Terzic legt die BVB-Meisterchancen ad acta - die richtige Herangehensweise?
Von Yannik Möller
Kaum traute sich Borussia Dortmund von den Hoffnungen auf die Meisterschaft zu reden, so ist das Thema auch schon wieder unter Verschluss. Edin Terzic stellt stattdessen wieder die Qualifikation für die Champions League in den Fokus. Der sinnvolle Weg oder eine viel zu frühe Kapitulation? Ein Kommentar.
Über die letzten zwei, drei Wochen sprach man in Dortmund plötzlich über die Chancen und den Willen, endlich mal wieder die Meisterschaft zu erreichen. Das war auch keine Überraschung. Denn während der FC Bayern so manchen Punkt verspielte, näherte sich der BVB dem deutschen Rekordmeister dank einer außergewöhnlichen Serie immer weiter an.
Der Höhepunkt war die Übernahme der Tabellenführung. Als Tabellenerster konnte Schwarz-Gelb nach München reisen. Ein Sieg gegen den FCB hätte den Abstand auf vier Zähler erhöht und somit einen guten Matchball für die Borussia bedeutet. Allen, längst nicht nur den Dortmund-Fans, war klar: Es gibt realistische Chancen, dass die Meisterschaft in diesem Jahr mal wieder am Borsigplatz gefeiert wird.
Seitdem hat sich viel und gleichzeitig doch sehr wenig geändert. Dortmund hat das Spiel gegen die Bayern verloren und somit die Tabellenführung wieder abgegeben. Zugleich erfolgte am Mittwochabend das Aus im DFB-Pokal, nach einer erschreckend schwachen Leistung gegen RB Leipzig. Edin Terzic sprach im Nachhinein unter anderem von einer "katastrophalen" ersten Halbzeit.
Meisterschaft für Terzic kein Thema mehr? Fokus auf der "Sicherung des Champions-League-Platzes"
Nun, einen Tag später, wird der Fokus wieder auf den Alltag in der Bundesliga gerichtet. Also auf den Wettbewerb, in dem der BVB gerade einmal zwei Punkte Rückstand auf die Bayern hat.
Und trotzdem wählte Terzic bei der Pressekonferenz am Donnerstag eine ganz bewusste Route: Der Trainer legte das Meisterschafts-Thema aktiv und mit deutlichen Worten ad acta.
Für den BVB gehe es nun allen voran um "die Sicherung des Champions-League-Platzes". Anstatt sich also weiterhin kämpferisch zu zeigen und die zwei Punkte aufholen zu wollen, schwenkte er bezüglich des ersten Platzes die weiße Fahne. Stattdessen stellte er die Weichen auf einen Fokuf auf die Ränge zwei bis vier.
Bemerkenswert: Der BVB hat bis auf Platz fünf, den zurzeit Leipzig belegt, ganze acht Zähler Vorsprung. Man könnte meinen, angesichts der völlig zurecht mutigen und selbstbewussten Ansagen der letzten Wochen, dass man sich eher auf einen Zwei-Punkte-Rückstand fokussiert, als auf einen Acht-Punkte-Vorsprung.
Es ist gerade mal Anfang April, es sind noch etwas mehr als anderthalb Monate und acht Spiele zu bestreiten. Das bedeutet eine Maximalpunktzahl von 24 und einen dementsprechend großen Spielraum, was sämtliche Chancen auf den Titel betrifft.
Letzte Leistungen geben Terzic recht - und trotzdem erzählt auch die Tabelle die Wahrheit
Dass sich Terzic nun so defensiv zeigt, ist durchaus verständlich. Immerhin hat sich seine Mannschaft weder gegen die Bayern selbst, und schon gar nicht gegen Leipzig in einer Form gezeigt, in der man große Töne spucken kann. Dahingehend ist es verständlich, dass er den Fokus auf die zu erreichende Königsklasse legt.
Aber eben auch nur dahingehend. Es ist doch nicht so, als wären die Dauermeister aus München in dieser Saison dermaßen souverän und beständig, als dass das Rennen um die Meisterschaft nun schon als erledigt angesehen werden kann. Das Gegenteil ist der Fall! Ein einziger Sieg, während die durch das Pokal-Aus ebenso verunsicherte Mannschaft von Thomas Tuchel nicht gewinnt, und das Blatt wendet sich wieder.
Selbstverständlich wird Terzic wissen, dass es noch gute Möglichkeiten gibt, doch noch Meister zu werden. Dass er dennoch, vermutlich in Ansprache mit der PR-Abteilung des Klubs, öffentlich in die nahezu entgegengesetzte Richtung spricht, ist eine interessante, aber definitiv nicht mutige Wahl. Ob es der richtige Weg ist, das bleibt wohl jedem einzelnen BVB-Fan zu interpretieren.