DFB-Pokal | Schalke besiegt Schweinfurt mit 4:1 - Eher schlecht als recht, aber verdient

Die Schalker Jubeltraube nach dem Treffer: S04 zieht in die nächste Pokalrunde ein
Die Schalker Jubeltraube nach dem Treffer: S04 zieht in die nächste Pokalrunde ein / Lukas Schulze/Getty Images
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Schalke 04 gewinnt das Pokal-Duell gegen den 1. FC Schweinfurt mit 4:1 und zieht somit in die nächste Runde ein. Die Mannen von Manuel Baum haben sich den Sieg zwar verdient gehabt, der Spielverlauf war allerdings eher schlecht als recht - mit der Art und Weise wird man nicht ganz zufrieden sein.

Schalke 04 gewinnt das erste Pflichtspiel seit dem 4. Februar und schießt dabei vier Tore. Was sich auf den ersten Blick nach einer ungefährdeten und souveränen Partie gegen den Regionalligisten des 1. FC Schweinfurt anhört, war über weite Strecken das genaue Gegenteil. Die Durststrecke von 22 sieglosen Spielen ist aber noch nicht gebrochen, da sich diese Statistik auf die Bundesliga bezieht.

Schon vor dem Spiel sorgte Cheftrainer Manuel Baum für einige Überraschungen: Nachdem er sich im Vorfeld zur Partie noch nicht sicher war, wie viel und an welchen Stellen möglicherweise rotiert werden sollte, kam es im Gegensatz zum Spiel gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Freitag zu satten acht Veränderungen: Ralf Fährmann startete im Tor, Benjamin Stambouli und Hamza Mendyl rückten ebenso in die Startelf wie Benito Raman, Vedad Ibisevic, Nabil Bentaleb, Steven Skrzybski und Alessandro Schöpf. Damit hatte er sich für einen kompletten Austausch der Offensive entschieden.

S04-Coach Manuel Baum entschied sich für viel Rotation
S04-Coach Manuel Baum entschied sich für viel Rotation / Lukas Schulze/Getty Images

Schalke teilweise mit sichtbaren Problemen - Schweinfurt trotz Aus engagiert

Das Spiel begann, wie es beginnen musste: Hochmotivierte, teilweise sogar übermotivierte Schweinfurter wussten die Schalker Unsicherheit auszunutzen, in dem sie mutig, hoch und aggressiv in die Zweikämpfe gingen und den Knappen somit keinerlei Zeit ließen, sich in Ballbesitz warmspielen zu lassen. Dementsprechend hatte der theoretische Gastgeber aus der vierten Liga (dennoch in der Veltins-Arena) auch die ersten Schüsse in Richtung gegnerisches Tor, die über weite Teile aber ungefährlich blieben.

Immer wieder spielten sie lange Bälle auf die letzte S04-Reihe, wodurch die beiden Innenverteidiger oftmals in gefährliche zwei-gegen-zwei-Situationen gerieten. So auch in der 37. Minute, als Martin Thomann Malick Thiaw auszuspielen wusste, wodurch er die Führung für Schweinfurt erzielte. Nur zwei Minuten später konnte Ibisevic, nach einer Kurzpass-Vorlage von Skrzybski, allerdings ausgleichen.

Der Treffer zum 1:1-Ausgleich: Auch Vedad Ibisevic konnte für Schalke treffen
Der Treffer zum 1:1-Ausgleich: Auch Vedad Ibisevic konnte für Schalke treffen / Lukas Schulze/Getty Images

Eine Halbzeit, die für viele Sorgenfalten bei den Schalke-Anhängern sorgte. Von der potenziellen Überlegenheit des Bundesligisten, sportliche Krise hin oder her, war bis dahin nichts zu sehen. Viel Unruhe, viele unnötige Ballverluste, spürbar zu wenig oder gar falsches Bewegen ohne Ball - Fehler, die in keinem Auftritt passieren dürfen, die nach wie vor aber auf der Tagesordnung stehen. In der 44. Minute konnte Schöpf, nach einem Lattentreffer Skrzybskis, die etwas glückliche Führung erzielen.

Thiaw, der eine vergleichsweise unsichere erste Hälfte spielte, wurde zur zweiten Halbzeit durch Salif Sané ersetzt. Einige durchaus sehr hartnäckige Fouls ohne Gelbe Karten und ein paar halbherzige Torchancen weiter war es schließlich erneut Schöpf, der in der 81. Minute den erlösenden Treffer zum 3:1 aus etwa 18 Metern ins linke Eck setzen konnte. Die Unsicherheit war von diesem Zeitpunkt an spürbar gelöst, sodass das 4:1 von Raman ebenfalls ganz ansehnlich herausgespielt wurde.

In der 70. Minute jedoch hatte Schweinfurt durch einen Foulelfmeter, verursacht durch Sané, die Möglichkeit den 2:2-Ausgleichstreffer zu erzielen. Fährmann konnte den eher schwach geschossenen Strafstoß halten - wer weiß, wie Königsblau auf den erneuten Rückschlag reagiert hätte, zumal der ohnehin motivierte Außenseiter erneut Auftrieb bekommen hätte. Dazu kam es schlussendlich aber nicht.


Schalke siegt gegen Schweinfurt: Schönreden aber verboten - das Spiel in der Zusammenfassung

Am Ende kann man das Spiel in verschiedene kleine Themen unterteilen, die den Spielverlauf und die Leistung der Gelsenkirchener gut zusammenfassen.

1. Ein verdienter S04-Sieg: Aber mit mehr Problemen, als es ihnen recht sein kann

Freude und Jubel über die Tore: S04 darf sich freuen
Freude und Jubel über die Tore: S04 darf sich freuen / Lukas Schulze/Getty Images

Der Sieg war für Schalke verdient. Achtzehn zu acht Schüsse insgesamt, davon elf zu vier auf das jeweilige Tor. Blau-Weiß mit insgesamt vier Großchancen, Schweinfurt mit einer. Dazu hatte die Truppe von Baum dieses Mal auch elf Schüsse innerhalb des Sechzehners abgeben können - das darf und muss man erwarten, und dennoch ist es ein wichtiger Aspekt gewesen.

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass es über die ganzen 90 Minuten nur wenige und kürzere Strecken gab, in denen Schalke das Spiel wirklich sicher unter Kontrolle hatte. Man tat sich teilweise sehr schwer die eigentlich normale Überlegenheit auf den Platz zu bringen. In neutralen Trikots hätte man in der ersten Halbzeit keinen Bundesligisten unterscheiden können, das ist auch Teil der Wahrheit.

Nicht nur der Sieg, sondern auch die vier Tore müssen nun zum einen gefeiert und genossen, zum anderen auch genutzt werden - völlig egal ob Viertligist, oder was auch immer. Trotz der vor allem anfänglichen Probleme wird es von elementarer Bedeutung sein, dieses gute Gefühl zu konservieren und am Samstag (um 15:30 Uhr) gegen Mainz 05 zu nutzen.


2. Baum mit viel Rotation: Manch einer kann es deutlich besser nutzen

Alessandro Schöpf war gegen Schweinfurt der Matchwinner für S04
Alessandro Schöpf war gegen Schweinfurt der Matchwinner für S04 / Lukas Schulze/Getty Images

Mit der sehr gewagten und - vor allem in der ersten Hälfte - vielleicht etwas zu riskanten Rotation gab Baum einigen Spielern zum einen die Chance, sich zu zeigen, aber auch die Verantwortung, für ein sehr solides Spiel zu sorgen - diese Aufgabe setzte der ein oder andere spürbar besser um, als manch ein Teamkollege.

Alessandro Schöpf lieferte beispielsweise eine sehr gute Partie ab, auch wenn es zwischendurch nicht so sehr auffiel. Neben den beiden sehr wichtigen Toren konnte er einen weiteren Treffer vorbereiten, seine beiden Dribblings waren erfolgreich, 60 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er. 92 Prozent seiner Pässe fanden den Mitspieler, davon galten fünf als 'wichtig'.

Auch Nabil Bentaleb konnte, abgesehen von einigen unnötigen Ballverlusten, überzeugen - ebenso Benito Raman, der speziell in Halbzeit eins aber etwas verloren wirkte. Hamza Mendyl, für Bastian Oczipka in die Startelf gerückt, konnte dem Spiel nicht wirklich seinen Stempel aufdrücken: Er gewann lediglich zwei seiner sechs Zweikämpfe, verlor 14 Mal den Ball, gestaltete eins von drei Dribblings positiv und brachte lediglich einen von vier Flanken an den Mann. Gegen Mainz wird wohl Oczipka wieder starten.


3. Schiedsrichter Jablonski sorgt für Frust und Irritation

Zwischen Unverständnis und teils groben Fouls: Sven Jablonski konnte nicht überzeugen
Zwischen Unverständnis und teils groben Fouls: Sven Jablonski konnte nicht überzeugen / Lukas Schulze/Getty Images

Ein Mann auf dem Feld, der keineswegs zu überzeugen wusste, war Schiedsrichter Sven Jablonski. In einer vor allem zu Beginn sehr hektischen und unruhigen Partie wusste er das Spiel nicht zu beruhigen und von Anfang an klare Zeichen zu setzen. Dadurch verpasste er es, den Spielern eine klare Linie zu vermitteln.

Die Schweinfurter, die selbstverständlich bis in die Haarspitzen motiviert und engagiert waren, langten teils sehr hart zu. Kristian Böhnlein alleine hatte vier sehr klare Fouls für sich zu verbuchen, darunter Aktionen, in denen er völlig offensichtlich nur in den Gegenmann rauschte - gegen Sané sogar sehr nah an der Roten Karte, was mit Video-Assistent vermutlich für einen Blick auf den Monitor gesorgt hätte.

Das Karten-Management Jablonskis war weder für die eine, noch die andere Seite durchsichtig und stringent, was für mehrere unverständliche und sogar hitzige Momente sorgte. Die Elfmeter-Entscheidung kann im Nachhinein als durchaus richtig angesehen werden, auch wenn sie keineswegs so klar war, wie der Unparteiische sie gegenüber Sané (inklusive Gelber Karte) zu vermitteln versuchte. Eine tatsächlich schlechte Leistung in einem sehr lange spannenden Spiel.