BVB: Favre erklärt die Vize-Meisterschaft und fordert Verbesserungen bei Sancho
Von Christian Gaul

Jadon Sancho wird wohl bei Borussia Dortmund bleiben und sein Können weiterhin in der Bundesliga präsentieren. Sein Trainer Lucien Favre sieht aber noch Verbesserungsbedarf beim jungen Engländer - besonders in der Rückwärtsbewegung. Sein aktuelles Team ließe sich zudem schlecht mit der Mannschaft vergleichen, die 2012 Deutscher Meister wurde.
Im Interview mit der Welt am Sonntag äußert sich Favre zu den eigenen Titelambitionen, die auch in der abgelaufenen Saison wieder nicht fruchteten. Letztmalig wurde der BVB 2012 Meister, doch die Umstände waren laut Favre damals andere - er selbst hätte zudem gerne ein wenig mehr Zeit, um die Bayern vom Thron zu drängen.
"Ich fürchte keinen Druck und spüre auch keinen. Du brauchst einfach eine stabile und starke Mannschaft, die konstant auf höchstem Niveau spielt. Du brauchst als Trainer Zeit, eine Mannschaft aufzubauen. Aber das ist heutzutage nicht mehr ganz so einfach. Und: Bayern war zu der Zeit auch nicht so stark wie heute", erklärt Favre.
Die Dortmunder Schulklasse - Ansage an Sancho
Sein heutiger Kader sei in keinster Weise mit der damaligen Meistermannschaft der Dortmunder zu vergleichen. "Damals gab es mit Neven Subotic und Mats Hummels zwei gute, sehr junge Innenverteidiger, auf den Außenverteidigerpositionen gab es mit den jungen Piszczek und Schmelzer zwei Maschinen. Du hattest im Mittelfeld zwei Killer und vorne sehr gute Spieler: Mario Götze war damals wie Messi, und über Robert Lewandowski müssen wir gar nicht erst reden", schwärmt Favre von den damaligen Helden.
Aktuell stehen unheimlich viele junge Spieler im BVB-Kader, Favre zieht einen passenden Vergleich. "Wir sind tatsächlich ein wenig wie eine Schule. Aber das gefällt mir, denn es sind alle gute Jungs mit sehr viel Potenzial. Bellingham zum Beispiel ist zwar erst 17, aber er hat schon eine sehr große Präsenz und Reyna ist für sein Alter schon ein unglaublich cleverer Spieler", fühlt sich der Schweizer scheinbar wohl in der Rolle des Lehrers.
Jadon Sancho bekommt auch gleich Extra-Hausaufgaben aufgebrummt. "Jadon ist ein guter Junge, und er hat tolle Fähigkeiten. Er hat sicher seinen eigenen Kopf, aber man kann auch Spaß mit ihm machen. Doch er muss auch noch einiges lernen. Das ist wichtig für seine und für unsere Zukunft. In bestimmten Situationen vergisst er noch, konzentriert zu verteidigen oder mit zurückzulaufen, um den Kollegen zu helfen. Er ist bereits ein sehr guter Spieler, aber er kann, wenn er diese Dinge beherzigt, ein noch größerer werden", gibt sich der 62-Jährige gewohnt akribisch.
Ein Nachteil des jungen Kaders ist nach Favres Meinung die Abhängigkeit der Spieler von ihren Handys. "Es ist eine Sucht, viele Spieler sind süchtig nach Social Media – übrigens nicht nur die jungen. Und das ist nicht gut – definitiv auch nicht für die Gesundheit: Wenn du dich noch sehr spät abends damit beschäftigst, geraten deine Schlafgewohnheiten durcheinander. Und wenn du nicht gut schlafen kannst, kannst du auch nicht gut trainieren", gibt sich Favre besorgt.