Bericht: Verhältnis zwischen DFB-Präsident Neuendorf und DFL "massiv belastet"

Einem Bericht zufolge gibt es zwischen dem DFB um Verbandspräsident Bernd Neuendorf und der DFL große Spannungen. Grund dafür ist unter anderem der gescheiterte Investorendeal.

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Nach Informationen der Sport Bild sind die Mitglieder des DFL-Präsidiums "massiv verärgert" darüber, dass sich Neuendorf in den DFL-Investorenprozess eingemischt hat. Das bislang gute Verhältnis zum DFB sei inzwischen "massiv belastet".

Der DFB-Präsident hatte in Anspielung auf das Abstimmungsverhalten von Martin Kind öffentlich erklärt: "Ich verfolge die Diskussionen über einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL auch deshalb mit Sorge, weil allein der Verdacht, es könnte in diesem Zusammenhang zu einem Verstoß gegen die 50+1-Regel gekommen sein, die Reputation des Fußballs in Deutschland gefährdet."

Hintergrund: Kind, Hauptgesellschafter und Geschäftsführer bei Hannover 96, steht im Verdacht, bei der DFL-Abstimmung über den Investoreneinstieg mit Ja gestimmt zu haben, obwohl ihn der Mutterverein (e.V.) angewiesen hatte, mit Nein zu stimmen. Da die Abstimmung geheim war, gibt es jedoch keine Beweise für den Vorwurf gegen Kind. Der 79-Jährige selbst will keine Auskunft über sein Abstimmungsverhalten geben.

Das vermeintliche Pro-Investor-Votum des 96-Geschäftsführers ist besonders deshalb brisant, weil bei der Abstimmung angeblich exakt die 24 Ja-Stimmen erreicht wurden, die für die Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig waren. Allerdings ist auch diese Informationen aufgrund der geheimen Wahl nicht gesichert.

Das sagt Neuendorf zum vermeintlichen Streit

Das DFL-Präsidium sei, so die Sport Bild weiter, trotz dieses Hintergrunds der Meinung, man dürfe sich Neuendorfs Einmischung nicht bieten lassen. Die Zeitschrift bezeichnet das persönliche Verhältnis zwischen DFL und Neuendorf sogar als "kaputt". Lediglich auf der Sachebene - gerade mit Blick auf die Heim-EM - werde weiter zusammengearbeitet, zumal DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke gleichzeitig DFB-Vizepräsident ist.

Neuendorf wiederum erklärt auf Sport Bild-Anfrage: "Wir pflegen seit dem letzten DFB-Bundestag [29. September 2023, Anm. d. Red.] einen intensiven, konstruktiven und vertrauensvollen Austausch mit der Liga-Spitze. Wir sind uns darüber bewusst, dass wir gemeinsam eine große Verantwortung für den Fußball in Deutschland haben. Und das wird auch so bleiben."

In der DFL würden Neuendorfs Aussagen zum Investorendeal nicht zuletzt deshalb für Unmut sorgen, weil sich die Liga-Bosse in der Vergangenheit angesichts von Problemen beim DFB stets loyal verhalten hätten. So habe es etwa vonseiten der DFL keine öffentliche Kritik an den ständigen Steuerproblemen des Verbands oder zum Kommunikationsdesaster rund um die "One Love"-Kapitänsbinde bei der WM in Katar gegeben.

Personalie Andreas Rettig sorgt für Unmut

Ein weiterer Streitpunkt soll die Personalie Andreas Rettig sein. Rettig, lautstarker Kritiker von Kommerzialisierung und Befürworter der 50+1-Regel, sei seit seiner Zeit als Vereinsmanager (u.a. 1. FC Köln, FC Augsburg, FC St. Pauli) für viele Klub-Bosse "ein rotes Tuch", schreibt die Sport Bild. Der 60-Jährige sei auf Wunsch von Neuendorf als DFB-Geschäftsführer installiert worden. Watzke habe dieser Entscheidung erst zugestimmt, nachdem er von Rettig die Zusage erhalten habe, dass dieser sich nicht mehr öffentlich zu DFL-Themen äußern würde. Das hielt Rettig jedoch nicht davon, im ZDF-Sportstudio Stellung zum Investorendeal zu beziehen. "Wenn Martin Kind der Weisung nicht gefolgt ist, ist das für mich ein Verstoß gegen 50+1. Das rüttelt an den Grundfesten", sagte Rettig in der Sendung vom 17. Februar.

Die DFL sei außerdem der Meinung, Neuendorf habe es der Liga zu verdanken, dass er die Finanzprobleme des DFB inzwischen in den Griff bekommen hat. Gemeint ist in diesem Zusammenhang der neue Grundlagenvertrag zwischen DFB und DFL, der dem Verband deutlich mehr Geld in die Kassen spült als die alte Vereinbarung. Die DFL sei dazu aber nur aufgrund der Zusicherung, dass ein Investor kommt, bereit gewesen.

Vorwurf aus der DFL: Lenkt Neuendorf von eigenen Problemen ab?

Im Liga-Präsidium hege man den Verdacht, Neuendorf wolle mit seiner Einmischung in den Investorenprozess von eigenen Problemen ablenken. Dazu würde etwa der Unmut in der Frauen-Bundesliga über den zu langsamen Professionalisierungsprozess des Frauenfußballs gehören. Bei einem Treffen in der vergangenen Woche in Köln habe bei den Klubs Konsens darüber geherrscht, dass die Frauen-Bundesliga schneller wachsen müsse, als der DFB um Neuendorf vorgibt.

Des Weiteren kreide man dem Verbandspräsidenten an, den eigenen Laden nicht im Griff zu haben. Erneut geht es dabei um DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig. Der hatte in Bezug auf die voraussichtliche Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien Bedenken angesichts der Menschenrechtslage im Golfstaat geäußert und öffentlich erklärt: "Ich habe Jamal Khashoggi nicht vergessen." Der Journalist Kashoggi war 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul getötet worden. Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman steht im Verdacht, für die Tötung seines Kritikers verantwortlich zu sein.

Offenbar hat Rettig mit seiner Aussage die Position des DFB innerhalb der Fifa geschwächt. Unter Verweis auf Fifa-Kreise berichtet die Sport Bild, dass Saudi-Arabien nun Druck auf die asiatischen Verbände ausübe, die mit Blick auf die Frauen-WM 2027 gegen Deutschland als Gastgeberland stimmen sollen. Der DFB bewirbt sich gemeinsam mit der Niederlande und Belgien um die Austragung des Turniers. Die deutschen Erfolgschancen seien allerdings schon zuvor überschaubar gewesen, da Fifa-Präsident Gianni Infantino nicht vergessen habe, dass Neuendorf ihm bei seiner Wiederwahl 2023 die Stimme verweigert hatte. Im Anschluss wurde bereits Deutsch als vierte Fifa-Amtssprache abgeschafft, obwohl Neuendorf Teil des Fifa-Rates ist. Möglicherweise auch aufgrund dieser Erfahrung hatte Neuendorf in Sachen Saudi-Arabien einen anderen Ansatz gewählt als Rettig und den potenziellen WM-Gastgeber im Gegensatz zu Katar als "echtes Fußballland" gelobt.

Gegen Lob vonseiten der DFL hätte Neuendorf in den kommenden Monaten sicher nichts einzuwenden. 2025 bei den DFB-Neuwahlen ist der Verbandspräsident auch auf die Stimmen der Ligavertreter angewiesen. Wenn die Heim-EM in diesem Sommer kein Erfolg wird, könnte es für den 62-Jährigen eng werden.

(Zitate via Sport Bild)


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