Bayern-Boss Rummenigge erklärt Fahrplan bei Flick und verteidigt CL-Reform

Karl-Heinz Rummenigge spricht über die geplatzte Super League und wie es in der Trainerfrage weitergeht
Karl-Heinz Rummenigge spricht über die geplatzte Super League und wie es in der Trainerfrage weitergeht / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Am Tag nach der verpassten vorzeitigen Meisterschaft in Mainz hat Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ein großes Interview gegeben. Mit der Bild sprach der 65-Jährige über die geplatzte Super League, die Champions-League-Reform und vor allem über die Trainerfrage beim FC Bayern.


"Es ist Fakt, dass uns Hansi Flick mitgeteilt hat, uns nach der Saison verlassen zu wollen. Wir haben vereinbart, dass wir uns nach dem Spiel in Mainz zusammensetzen", erklärte Rummenigge den Fahrplan in der Trainerfrage. Bis zum nächsten Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach hat der Rekordmeister nun zwei Wochen Zeit, um die Zukunft auf dem Trainerstuhl zu klären.

Zumindest eine Entscheidung, wie es mit Hansi Flick weitergeht, soll dann gefällt sein. Der Noch-FCB-Coach will im Sommer aufhören, besitzt aber noch einen Vertrag bis 2023. Flick gilt als Wunschkandidat beim DFB auf die Löw-Nachfolge, soll aber auch einige Angebote aus der Premier League und Italien haben. Klar scheint, der FC Bayern wird Flick nicht einfach so aus seinem Vertrag lassen - wie Rummenigge ankündigte:

"Eines muss klar sein: Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist. Wir sprechen hier immerhin von einem Trainer, der mit uns Historisches erreicht hat und mit dessen Arbeit wir sehr glücklich sind."

FC Bayern pocht wohl auf Ablöse für Flick

Heißt im Klartext: Sollte Flick ab Sommer andernorts als Trainer arbeiten wollen, wird eine Ablöse fällig. Kaum vorstellbar ist dagegen, dass sich die Bayern auf eine Vertragsauflösung einlassen und Flick dann ohne Gegenwert beim DFB anheuern kann. Eben auf jenes Szenario setzt man dort allerdings. Oliver Bierhoff und Präsident Fritz Keller betonten zuletzt, dass man keine Ablöse für einen Trainer zahlen werde.

Geht es nach Rummenigge soll eine Entscheidung in den kommenden 14 Tagen fallen. Schließlich gilt es für die Bayern auch, einen Nachfolger zu finden. Der kolportierte Wunschkandidat Julian Nagelsmann würde den Rekordmeister eine ordentliche Ablöse kosten. Von bis zu 15 Millionen Euro ist die Rede. Für den RB-Coach würde man wohl nur so tief in die Tasche greifen, sollte im Gegenzug eine Ablöse für Flick fließen.

Es bleibt eine verzwickte Situation in der Münchener Trainerfrage. Ausgelöst wurde diese durch das Verhältnis des Trainers zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der in den vergangenen Wochen einiges über sich ergehen lassen musste. Selbst Salihamidzic' Familie wurde nicht von den Schmähungen und Drohungen im Netz verschont. Ein Zustand, den der FC Bayern nicht akzeptieren möchte. Präsident Herbert Hainer gab vergangene Woche ein offizielles Statement ab, und auch Flick rückte auf der PK vor dem Mainz-Spiel einiges klar.

"Ich muss in der ganzen Situation aber auch einmal etwas Grundsätzliches anmerken, das ist uns allen wichtig: Momentan zielt die Öffentlichkeit auf Hasan Salihamidzic ab. Aber alle Entscheidungen, selbstverständlich auch Transfers und Kaderfragen, treffen wir beim FC Bayern gemeinsam mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat - und der Trainer ist dabei genauso eingebunden. Daher finde ich es nicht fair, wie die Öffentlichkeit aktuell mit Hasan umgeht", betonte Rummenigge.


Rummenigge über Super League und CL-Reform

Das ganz große Thema war in der vergangenen Woche aber die geplatzte Super League. Rummenigge erklärte, dass er von den Plänen der zwölf Klub im Vorfeld nichts wusste. Und glaubt, dass vor allem die Klubs aus Spanien und Italien Druck machten:

"Es ist ja bekannt, dass insbesondere der italienische und spanische Fußball größte finanzielle Probleme haben, was durch Corona noch einmal verschärft wurde. Die sechs Super-League-Klubs aus diesen Ländern haben offensichtlich eine sehr angespannte Situation, was ihre Liquidität betrifft."

Er selbst hätte versucht, die Pläne zu stoppen: "Wenn ich etwas erfahren hätte, dann hätte ich versucht, mit aller Macht die Super League zu verhindern, gemeinsam unter anderem mit unseren Freunden aus Dortmund und Paris." Schließlich sei "der FC Bayern nicht für eine solche Veranstaltung zu haben. Wir alle hier haben da eine klare Haltung: Man kann sich nicht separieren von der Fußballfamilie, indem man seine eigene Veranstaltung organisiert zulasten der anderen".

"Haben uns einem Dämon namens Transfermarkt unterworfen"

Für Rummenigge waren die Super-League-Pläne auch eine Folge der sich immer weiter drehenden Aufwärtsspirale im Weltfußball. "Wir alle haben einen großen Fehler gemacht, ob nun Real, Barça, Juve, City, Bayern oder Dortmund - und auch die Medien heizen das immer wieder an: Wir haben jedes Jahr die Ausgaben für Spielergehälter erhöht, höhere Ablösesummen gezahlt - weil wir uns einem Dämon namens Transfermarkt unterworfen haben. Durch Corona wurden wir alle geschädigt, die einen mehr, die anderen weniger. Daraus müssen wir die Konsequenzen ziehen."

Der FCB-Boss dachte dabei laut über Obergrenzen nach und nannte die Salary Caps im US-Sport explizit als Beispiel. Ob und wie das realisierbar und mit europäischem Recht vereinbar ist, ließ er jedoch offen.

Ganz offen verteidigte er die Reform der Champions League, die nach dem etwas verzogenen Rauch um die Super League einigen Ärger hervorrief. Ilkay Gündogan positionierte sich mit seiner öffentlichen Kritik eindeutig. Auch sein Trainer Pep Guardiola und Kollege Jürgen Klopp zogen nach. Der Tenor der Kritik: Immer mehr Spiele, immer höhere Belastung. Und warum das Ganze? Um mehr Geld zu verdienen.

"Die Fans sind happy mit der Champions League. Die Reform ist bisher in der Öffentlichkeit von der UEFA unzureichend erklärt worden. Das wird sich ändern. Ich sage aus voller Überzeugung: Das, was am Montag vom UEFA-Exekutivkomitee als Reform beschlossen worden ist, wird der Champions League helfen, noch besser zu werden. Durch die neue Form der Vorrunde wird der ganze Wettbewerb viel spannender und emotionaler, auch weil es für die Großen viel schwieriger wird, sich durchzusetzen", entgegnete Rummenigge.

Dass mit der Reform deutlich mehr Spiele einhergingen, klammerte er bei seinem Loblied gekonnt aus.