Özcan über seine BVB-Rolle: Für Momente da, "wo man dagegenhalten muss"
Von Yannik Möller
Nach und nach kommt Salih Özcan bei Borussia Dortmund in Fahrt. Er selbst sieht sich als ehrlichen Arbeiter und weniger als Schönspieler. Entsprechend offen geht er auch den harten Konkurrenzkampf an.
Eines ist klar: Mit Salih Özcan hat der BVB keinen Mittelfeldspieler geholt, der für Übersteiger, das Spiel mit der Hacke oder sonstige Tricks bekannt ist. Das Gegenteil ist der Fall. Der 24-Jährige ist ein Kämpfer auf dem Platz. So beschreibt er sich auch selbst und darauf ist er stolz.
Zumal es auch das Profil war, das Schwarz-Gelb für die neue Saison gesucht hatte. Gegenüber den Ruhrnachrichten erklärte er, dass es "eine leichte Entscheidung" für ihn war, sich Dortmund anzuschließen. "Ich wollte eine Veränderung und bei einem größeren Klub meine Grenzen austesten, meinen Horizont erweitern", so seine Beweggründe.
Auch die Gespräche mit Sebastian Kehl haben ihn frühzeitig überzeugt: "Er hat mir unter anderem zu verstehen gegeben, dass der BVB Spieler sucht, die auch in schweren Zeiten ihren Mann stehen, die im Training und im Spiel alles geben."
Özcan ist stolz auf seine Spielweise: Zweikämpfe und keine Gegentore als persönliche Priorität
Mit einer solchen Beschreibung kann sich Özcan bestens identifizieren. "Fußball für die Galerie", wie er es bezeichnete, sei einfach nicht sein Stil. "Für mich ist es auf dem Feld wichtiger, die Zweikämpfe zu gewinnen, kein Gegentor zu kassieren", betonte er. Er sei auf dem Platz für Momente, "wo man dagegenhalten muss".
Das macht ihn für den BVB auch so wertvoll. Dass er große Teile der Vorbereitung und auch den Start in die Saison verpasst hat, war zwar ärgerlich. Dennoch kam er zuletzt immer besser rein, bekam von Edin Terzic zweimal hintereinander seine ersten Startelf-Einsätze.
Als Sechser übernimmt er entsprechend große Verantwortung. Diese übernimmt er aber gerne, was er seiner Einschätzung nach seinem Vater zu verdanken hat, der als Teenager selbstständig aus der Türkei nach Deutschland kam.
"Ich mag es, die Verantwortung zu übernehmen", stellte er klar. Özcan weiter: "Wenn es läuft, schön und gut. Dann heißt es, trotzdem an mir weiterzuarbeiten. Das will ich auch den anderen Spielern vorleben und vermitteln. Und wenn es schlecht läuft, dann zeigt sich, wie ein Team funktioniert. Dann zeigt sich der wahre Charakter."
Dafür steht er auch mit seinem Spielstil ein. Dass er offen erklärt, lieber eine ein Gegentor verhindernde Grätsche zu bringen, als selbst ein eigenes Tor vorzubereiten, macht das nur noch deutlicher.
"Ich denke, dass jede Mannschaft einen Spieler braucht, der vor der Abwehrkette absichert, Räume schließt, Zweikämpfe gewinnt und die Arbeit macht", so seine Einschätzung. Es könne schließlich nicht jeder "Tore schießen und sich bejubeln lassen".
Dennoch zeichnet er sich vor allem in Ballbesitz auch durch seine Übersicht und sein gutes Passspiel aus. "Ich war früher ja auch Zehner, Spielmacher", blickte er ein paar Jahre zurück. Er sei dann "den klassischen Weg immer weiter nach hinten gegangen", doch die ein oder andere Eigenschaft konnte er sich zweifelsohne behalten.
Dass er nicht automatisch weiterspielen wird, ist ihm ebenfalls klar. Der Konkurrenzkampf ist alles andere als klein bei der Borussia. Özcan: "Konkurrenz gibt es bei jedem Klub. Ich komme ja nicht hierher und sage, ich mache 60 Spiele von Anfang an. Ich muss mein Bestes geben, zum Wohle der Mannschaft. Ich schaue da nicht nur egoistisch auf mich."