Bayern-Tor bedeutet nichts mehr: Meister der verspielten Führungen

Kingsley Coman
Kingsley Coman / Matthias Hangst/GettyImages
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Der BVB kann die Meisterschaft gewinnen, die der FC Bayern in dieser Saison womöglich verloren hat. Das wird schlussendlich auch sehr viel mit verspielten Führungen und Punkten zu tun haben. Die Münchener treten keineswegs mehr als das souveräne, eiskalte Kollektiv auf.

In den letzten Jahren, als der FC Bayern am Ende der Saison stets die Meisterschale in die Luft strecken durfte, war die Mannschaft nicht nur unglaublich stark - sie war gefürchtet.

Wer gegen den Rekordmeister in Rückstand geraten ist, für den war in den allermeisten Fällen klar: Okay, das Spiel werden wir verlieren. Denn wenn die Münchener einmal in Führung gegangen sind, war das in der Regel ein ganz klares Zeichen. Ein Zeichen für einen Sieg, für drei Punkte und dafür, dass eine souveräne Leistung folgte.

Dieses Gefühl herrschte insbesondere in der Zeit vor, als Pep Guardiola die Bayern trainierte. Unter ihm gab es zwar auf internationaler Ebene nicht den größten Erfolg, doch war die Mannschaft in der Bundesliga sowie im DFB-Pokal als eine eiskalte Killermaschine bekannt. Wenn erst einmal die Führung erreicht war, konnte sich guten Gewissens zurückgelehnt und auf den Abpfiff zum Sieg gewartet werden. Normalerweise folgten sogar noch ein paar weitere Tore.

Bayern verspielte rekordverdächtige Anzahl an Punkten nach eigener Führung

Doch das war einmal. Der Grund, weshalb der FCB über die letzten Jahre auf nationaler Ebene auf die Saison gesehen so unaufhaltsam und so unantastbar galt, war eben diese Souveränität. Und genau diese Souveränität ist dem Verein abhanden gekommen.

Das war schon im vergangenen Jahr zu beobachten, doch ganz besonders fällt dieser Effekt in dieser Saison auf. Das Portal footballxplained hat die Statistiken zusammengeführt: Die Niederlage nach eigener Führung gegen RB Leipzig vom vergangenen Samstag war bereits das achte Mal, dass eine Führung noch aus der Hand gegeben wurde.

Fünfmal erfolgte noch der Ausgleich, dreimal wurde das jeweilige Spiel dann sogar noch verloren. Eine für die Bayern erschreckend schwache Statistik. Bemerkenswert: Mit dem FC Augsburg (neunmal) verspielte nur ein einziges Team noch mehr Führungen.

Thomas Mueller
Thomas Müller / Alex Grimm/GettyImages

So gingen den Münchenern bisher insgesamt 19 gut erreichbare Punkte verloren. Eine schier unglaubliche Anzahl. Auch hier: Mit dem FCA (23) und Werder Bremen (22) gibt es nur zwei Vereine, die noch mehr Punkte nachträglich abgegeben haben. Natürlich kann nicht jedes einzelne Spiel nach dem eigenen 1:0-Treffer gewonnen werden. Doch schon ein Hauch von mehr Souveränität und dem Killerinstikt, und selbst der Aufwärtstrend des BVB, der ihnen die Meisterschaft vor dem letzten Spieltag bis vor die Haustür fährt, hätte keinerlei Wirkung entfacht.

Dazu passt: Wäre die aktuelle Tabelle lediglich nach den Ergebnissen aus den zweiten Halbzeiten angeordnet, würden die Bayern gerade einmal auf dem zehnten Platz stehen.

Regelmäßig ist ein Spannungsabfall zu beobachten. Vorbei sind die Tage des auf dem Platz gefühlt unantastbaren Rekordmeisters. Eine hohe Fehlerquote, wenig Stabilität, diverse Probleme im eigenen Spiel. Aspekte, die eine klare Sprache sprechen, der vergangenen FCB-Jahre nicht würdig sind und die regelmäßige Punktverluste bedeuten.

So beachtlich die Aufholjagd des BVB auch ist, zur ganzen Wahrheit gehört nun einmal: Sollte die Meisterschaft tatsächlich nach Dortmund gehen, dann wurde sie dort zwar gewonnen, doch größtenteils in München verloren.