Der Ball rollt unaufhörlich weiter - doch was nimmt man aus der Krise mit?

Nach dem Finale bleibt nicht viel Zeit zur Regeneration
Nach dem Finale bleibt nicht viel Zeit zur Regeneration / MANU FERNANDEZ/Getty Images
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Die besondere Saison 2019/20 steht vor dem Abschluss. Nach dem Finale der Champions League bleiben aber für viele Teams nur wenige Tage, bis die neue Spielzeit wieder anläuft - mancherorts rollt der Ball sogar jetzt schon wieder.

Noch vor dem Endspiel in der Königsklasse begann die französische Ligue 1 bereits gestern wieder mit den ersten Partien der Saison 2020/21, nachdem die Vorsaison Wochen vor dem eigentlichen Ende abgebrochen wurde - Corona sei Dank.

Die Pandemie sorgte für ein historisches Jahr 2020 und wird in ihren Folgen auch für den Fussball erst später richtig bemessen werden können. Denn nicht nur in Frankreich spielt man schon wieder, auch die Bundesliga beginnt bereits am 18. September - eine Woche vorher steht die erste Runde des DFB-Pokals an.

EM wirft ihre Schatten voraus

Die auf den nächsten Sommer verschobene EM "2020" wirft zudem ihre Schatten voraus und wird dafür Sorgen, dass die Teams nach der Belastung durch die corona-bedingten Trainingsausfälle und -wiederaufnahmen auch keine reguläre Winterpause haben werden.

Die Belastung wird dementsprechend ungewohnt hoch ausfallen und damit weiter Öl in ein Feuer gießen, dass spätestens durch Klopps Beschwerden über zu viele Spiele in zu kurzer Zeit noch VOR der Corona-Krise entfacht wurde.

Doch der Rubel muss rollen, das Kartenhaus darf nicht einstürzen. Wo meist auf das Überleben der kleineren Klubs oder der "normalen" Angestellten von Bundesliga-Vereinen verwiesen wurde, ging es wohl auch eher um den Status-Erhalt der Platzhirsche und großen Verbände, die in ihren Milliarden-Konstrukten von einer möglichst schnellen Wiederaufnahme des Spielbetriebs abhingen.

Für den Fan bedeutet dies, statt Stadionatmosphäre Übertragungen von Geisterspielen zu ertragen - auch die kommende Saison in der Bundesliga wird vorerst ohne Zuschauer vor Ort stattfinden.

Die Sitzschalen in der Bundesliga bleiben auch in der neuen Saison vorerst leer
Die Sitzschalen in der Bundesliga bleiben auch in der neuen Saison vorerst leer / DeFodi Images/Getty Images

Dennoch kann man sagen, dass die Krise auch aufgezeigt hat, inwiefern altbekannte Strukturen zu überdenken sind. Nicht nur bezogen auf ein krisensicheres Wirtschaften der Klubs, auch andere Bereiche könnten sich als diskussionswürdig beweisen.

Das Finalturnier der europäischen Wettbewerbe war - bis auf die fehlenden Zuschauer - eine nette Abwechslung. Statt langweiliger "Sicherheitskonferenzen" in den Hinspielen konnte man sehen, dass ein einziges Entscheidungsspiel eine ganz andere Dynamik entwickeln kann, zudem fiel der unsägliche Auswärtstor-Vorteil bei einer etwaigen Verlängerung im Rückspiel weg.

Für die Zukunft sollte man darüber nachdenken, diesen Modus zu benutzen, auch wenn dadurch einige Spiele und deren TV-Gelder wegfallen würden. Nicht nur wäre ein jährliches Finalturnier an einem neutralen Ort für die Fans und die Underdogs interessanter, es würde zudem für eine Entlastung des ohnehin schon überfüllten Termin-Kalenders der Top-Klubs sorgen.

Zusätzlich wurde die Thematik der mit Unsummen ermöglichten Spielertransfers in den Fokus gerückt. Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie setzen viele Vereine in diesem Sommer auf Leih-und Tauschgeschäfte, planen ihre Transfers gefühlt sinnvoller.

Auch dies sollte man sich als Ausgangspunkt für eine zukünftige Gestaltung der in den letzten Jahren aus dem Ruder gelaufenen Investitionen dienen. Ob salary-cap oder trade-ähnliche Geschäfte - zumindest wäre die Möglichkeit und die Aufmerksamkeit jetzt gegeben, um diese Themen anzugehen.

Letztlich ist es paradox zu erwähnen, dass der momentan ausgeschlossene Fan der große Gewinner dieser Zeit sein wird. Denn obwohl er momentan darben muss wurde überdeutlich, wie wichtig die Anhänger im Stadion für das Erlebnis an den Bildschirmen und auf dem Platz für die Marke Fussball ist.

Nach all den unschönen Szenen in den Stadien und die Verteufelung von Ultras kurz vor der Pandemie ein sicher unerwartet angenommenes Geschenk für die Stadiongänger.