Darum musste Lampard wirklich gehen - Tuchel bei Chelsea nur 2. Wahl?

Thomas Tuchel wird Chelsea-Coach
Thomas Tuchel wird Chelsea-Coach / FRANCK FIFE/Getty Images
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Nach dem Aus von Frank Lampard wird Thomas Tuchel das Traineramt beim FC Chelsea übernehmen. Die offizielle Bestätigung steht zwar noch aus, doch es sollte nur eine Frage von Stunden sein, bis Tuchels Konterfei von den Social-Media-Kanälen der Blues erstrahlt und verkündet wird, dass er mit sofortiger Wirkung das Lampard-Erbe antreten wird. Aus England ist zu vernehmen, dass Tuchel aber gar nicht die erste Wahl an der Stamford Bridge war.

Fast zeitgleich mit Lampards Entlassung, schwirrten die übereinstimmenden Meldungen durch das Internet, dass Thomas Tuchel dessen Nachfolge antreten wird. Ob man es gutheißt oder nicht, dass Chelsea hinter dem Rücken seiner Vereinslegende schon nach einem neuen Trainer gefahndet hat, muss jeder selbst beurteilen - hinzu kommt, dass Tuchel gar nicht der erste Trainer war, den Marina Granovskaia kontaktiert hat.

The Athletic berichtet, dass die Blues eigentlich Ralf Rangnick als Lampard-Nachfolger zu sich holen wollten. Der Professor, wie er gerne genannt wird, sollte zunächst interimsweise bis Saisonende übernehmen - und genau deshalb sagte der einstige RB-Macher den Londonern auch ab. Rangnick wäre nur für ein langfristiges Projekt zu haben gewesen; ein paar Monate und dann mal schauen, ob und wie es weitergeht, das wollte der 62-Jährige nicht. Also fiel die (zweite) Wahl auf Tuchel.

Lampard-Aus bahnte sich schon vor Saisonstart an

Dass es zur Trainerentlassung bei Chelsea kommt, sei laut The Telegraph im Übrigen schon seit längerem vorhersehbar gewesen. Genauer gesagt, seit vergangenem Sommer. Dort soll es die ersten Bedenken gegenüber Lampard gegeben haben, weil Chelsea erst im Schlussspurt der Saison 2019/20 die Königsklasse fix machen konnte und 33 Punkte auf den FC Liverpool, sowie 15 Punkte Rückstand auf Man City vorzuweisen hatte.

Ein vierter Platz, mit einem derart gigantischen Abstand zur Spitze, passt nicht in die Vision eines Roman Abramovich. Coronakrise hin oder her, Hazard-Abgang hin oder her, Transfersperre hin oder her. Diese Kinkerlitzchen interessieren einen russischen Oligarchen nur am Rande, wenn überhaupt.

Doch neben der überschaubaren sportlichen Bilanz in der vergangenen Saison, sorgte natürlich auch das aktuelle Geschehen dafür, dass Lampard seinen Hut nehmen musste. Nach 19 Spieltagen rangiert Chelsea nur auf Rang neun, die Tabellenspitze ist bereits elf Punkte entfernt.

Vor allem ein Fakt wurde der Blues-Legende zum Verhängnis: Chelsea konnte einfach nicht gegen die Topteams gewinnen! Tatsächlich wurde in der Hinrunde nur West Ham United aus der oberen Tabellenhälfte geschlagen. Auch diese Statistik schmeckt einem Abramovich selbstredend überhaupt nicht. Dass Lampard derjenige Trainer mit dem schwächsten Punkteschnitt pro Spiel (1,75) ist, ist weiteres Wasser auf die Mühlen der Kritiker.

Ein zu großer Kader und interne Konflikte

Auch abseits des Feldes gab und gibt es in Cobham Besserungsbedarf - wie das häufig so ist, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt. Meldungen über atmosphärische Störungen in der Chelsea-Kabine machten schon seit längerem die Runde, The Telegraph liefert konkrete Einblicke. Denn hier ist vor allem die Coronakrise schuld, dass es bei den Blues im Kader rumort. Aufgrund der Pandemie waren die finanziellen Mittel vieler Klubs beschränkt, einzig Chelsea konnte dank der vorher währenden Transfersperre auf Shoppingtour gehen.

Das Problem: Weil die Konkurrenz wenig Geld hatte, wurden die Blues ihre Ladenhüter nicht los.
Das Ergebnis: Ein riesiger, unausgewogener Kader, mit vielen Nationalspielern und Routiniers, die schnell mal unzufrieden werden, wenn sie nicht zum Einsatz kommen.

Und so kam es schließlich auch.

Als aktuelles Beispiel wird im Bericht Antonio Rüdiger genannt, der bei Chelsea lange gesetzt war, in dieser Saison aber im internen Innenverteidiger-Ranking abrutschte. Kapitän Cesar Azpilicueta soll mehr als einmal mit dem deutschen Nationalspieler aneinander geraten sein, als er versuchte, die Spannungen in der Kabine zu glätten.

Rüdiger und Azpilicueta hatten sich nicht immer lieb
Rüdiger und Azpilicueta hatten sich nicht immer lieb / Chris Brunskill/Fantasista/Getty Images

Darüber hinaus beschwerten sich einige junge Spieler darüber, wie ihre Teamkollegen mit ihnen umgehen würden. Unzufriedene Profis sollen Vorwürfe geäußert haben, dass bestimmte Eigengewächse unter Lampard bevorzugt würden, was wiederum an ihnen ausgelassen wurde.

Viele Probleme beim CFC, die Thomas Tuchel in den kommenden Wochen beheben muss.