"Debattieren, wem der Profifußball wirklich gehört": Ex-DFL-Chef Seifert über Fanproteste und 50+1

Christian Seifert, der ehemalige Geschäftsführer der DFL, hat sich über die Fanproteste rund um den geplatzten Investoreneinstieg geäußert. Außerdem regte der 54-Jährige eine Diskussion über die 50+1-Regel an.
Christian Seifert
Christian Seifert / Mathis Wienand/GettyImages
facebooktwitterreddit

Im Interview mit der Schwäbischen Zeitung erklärte Seifert: "50+1 ist in der Realität doch in Wahrheit eher 5+95, weil man selten mehr als fünf Prozent an Vereinsmitgliedern vorfindet, die tatsächlich bei Mitgliederversammlungen abstimmen. Und das ist auch häufig so gewollt."

So sei es etwa bei keinem der 36 Profiklubs möglich, per Briefwahl abzustimmen, so Seifert, der von 2005 bis 2021 als Geschäftsführer der Deutschen-Fußball-Liga (DFL) tätig war, weiter. "Hat dann wirklich der gesamte Verein das letzte Wort?", fragte er rhetorisch.

Seiferts Auffassung nach würde sich der Profifußball "einen Gefallen tun, mal ganz offen und ehrlich anzusprechen, wo er eigentlich steht, was und wie viel die 36 Klubs noch gemeinsam haben, wie es in der Realität um 50+1 steht, usw..“ Er könne zwar verstehen, dass es bei diesem Thema unterschiedliche Meinungen gebe, glaube aber, "es wäre an der Zeit, aufrichtig darüber zu debattieren, wem der Profifußball wirklich gehört." Diese Diskussionen müssten jedoch andere führen, fügte er hinzu. Seifert ist seit 2022 als Unternehmer aktiv und konzentriert sich mit der Streaming-Plattform Dyn Media auf Übertragungen von Sportarten jenseits des Fußballs.

"Ich finde Protest durchaus legitim..."

Über die Proteste gegen den DFL-Investorendeal zeigte sich der ehemalige Liga-Funktionär nicht überrascht. "Eine lautstarke Gruppe hat es geschafft, die Klubs einknicken zu lassen, die zuvor ein bisschen dafür waren, aber eben nicht so richtig", so Seiferts Urteil zu den Geschehnissen der vergangenen Wochen.

"Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde Protest durchaus legitim", fuhr er fort. "Die Frage ist jedoch: Sind diejenigen, die ihre Meinung da lautstark vertreten, wirklich DIE Fans oder eben doch nur einige Fans. Objektiv betrachtet gibt es DIE Fans gar nicht."

"Ein Zehnjähriger, der mit dem Trikot zu Hause auf dem Sofa ein Spiel im Fernsehen sieht, [sei] genauso ein Fan, wie jemand, der hinter dem Tor, auf einem Business Seat oder auf der Gegengerade mitfiebert", betonte Seifert.


Weitere Bundesliga-News lesen:

feed