Deutschland - Elfenbeinküste: In memoriam Robert Enke!

TORSTEN SILZ/Getty Images
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In nicht einmal mehr 48 Stunden absolviert die deutsche Fußball-Olympiamannschaft ihr wegweisendes Vorrunden-Spiel gegen die Elfenbeinküste (Mittwoch, 10.00 Uhr). Es geht um nicht weniger als den Einzug ins Viertelfinale. Im historischen Kontext gab es diese Paarung übrigens erst einmal. Unter den denkbar traurigsten Umständen.


Denn Fußball-Deutschland trauert noch an diesem 18. November 2009, als sich deutsche und ivorische Fußballer zum ersten Mal in ihrer Geschichte gegenüber stehen.

Der Schock über Robert Enkes Freitod, nur acht Tage zuvor, sitzt noch tief in den Herzen der Fans.

Erst drei Tage vor diesem Testlauf für die anstehende Weltmeisterschaft in Südafrika, am 15. November, hat in der Hannoveraner AWD-Arena vor 40. 000 Menschen eine ergreifende Trauerfeier zu Ehren des Nationaltorhüters stattgefunden, der viel zu jung freiwillig aus dem Leben geschieden war.

Das eigentlich für den Samstag, den 14. November, anberaumte Testspiel gegen Chile ist zudem abgesagt worden. Doch die brutale Unnachgiebigkeit des Profi-Sports verlangt nun, keine acht Tage nachdem Enke seinem Leben an einem Bahnübergang ein Ende gesetzt hat, die Austragung des Testspiels gegen die Westafrikaner.

Kleine und große Gesten der Trauer und Anteilnahme

Nur 33.000 Zuschauer füllen die Tribünen der Veltins-Arena zu Gelsenkirchen, als die Mannschaften auf den Platz laufen. Mit einer kleinen, fast unbemerkten Geste legt Michael Ballack ein rotes Trikot auf die Ersatzbank des DFB-Teams. Es trägt die Nummer 1. Es ist das Trikot von Robert Enke.

Trotz seines Ganges in eine andere Welt ist er auch an diesem Abend noch für jeden präsent. Denn auch die Fans scheinen von dem Geschehen auf dem grünen Rasen weiter weg zu sein, als sonst. Über dem Stadion liegt irgendwie eine unwirkliche, eine beklemmende Stimmung.

Germany's head coach Joachim Loew and Ge
Ein letzter Gruß in den Himmel: Bundestrainer Jogi Löw und sein Co-Trainer Hansi Flick / AFP/Getty Images

Auch für den Gegner eine schwer zu bewältigende Situation. Die Afrikaner haben sich T-Shirts übergestreift mit dem Aufdruck: "In memoriam Robert Enke". Doch keine Worte der Welt können über den Verlust dieses von seinen Mitspielern so hochgeschätzten Kollegen hinwegtrösten. Schön ist die Geste trotzdem.

Philipp Lahm, Per Mertesacker, Stefan Kiessling, Lukas Podolski, Tim Wiese, Heiko Westermann, Piotr Trochowski, Mesut Oezil, Bastian Schweinsteiger, Jerome Boateng, Thomas Hitzlsperger
Die Erinnerung an Robert Enke schwebte über dem Spiel gegen die Ivorer / Boris Streubel/Getty Images

An diesem Abend steht zunächst Werder Bremens Tim Wiese im Tor. In diesem rechteckigen Raum von 7,32 Metern Länge und 2,44 Metern Höhe, in dem sich Robert Enke über so viele Jahre so viel wohler als im wahren Leben gefühlt hatte.

"Wir dachten, mit Liebe geht das!"

Bis die Schatten in seiner Seele auch diesen vom gleißenden Licht der Öffentlichkeit gefüllten Platz in seinem Leben verdüsterten. "Wir dachten", so Enkes Witwe Teresa bei der Trauerfeier in Hannover, "mit Liebe geht das."

So wie die Liebe zueinander das Paar schon über die Tragödie des Todes ihrer zweijährigen Tochter, drei Jahre zuvor, getragen zu haben schien.

Mit der Adoption eines zweijährigen Mädchens, nur wenige Monate vor dem fatalen Schlussakkord an einem Bahnübergang nahe Hannover, schien die Verbindung an Stärke gewonnen zu haben, schien der Kampf gegen das Schicksal siegreich bestritten zu sein.

Doch die Geister aus dem zwielichtigen Labyrinth des Innersten, des für Außenstehende nicht Sichtbaren, waren am Ende zu mächtig.

Das Spiel gegen die Elfenbeinküste, das an diesem Novemberabend eigentlich keiner spielen und auch keiner sehen wollte, endete am Ende mit einem 2:2-Remis.

Lukas Podolski
Lukas Podolski, zweifacher Torschütze an diesem Abend, widmet seine Treffer dem verstorbenen Nationalmannschaftskollegen / Boris Streubel/Getty Images

Doch es war kein Spiel, wie jedes andere. Es war der letzte Teil eines schmerzhaften Abschieds von einem sympathischen Profi-Sportler, der den titanischen Kampf gegen seine eigenen Dämonen verloren hatte.