Das HSV-Szenario: Könnte Schalke einen potenziellen Abstieg überleben?
Von Yannik Möller

Spieltag für Spieltag rückt das Szenario Abstiegskampf näher an den FC Schalke heran, mit jeder sieglosen Partie verschlechtert sich die Ausgangslage. Der Abstieg als solcher ist zwar noch weit weg, andererseits aber wohl auch nicht mehr auszuschließen. Ob der Verein das auch (finanziell) überleben würde, ist eine weitere, aber sehr wichtige Frage.
Der Abstiegskampf ist noch kein richtiges Thema bei Schalke 04. Das hatte zuletzt auch Cheftrainer Manuel Baum erklärt, der darauf verwies, wie jung die laufende Saison doch noch ist. Damit hat er zwar recht, allerdings ist es auch ein Szenario, das unaufhaltsam immer näher rückt. Schließlich verändert sich die Tabellensituation wöchentlich, während Königsblau ohne Erfolge weiterhin im Sumpf feststeckt.
Sich mit dem Szenario des Abstiegs, und nicht nur das Kampfes davor, zu beschäftigen, ist also nur legitim - alles andere wäre allenfalls unprofessionell, vor allem für die interne Arbeit in Vorstand und Aufsichtsrat. Was der S04 auf der einen Seite noch umgehen könnte, kann ihn auf der anderen Seite ebenso gut erwischen, das zeigt nicht nur die sportliche, sondern vor allem auch die finanzielle Entwicklung des vor einigen Jahren regelmäßigen Champions-League-Teilnehmers.
Riesen-Kosten und Schulden belasten Schalke stark - Überlebenskampf eingeleitet?
Die große Frage, die über diesem Gedankengang schwebt: Könnte sich Schalke einen Abstieg erlauben, ohne dass der Klub dabei völlig auseinanderbrechen würde? Aufgrund diverser Hintergründe schätzt die Sport Bild dieses Szenario so ein, dass zum reinen Überleben (!) "massivste Einsparungen und ein Riesen-Umbruch" zweifelsfrei notwendig wären. Das Magazin beschreibt die aktuelle Lage, speziell aus Sicht der Finanzen, als "hochdramatisch".
Primär sind selbstverständlich die Schulden von inzwischen spürbar mehr als 200 Millionen Euro ein großes Laster. Dieser Tage, so der Bericht weiter, sei ein weiterer Kredit in Höhe von 30 Millionen Euro auf dem S04-Konto eingegangen - es ist der Kredit, der durch die Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gedeckt ist. Eine ganze Menge Geld, doch die Lage ist so verzwickt, dass diese 30 Millionen Euro lediglich dazu verwendet werden, den Laden auf gut Deutsch am Laufen zu halten.
Genau genommen geht es darum, dass beispielsweise Anleihen zurückgezahlt werden müssen. So soll im nächsten Jahr eine erste fällig werden, die etwa 16 Millionen Euro umfasst. Zwei weitere Jahre später, also 2023, wird die nächste Anleihe fällig, die ca. 34 Millionen Euro umfasst - bei dieser fallen jährlich weitere 1,7 Millionen Euro an Zinsen an, so die Sport Bild.
Zahlen, die den Klub wenig überraschend an den Rand des Überlebens drängen, speziell in Zeiten, in denen es keine ausverkauften Stadien und nicht wirklich stabile Medien-Gelder gibt.
Das größte Sorgenkind im Bezug auf die Kosten bei einem potenziellen Abstieg sind und bleiben (!) aber die Verträge. Schon seit Jahren ist es bekannt, dass es sich als Spieler auf Schalke sehr ordentlich verdienen lässt. Sicherlich keine Neuerscheinung der letzten ein, zwei Jahre. So soll Ralf Fährmann beispielsweise, der zurzeit von Leih-Keeper Frederik Rönnow verdrängt worden ist, derzeit über vier Millionen Euro verdienen. Der Vertrag des 32-Jährigen ist nicht nur bis 2023 datiert, sondern auch für die zweite Liga abgesichert. Das Problem: Nach Sport Bild-Informationen würde er auch dort noch satte 2,5 Millionen Euro verdienen.
Zahlen, die in der 2. Bundesliga utopisch sind. Der Durchschnitt in dieser Liga liegt pro Spieler bei etwa 250.000 Euro. Ein Vergleich, der wie ein schlechter Scherz klingt. Während auch Ex-Coach David Wagner pro Monat (!) rund 200.000 Euro bekommt, hat Sportvorstand Jochen Schneider immerhin damit beginnen können, die Spieler-Kosten um ca. zehn Prozent auf rund 70 Millionen Euro zu senken. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, der grundsätzlich - etwaiger Abstieg hin oder her - nur ein Anfang sein kann.
Erste Vorsichtsmaßnahmen hat Schalke bereits eingeleitet - eine Saison wird zum Gradmesser
Mit neuen Jugendspielern, wie beispielsweise Nassim Boujellab oder Malick Thiaw, vermutlich auch mit Can Bozdogan, sollen aber bereits potenziell Zweitliga-gültige Arbeitspapiere geschlossen worden sein, die dann auch ein angepasstes Zahlungsniveau vorweisen. Für den Fall der Fälle und als Absicherung.
Dass der Klub die Spielerberater darum gebeten hat, auf fünf Prozent ihrer jeweiligen Provision zu verzichten - und das offenbar ganz plump über Telefon - hat auf der einen Seite zwar für ein paar weitere Einsparungen gesorgt. Einige Berater aber auch "verstimmt" und vermutlich sehr verdutzt zurückgelassen.
Es ist und bleibt ein sehr wackeliges Gerüst, das mit dem sportlichen Erfolg etwas stabiler, oder mit dem drohenden Abstiegskampf auch weiter einstürzen könnte. Nicht zu vergessen die durchaus noch sehr rentablen Sponsoringverträge, die Marketing-Vorstand Alexander Jobst noch auf Champions-League-Niveau sieht. Auch diese dürften sich bei einem potenziellen Zweitligisten Schalke 04 nicht wiederholen lassen.