Das Derby im Westen: Köln trifft auf Gladbach - Ein Blick auf das Rheinderby am 13. Spieltag

Im Rheinderby zwischen Köln und Gladbach gehen Zweikämpfe gern mal über das Legale hinaus.
Im Rheinderby zwischen Köln und Gladbach gehen Zweikämpfe gern mal über das Legale hinaus. / INA FASSBENDER/GettyImages
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Der geneigte Bundesligafan mag sich am kommenden Wochenende wundern, dass das "Topspiel" am Samstagabend zwischen dem FC Bayern und Arminia Bielefeld ausgetragen wird. Nichts für ungut, aber das Duell zwischen dem Rekordmeister und dem aktuellen Tabellenvorletzten verspricht nicht unbedingt große Spannung zu bringen.

Zumal es am 13. Spieltag einige Spiele gibt, die dieses Prädikat weitaus mehr verdienen! Leipzig gegen Leverkusen beispielsweise, doch die Partie findet am Sonntag statt, da die Werkself donnerstags noch in der Europa League im Einsatz ist. Wolfsburg gegen Dortmund verspricht ebenfalls ein hochklassiges Spiel zu werden. Doch das intensivste Spiel am Samstag wird mit Sicherheit der Kracher zwischen dem Zwölften und dem Neunten der aktuellen Tabelle!

Klingt nicht so reizvoll? Nun, vielleicht klingt das Rheinderby besser! Der 1. FC Köln empfängt Borussia Mönchengladbach. Geißböcke gegen Fohlen. Die Domstädter gegen die Elf vom Niederrhein. Fans von beiden Mannschaften wissen, was in dem Duell steckt. 90min wirft einen Blick auf das Traditionsduell der beiden rheinischen Rivalen:


Kaum ein Duell bietet tatsächlich so viel Tradition wie ein Spiel zwischen Köln und Mönchengladbach. Am Samstagnachmittag treffen die beiden Klubs wettbewerbsübergreifend zum 104. Mal aufeinander. Begegnungen gab es in der ersten und zweiten Bundesliga, im DFB-Pokal und in den 70er-Jahren sogar viermal im UEFA-Cup.

Aus Gladbacher Sicht ist die Bilanz dabei eindeutig positiv, sie lautet: 56 Siege, 20 Unentschieden und 27 Niederlagen. Köln war also meist ein gutes Pflaster für die Borussia. Allerdings muss man natürlich auch einen Blick auf die aktuelle Situation beider Teams werfen, um den Kontext dieses Derbys zu verstehen.

Baumgart gibt dem Effzeh die nötige Energie, Modeste die notwendigen Tore

Der Effzeh steht mit 15 Punkten aktuell auf Platz zwölf, weit genug weg vom Abstiegsrennen, dass die Lage momentan nicht brenzlig aussieht. Unter Trainer Steffen Baumgart hat sich vor allem die emotionale Situation beim FC um einiges verbessert. Der gebürtige Rostocker geht als Hampelmann mit charakteristischer Mütze in jede Berichterstattung ein, er motiviert seine Mannschaft mit eigener Leidenschaft.

Hier herzt der FC-Trainer seinen Stürmer, gegen Union Berlin hatte dieser noch die Schiebermütze auf dem Kopf.
Hier herzt der FC-Trainer seinen Stürmer, gegen Union Berlin hatte dieser noch die Schiebermütze auf dem Kopf. / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages

Die positive Ausstrahlung des Trainers macht sich vor allem in den Leistungen seines Top-Stürmers bemerkbar. Anthony Modeste zeigt sich aktuell in der Topform aus den Jahren 2015-2017, in denen er beim FC 40 Tore in zwei Saisons erzielte. Gerade steht der französische Goalgetter bei acht Treffern in zwölf Spielen sowie einer gestohlenen Mütze seines Trainers. Ebenjene Bilder sind es auch, welche die positive Energie der Geißböcke in der aktuellen Saison aufzeigen.

Gladbach steht zwischen Pokal-Euphorie und Ligaalltag

Am Niederrhein war die Stimmung zu Beginn der Saison noch etwas gedämpft, die Mannschaft von Ex-Frankfurt-Coach Adi Hütter zeigte inkonstante Leistungen und konnte sich nicht in den erhofften Rängen etablieren. Nach einem starken 1:1-Unentschieden gegen die Bayern zum Auftakt gab es eine deftige 0:4-Klatsche in Leverkusen sowie eine 1:2-Niederlage bei Union Berlin.

Die Euphorie gewann die Elf vom Niederrhein wieder durch das Pokal-Spektakel gegen den Rekordmeister, als die Gladbacher, angeführt von Ramy Bensebaini und Breel Embolo, den FC Bayern mit 5:0 aus dem Stadion und damit auch aus dem DFB-Pokal schossen.

Gegen Aufsteiger Fürth zeigte sich die Borussia zuletzt als starke Einheit. Gegen den Effzeh soll der nächste Schritt nach oben gemacht werden.
Gegen Aufsteiger Fürth zeigte sich die Borussia zuletzt als starke Einheit. Gegen den Effzeh soll der nächste Schritt nach oben gemacht werden. / Lukas Schulze/GettyImages

Aktuell steht die Borussia mit 18 Punkten auf Platz neun, der allerdings nach oben hin nur drei Punkte entfernt ist von Champions-League-Platz vier. Gleichzeitig stehen zwischen Gladbach und den Rivalen aus Köln auch nur drei Punkte, mit einem Sieg könnten die Kölner also auf die Borussia aufschließen. Die Borussia wird daher mit Sicherheit versuchen, kein zu hohes Risiko zu gehen und den Effzeh mit Sicherheit in der Ballbewegung zu bespielen.

Köln baut auf den zweiten sicheren Rückhalt, bei Gladbach ist das Lazarett größer

Sicher von Vorteil für die Borussia ist das Fehlen das Rückhalts im Tor der Geißböcke. Timo Horn hat sich im Gastspiel in Mainz eine Knieverletzung zugezogen, die den Keeper bis zum Ende des Jahres zum Zuschauen verdammt. Mit dem bisherigen Pokal-Torwart Marvin Schwäbe steht jedoch ein Ersatzmann bereit, der bereits mehrfach bewiesen hat, dass er für andere Bundesligisten gar starten könnte. In der ersten Pokalrunde rettete Schwäbe den FC bei Carl Zeiss Jena im Elfmeterschießen, bevor er zum FC kam, gewann er die dänische Meisterschaft mit Ex-Klub Bröndby IF.

Für Köln sollte dies allerdings der einzige Ausfall für das Derby sein, während bei der Borussia einige Stützen noch nicht für Samstag bereitstehen. Immerhin meldete sich, wie der kicker berichtet, am Dienstag Verteidiger Nico Elvedi zurück im Mannschaftstraining, vielleicht wird es für einen Kaderplatz am Samstag nach überstandener Bänderverletzung reichen. Nicht dabei sind in jedem Fall Breel Embolo und Jordan Beyer (beide mit Oberschenkelverletzungen), beide konnten noch nicht mit der Mannschaft trainieren. Christoph Kramer (Zerrung im Oberschenkel) und Tony Jantschke (Gesichtsfraktur) konnten langsam wieder ins Training einsteigen, ein Einsatz am Samstag käme aber wohl für beide zu früh.

Ein besonderes Spiel für Mannschaft, Trainer und Fans

Beide Mannschaften sind sich über die Besonderheiten des Spiels bewusst, es geht nicht lediglich um Punkte in der Liga. Emotional steckt viel mehr dahinter! Das weiß auch Borussia-Trainer Hütter, der Köln im kicker ein gutes Zeugnis ausstellt und seine Mannschaft auf das Derby einschwört: Köln "spielt sehr aggressiv Fußball, da müssen wir einen klaren, kühlen Kopf bewahren".

Das gilt vor allem in der Atmosphäre im Rhein-Energie-Stadion. Zwar ist aktuell noch nicht klar, wie viele Zuschauer unter Corona-Umständen tatsächlich ins Stadion dürfen. Sicher ist jedoch, dass die Stimmung auf den Tribünen besser sein wird als am 11. März 2020, als im Borussia-Park coronabedingt das erste Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte stattfand. Dieses Mal wird es in jedem Fall mehr Unterstützung für beide Mannschaften geben.