Revanche für DFB-Frauen nötig: Die Vorschau zum Nations-League-Spiel gegen Dänemark

Dänemarks Katrine Veje (links) im Zweikampf mit Jule Brand
Dänemarks Katrine Veje (links) im Zweikampf mit Jule Brand / Maja Hitij/GettyImages
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Wenn die DFB-Frauen ihre Chance auf Olympia 2024 wahren wollen, muss am 1. Dezember ein Sieg her: In Rostock trifft Deutschland im fünften Gruppenspiel der Nations League auf Dänemark. Alles Wichtige zum Spiel - Infos zur Übertragung hier.

Die Ausgangslage

Vier Partien sind in der Nations League schon gespielt, zwei fehlen noch. Deutschland konnte zweimal gegen Island und einmal gegen Wales gewinnen - aber das Hinspiel in Dänemark verlor die DFB-Elf mit 0:2.

Da die Däninnen in den restlichen Spielen verlässlich punkten konnten, liegen sie mit zwölf Punkten auf dem ersten Platz. Deutschland folgt mit neun Zählern auf dem zweiten Rang, Island und Wales haben nur noch theoretische Chancen auf den Gruppensieg.

Die Sieger aller vier Gruppen der Liga A in der Nations League qualifizieren sich für das Halbfinale. Die beiden Finalistinnen lösen dann das Ticket für Paris 2024. Gegebenenfalls könnte aber auch der dritte Platz reichen, da Frankreich als Gastgeber bereits automatisch qualifiziert ist.

In jedem Fall muss Deutschland Erster werden, um nicht das zweite Olympia-Turnier in Folge zu verpassen. Da bei Punktgleichheit der direkte Vergleich ausschlaggebend ist, benötigt das Team von Interimstrainer Horst Hrubesch einen Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied.

Horst Hrubesch
Interimstrainer Horst Hrubesch / Simon Hofmann/GettyImages

So lief das Hinspiel

Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied ist keine leichte Aufgabe, denn beim Hinspiel in Dänemark erspielte sich Deutschland nur eine wirklich klare Chance. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit rannte das DFB-Team in den letzten 45 Minuten pausenlos an, blieb aber zu harmlos.

Auch Dänemark hatte über weite Strecken keine klaren Chancen. Aber die Mittelstürmerin Amelie Vangsgaard war zweimal nach individuellen Fehlern einer verunsicherten DFB-Elf zur Stelle - beide Außenverteidigerinnen patzten im Hinspiel. So war die Niederlage am Ende nicht unverdient.


Die bisherigen Nations-League-Spiele von Deutschland und Dänemark

Deutschland stand nach der Niederlage zum Auftakt bereits stark unter Druck. Eine weitere Niederlage hätte fast sicher den Olympia-Traum zum Platzen gebracht. Die drei weiteren Spiele konnte die Hrubesch-Elf aber gewinnen - mal mehr, mal weniger souverän.

Gegen Island konnte Deutschland zweimal gewinnen und kassierte dabei kein Gegentor. Das lag aber auch maßgeblich an der Offensivschwäche der Gegnerinnen aus dem hohen Norden. In beiden Spielen zeigte sich das DFB-Team leicht verbessert, aber die üblichen Problemchen schleppen sie weiterhin mit sich herum.

Fehlendes Tempo und Genauigkeit in der Offensive, und teils verblüffende defensive Patzer sind auch Monate nach dem WM-Aus noch ein Thema. Island und auch Wales sind da nicht in die Kategorie "Härtetest" einzuordnen. Beim 5:1 gegen Wales war vor allem die individuelle Klasse von Schüller und Gwinn ausschlaggebend.

Giulia Gwinn
Gwinn zeigte zuletzt starke Leistungen / Simon Hofmann/GettyImages

Dänemark konnte aber auch nicht immer auf ganzer Linie überzeugen. Die Elf von Neu-Trainer Andrée Jeglertz gewann jedes Spiel, konnte dabei aber selten glänzen. Einem 5:1 gegen Wales folgten zwei knappe Siege.

Beim 1:0 gegen Island besorgte Amalie Vangsgaard, Doppelpackerin gegen Deutschland, den späten Siegtreffer. Das Halloween-Spiel gegen Wales war souveräner - aber ein Offensiv-Feuerwerk brannte Dänemark auch hier nicht ab. Die Skandinavierinnen werden sich wohl gegen Deutschland vor allem auf das Kontern verlegen.


Das sind die Gegnerinnen

Trainer Andrée Jeglertz hat Dänemark eine neue Handschrift verpasst: Der Schwede übernahm nach der WM das Ruder, er gewann mit Umea bereits die Champions League der Frauen. Unter seinem Vorgänger Lars Sondergaard hatte Dänemark oft ein gutes Aufbauspiel, war nach vorne aber zu berechenbar.

Unter Jeglertz will sich Dänemark auf seine Stärken besinnen, und das sind vor allem die schnellen Gegenstöße. Im Sturm hat Dänemark einige sehr gefährliche Spielerinnen. Auch im Mittelfeld gibt es viel Talent (Kathrine Kühl, Sofie Bredgaard), aber noch nicht auf dem höchsten Level - daher ergibt es Sinn, dass Dänemark den Anspruch von Ballbesitzfußball erstmal etwas aufgegeben hat.

Eine zweite Herausforderung für Jeglertz war die Abhängigkeit von Pernille Harder - und gleichzeitig, die beste Rolle für den Star von Dänemark zu finden. Bei der WM spielte sie zum Missfallen vieler Fans meist im Sturm, unter dem neuen Trainer ist Harder eher auf die 10 gerückt. Dort konnte sie sehr überzeugen - bis zu ihrer Verletzung im Oktober.

Harder wird für das wichtige Spiel gegen Deutschland wohl noch ausfallen. Bayern-Coach Alexander Straus sagte zumindest, dass er erst nach der Länderspielpause mit einem Comeback rechne. Ihr Ausfall tut Dänemark sehr weh, denn Harder vereint auf einzigartige Art und Weise Kreativität und Torgefahr. Im Sturm stehen mit Amalie Vangsgaard (vier Treffer in vier Nations-League-Spielen) und Caroline Moller weitere gefährliche Spielerinnen - aber zu ihnen muss der Ball erstmal kommen.

Amalie Vangsgaard
Torgefährlich: Amalie Vangsgaard / BSR Agency/GettyImages

Team-News und Verletzungen

Im Vergleich zur WM hat sich die Personallage beim DFB-Team deutlich entspannt. Gegen Dänemark muss die deutsche Mannschaft ohne die zuletzt formstarke Lea Schüller auskommen. Die Angreiferin vom FC Bayern hat sich in der Champions League gegen Paris Saint-Germain verletzt. Außerdem fehlen, neben Langzeitverletzten wie Carolin Simon, die beiden Wolfsburgerinnen Lena Oberdorf (Rückenprobleme) und Felicitas Rauch (Zehenverletzung).

Zurück im Team sind hingegen Kapitänin Alexandra Popp, Torhüterin Merle Frohms und Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann. Das Trio hatte zuletzt aufgrund von Verletzungen gefehlt. Dass die drei Leistungsträgerinnen für das Top-Spiel wieder fit sind, ist sicher eine wichtige Nachricht.

Bei Dänemark sind die meisten Spielerinnen fit. Im Sturm fehlt aber neben Pernille Harder auch Signe Bruun von Real Madrid, die sich kurz vor der Länderspielpause verletzt hatte.


Voraussichtliche Aufstellungen

Bei Deutschland stellen sich einige interessante Fragen: Wer spielt statt Lena Oberdorf auf der Sechs? Wie sieht die Innenverteidigung aus? Wer darf auf der Zehn ran? Die Aufstellung wird wohl deutlich anders aussehen als beim letzten Spiel gegen Island.

Im defensiven Mittelfeld ist Elisa Senß, die bei Leverkusen schon lange starke Leistungen zeigt, zum Team gestoßen. Sie könnte gegen Dänemark direkt ihr Debüt geben. In Abwesenheit von Lea Schüller könnte auch Laura Freigang, die bei Frankfurt trifft und trifft, wieder in der Startelf stehen.

Voraussichtliche Aufstellung von Deutschland: Frohms - Gwinn, Kleinherne, Hegering, Linder - Senß, Nüsken - Huth, Freigang, Bühl - Popp

Voraussichtliche Aufstellung von Dänemark: Lene Christensen - Stine Ballisager, Isabella Obaze, Sofie Svava, Katrine Veje - Sofie Bredgaard, Kathrine Kühl, Frederikke Thøgersen, Sanne Troelsgaard - Mille Gejl, Amalie Vangsgaard


Prognose

Gegen Dänemark erwartet die DFB-Frauen ein ebenso wichtiges wie schwieriges Spiel. Eigentlich kann Deutschland Dänemark schlagen - das haben sie etwa bei dem 4:0 bei der EM 2022 bewiesen. Aber die Elf von Horst Hrubesch darf sich nicht wie im Hinspiel unnötige Patzer erlauben und braucht vorne viel Tempo.

Prognose: 2:0 für Deutschland