Die Frauen-Bundesliga: Zwischen einsamer Spitze und düsterem Keller

Während die Favoritinnen einsame Kreise ziehen, spielt der Rest gegen die Bedeutungslosigkeit
Während die Favoritinnen einsame Kreise ziehen, spielt der Rest gegen die Bedeutungslosigkeit / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Es lässt sich nicht bestreiten, dass der Frauen-Fußball weltweit an Bedeutung gewinnt. Internationale Erfolge und eine größere Aufmerksamkeit förderten die Entwicklung in der Damenabteilung. Doch noch an den Grundmauern bröckelt das Konstrukt. Die Frauen-Bundesliga zeigt auf, wie ungleich die Verhältnisse noch immer sind.


Die Zahlen vorneweg. Nach 15 Spieltagen steht die Frauen-Auswahl des FC Bayern München mit einer makellosen Bilanz von 45 Punkten und 59:3 Toren an der Tabellenspitze der Flyeralarm-Bundesliga. Mit nur fünf Zählern Rückstand folgt der VfL Wolfsburg auf Rang zwei. Zusammen holten die beiden Spitzenreiter mehr Punkte, als die untersten sieben Klubs der Tabelle im Verbund.

Dieser Fakt macht schnell deutlich, welche enorme Diskrepanz bei der Leistungsdichte herrscht. Speziell mit dem Durchmarsch der Bayern verzerrte sich das Bild in der Liga noch einmal deutlich. Dass nicht einmal alle Frauen trotz des Profi-Fußballs ohne einen anderen Job auskommen, macht die Situation noch unausgeglichener.

Trotz unebenbürtiger Liga international auf Augenhöhe

Dabei mag der Blick auf das Gesamtbild trügen. Allein in dieser Saison stehen mit dem VfL Wolfsburg und Bayern München zwei Klubs im Viertelfinale der Champions League. Letztes Jahr mussten sich die Wölfinnen bekanntlich erst im Finale geschlagen geben. Während die internationale Ausbeute passt und das Niveau bei den Frauen-Topteams auf einem Höchststand ist, reicht die Qualität in der Liga nicht für einen fairen Wettbewerb.

Alexandra Popp, Svenja Huth, Karina Saevik, Fridolina Rolfo
In der Champions League sind Wolfsburg und die Bayern erfolgreich unterwegs / Martin Rose/Getty Images

Viel eher kämpfen Vereine wie der MSV Duisburg, Werder Bremen oder der SV Meppen um jeden einzelnen Zähler. Und selbst die Traditionsvereine wie der SC Sand oder die SGS Essen haben es von Tag zu Tag schwerer. Diese Teams können die große Last nicht mehr stemmen, die mit jeder neuen Saison aufgebürdet werden muss.

Gegen die Topklubs ist man komplett chancenlos. Für den durchaus spannenden Kampf um den Klassenerhalt fehlt es dagegen an Aufmerksamkeit und den entscheidenden Mitteln. Seit der Saison 2016/17 blieben vier Absteiger bei weniger als zehn Punkten aus der gesamten Spielzeit. Von fairem Wettbewerb kann dabei nicht die Rede sein. Die Suche nach Lösungsansätzen gestaltet sich aber schwierig.

Geht Frauen-Bundesliga ohne erstklassige Herren-Abteilung?

Was natürlich auffällt, ist, dass es speziell die Vereine ohne ein Herrenteam in der Bundesliga besonders schwer haben. Bei diesen Klubs fehlen die Ressourcen, um eine bestmögliche Entwicklung bei den Damen voranzutreiben. Während die etablierten Stützpunkte und Ballungszentren vorneweg marschieren, fehlt es dem Rest vor allem in Zeiten der Pandemie am nötigen Geld.

Eine Lösung wäre es, einen gemeinschaftlichen Pool einzurichten, bei dem vor allem die schwächsten Klubs gefördert werden könnten. Bayern und Wolfsburg müssten dabei aber so viel investieren, dass der eigene Fortschritt, der im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz weiter vorangetrieben werden muss, selbst stocken würde.

Lea Schuller
Auch bei der Nationalelf sind die kleineren Bundesligisten kaum vertreten / Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Auch eine Aufteilung der Liga ergibt nur wenig Sinn. Schon jetzt umfasst das Oberhaus gerade einmal zwölf Teams. Dazu gibt es aus der 2. Bundesliga Süd und Nord stets je einen Aufsteiger. Da die internationale Belastung nicht allzu hoch ist, würde die Balance fehlen.

Eine weitere Idee wäre die Einführung der Europa League bei den Frauen. Bisher hat sich nur die Königsklasse etabliert. Gerade für ambitionierte Teams, die aber immer hinter dem Topduo stehen werden, würde der Schwester-Wettbewerb Sinn ergeben. Mehr Prämien und Aufmerksamkeit aus ganz Europa würden so manchen Verein deutlich nach vorne bringen.

Der BVB könnte den Frauen-Fußball revolutionieren

Es ist schwer abzusehen, wo die Entwicklung der Frauen-Bundesliga hinführen wird. Hoffnung auf deutlich mehr Spannung und einen faireren Wettbewerb bietet aber ausgerechnet Borussia Dortmund. Als einer von vielen etablierten Standorten hatte der BVB noch keine Damen-Abteilung eröffnet. Mit der kommenden Saison wird sich dies ändern.

Zweifelsohne muss der Verein erst einmal den Sprung aus der Kreisliga B in den Profi-Bereich schaffen. Doch mit dem Talent und den Strukturen in der Region, werden es die Schwarz-Gelben wohl in wenigen Jahren bis in die Bundesliga vorrücken. Ein weiterer, enorm ambitionierter Verein könnte der einsamen Spitze also einheizen.

Everyday Life In Germany Impacted By Coronavirus Fears
Kann Dortmund auf lange Sicht zu den Top-Teams aufschließen? / Lars Baron/Getty Images

Darüberhinaus zeichnet sich auch bei den Teams aus Frankfurt, Hoffenheim, Leverkusen oder Freiburg ab, dass der nächste Schritt bald kommen könnte. Es deutet vieles daraufhin, dass die Frauen-Bundesliga bald an Attraktivität und Qualität gewinnen wird.

Dass die traditionsreichen, aber eben schwächeren Damen-Abteilungen nach und nach aus der Erstklassigkeit verschwinden, ist dagegen ein schmerzhafter Prozess. Ohne Hilfe von außen werden sich Potsdam oder Essen nicht mehr lange gegen die Übermacht wehren können.

An Herausforderungen mangelt es im Frauen-Fußball also nicht. Doch nicht alle Anstrengungen werden am Ende zum Ziel führen.