Matthäus schießt gegen BVB: "Wenn es Probleme gibt, verstecken sich alle"
Von Simon Zimmermann
Wenn's läuft, dann läuft's. Wenn nicht, dann eben nicht. So oder so ähnlich charakterisiert Lothar Matthäus die Mannschaft von Borussia Dortmund. Nur einen Spieler nimmt der ehemalige Weltfußballer aus seinem Rundumschlag gegen den BVB heraus.
Drei Pflichtspiele, drei Siege. Der BVB war stark in die neue Saison gestartet. In Dortmund entfachte bereits Euphorie, nachdem man im Transfer-Sommer einige Statements setzen konnte. Unter Trainer Edin Terzic soll endlich wieder alles besser werden - und der Trophäenschrank im Bestfall voller.
Am vergangenen Samstag folgte die herbe Ernüchterung, bei der die Borussia einen neuen Negativ-Rekord aufstellte. Noch nie verlor eine Mannschaft im deutschen Oberhaus ein Spiel, nachdem man bis zur 89. Minute mit zwei Toren geführt hatte. Dem BVB war es gegen Werder passiert.
Logisch, dass die Kritik an Schwarzgelb prompt wieder laut wurde. Das gefühlt ewig verschrieene M-Wort wurde wieder ausgepackt. So auch - zumindest indirekt - von Lothar Matthäus. Der Weltmeister von 1990 geht in seiner Sky-Kolumne mit dem BVB besonders hart ins Gericht.
Matthäus-Kritik: Keine BVB-Leader wenn es schlecht läuft
"Bei Dortmund ist es so, dass viele Leader auf dem Platz stehen, wenn es gut läuft. Wenn es Probleme gibt, verstecken sich alle", lautet sein Urteil. Von dem einer ausgenommen ist: Neuzugang Nico Schlotterbeck. "Ich würde mir mehr Schlotterbecks im Team wünschen", so Matthäus weiter.
"Wenn man einen solch engagierten und auch guten Trainer hat, sechs Punkte aus zwei Spielen ergattern konnte und dann zu Hause vor 80.000 Fans nach 89 Minuten 2:0 gegen einen Aufsteiger führt, darf man sich nie im Leben so kläglich noch drei Gegentore einfangen. Ich dachte, die wollen am Ende der Saison endlich mal wieder was in den Trophäen-Schrank stellen. Das kann doch nicht wahr sein", meint Matthäus fast schon verzweifelt.
Und weiter: "Dass es da keinen gibt, der dafür sorgt, dass man nach dem Anschlusstreffer der Bremer sich mit acht oder neun Mann hinten rein stellt und den Sieg einfach dreckig über die Zeit rettet, versteht kein Mensch. Führungsspieler zeichnen sich genau in solchen Situationen aus. Wenn's eng wird, wenn's knapp ist. Aber da war mal wieder keiner."
Brandt will definitiv bleiben
Einer, der in seiner Dortmund-Zeit nicht in den Verdacht geraten ist, ein Führungsspieler zu sein, ist Julian Brandt. Der 26-Jährige stand gegen Bremen erstmals in der neuen Saison in der Startelf und erzielte prompt einen Treffer.
Brandt dürfte sicherlich auch weiterhin kein (Haupt-)Kandidat sein, wenn es um die von Matthäus angesprochenen Führungsqualitäten geht. Fest steht aber wohl, dass der Offensiv-Allrounder weiter das schwarzgelbe Trikot tragen wird. Laut Bild ist klar, dass Brandt bleibt. Er fühle sich in Dortmund wohl und will sich unter Terzic durchsetzen. Ein Vereinswechsel in diesem Sommer komme definitiv nicht infrage.
Fragen stellen müssen sich dagegen einige Mitspieler. Ob man eine logische Antwort auf die Ereignisse vom vergangenen Samstag findet, bleibt dagegen offen. Im Fußball kann tatsächlich alles passieren - das hat die Partie gegen Bremen mal wieder gezeigt. Dass es "ausgerechnet" dem BVB passiert, passt irgendwie ins Bild der vergangenen Monate, vielleicht sogar Jahre. Und so muss man sich in Dortmund auch nicht wundern, wenn die leidigen Diskussionen rund um das M-Wort weitergehen.