Borussia eindeutig. Ballbesitz (62%) und Chancenverhältnis (9:3) unterstrichen die Pausenführung deutlich. Während das Tempo und die Einsatzfreudigkeit stimmten, fehlte besonders im letzten Drittel lange die Konsequenz, um weitere Tore zu erzielen - bis Thuram kurz vor der Pause das 2:0 nachlegte.
Schläfrig begann man die zweite Halbzeit und kassierte nach einem Standard den 1:2 Anschlusstreffer. Doch fing sich die Borussia schnell wieder und konnte alsbald den alten Abstand wiederherstellen. Zwischen der 70. und 80. Minute gönnte man sich einen kleine Auszeit, Union wusste dies jedoch nicht zu nutzen. Das 4:1 zehn Minuten vor dem Ende war die Entscheidung,
Positiv hervorheben lassen sich die Doppelsechs mit Neuhaus und Hofmann, wobei beide sehr gut miteinander harmonierten und sowohl defensiv stabil, als auch offensiv in Erscheinung traten. Besonders Neuhaus tat sich über lange Zeit als klarer Initiator fast jedes Gladbacher Angriffs hervor und belohnte sich mit dem Tor zum 1:0.
Auch die Sturmreihe arbeitete aggressiv gegen den Ball und Thuram mit zwei Treffern, sowie Plea mit zwei Vorlagen und einem Tor sind hervorzuheben. Herrmann arbeitete viel, zeigte sich aber oft überhastet.
Insgesamt geht der Sieg ob einer geschlossen starken Mannschaftsleistung in dieser Höhe in Ordnung, auch wenn die Berliner lange Zeit wenig Gegenwehr erzeugten. Roses offensiver Ansatz mit Hofmann und Neuhaus auf der Doppelsechs fruchtete und im Abschluss zeigte man sich kaltschnäuzig und konsequent.