Baumgart kontert Sabiri-Kritik: "War ein Fehler, dass wir ihn geholt haben!"

Beschießen sich gegenseitig: Steffen Baumgart und Abdelhamid Sabiri
Beschießen sich gegenseitig: Steffen Baumgart und Abdelhamid Sabiri / TF-Images/Getty Images
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In Nürnberg würden sie jetzt sagen: wir haben's ja gleich gesagt. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. Das sind sie beim SC Paderborn jetzt auch. Wenige Monate nach seinem Wechsel in die italienische Serie B hat der Ex-SCP-Spieler Abdelhamid Sabiri via Interview noch mal gegen seinen alten Klub (und Trainer) geschossen. Und sich anschließend seinerseits eine volle Breitseite von Steffen Baumgart gefangen.

Wie das halt so ist, wenn ein Spieler einen Klub im Unguten verlässt. So wie besagter Sabiri, dessen Aufenthalt in Ostwestfalen eigentlich für längere Zeit geplant war, als er im Sommer 2019 seine Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag setzte (mit Option für ein drittes). In Paderborn konnte man sich die gemeinsame Zukunft derart gut vorstellen, dass das Arbeitspapier sogar in der Zweiten Liga seine Gültigkeit behalten hätte.

Doch so weit kam es nicht. Der Aufsteiger 2019 stieg ein Jahr später bekanntlich wieder ab - und auch Sabiri machte - kurz vor Transferschluss - den Absprung. Nicht zurück nach England, von wo er gekommen war, auch nicht in die Bundesliga, sondern gen Ascoli, Italien. Ebenfalls Zweite Liga. Nur weiter südlich.

Von seinem neuen Lebensmittelpunkt aus gab der Deutsch-Marokkaner nun dem italienischen Podcast Serieamore (schönes Wortspiel, wie ich finde!) ein Interview, indem er zwischen den Zeilen seinem Paderborner Coach Steffen Baumgart die Schuld am nicht gelungenen Klassenerhalt gibt.

Sabiri schießt gegen Ex-Trainer Baumgart...

"Ich denke, dass wir die Spieler hatten, um in der Liga zu bleiben. Wenn man zur Halbzeit 3:0 in Dortmund führt, kann einem keiner erzählen, dass man nicht bundesligatauglich ist." Nun, hängt davon ab, wie man es sieht. Denn das Spiel, das Amiri als Beispiel für die Ligatauglichkeit der Ostwestfalen anführt, könnte auch als Exempel für deren Unzulänglichkeit, sich in der Bundesliga zu behaupten, stehen. (Quelle: westfalen-blatt.de)

Denn damals führten die Paderborner, die in den elf Spielen zuvor erst einen Dreier hatten einfahren können, nach der ersten Halbzeit mit sage und schreibe 3:0. Die Favre-Truppe hatte mal wieder einen dieser Abende erwischt: ein Gegner (Tabellenletzter), den du unbedingt schlagen musst - und im Hinterstübchen das fünf Tage später angesetzte Champions-League-Spiel beim FC Barcelona.

Was bei solchen Konstellationen häufig herauskommt, geschah auch im damals noch ausverkauten Signal Iduna Park. Eine völlig uninspirierte BVB-Truppe ließ sich mit einfachsten Mitteln den Schneid abkaufen und lag zur Pause völlig verdient scheinbar aussichtslos zurück.

Doch genau hier könnte man auch mit der Kritik am SC Paderborn ansetzen. Oder mit der Kritik an Sabiris Einschätzung jenes Spiels. Denn eine halbwegs clevere Mannschaft hätte damals alle drei statt nur einen Punkt mitgenommen.

Was die Aussagen des Spielers noch verwunderlicher macht, ist der Umstand, dass Sabiri selbst damals erst in der 40. Minute für den angeschlagenen Vasiliadis eingewechselt wurde. Es mit ihm also in der zweiten Halbzeit zum Einbruch und letztendlich zum finalen 3:3 kam.

...und der feuert volle Breitseite zurück

Und genauso argumentiert dann auch Sabiris letztjähriger Vorgesetzter, und verleiht seinen Worten eine Schärfe, die auf sein Missfallen bezüglich der Aussagen Sabiris schließen lässt: "Das ist ein gutes Beispiel für seine mangelhafte Selbstwahrnehmung. Gerade dieses 3:3 hat gezeigt, warum wir nicht die Qualität hatten und er auch nicht. Deshalb wäre es besser gewesen, er hätte die Klappe gehalten.“

Mangelhafte Selbstwahrnehmung, fehlende Qualität - selten hab ich in den letzten Jahren deutlichere Kritik seitens eines Trainers vernommen. Vielleicht schwingt in ihr sogar ein wenig gekränkte Berufsehre mit, denn Sabiri beließ es nicht bei oben zitierten Worten, sondern legte speziell gegen Baumgart noch nach: "Ich denke, dass der Trainer eine andere Spielphilosophie umsetzen wollte, zu der ich nicht mehr gepasst habe. (...) Ich denke, dass ich dem Verein im letzten Jahr geholfen habe. Bei drei der vier Siege habe ich getroffen. Das ist doch keine so schlechte Statistik. Von daher habe ich es nicht wirklich verstanden."

Rein bilanztechnisch und auf Tore reduziert war Sabiris Wirken auch tatsächlich ok. In insgesamt 24 Spielen war er immerhin an 5 Toren direkt beteiligt (4 eigene Treffer, 1 Assist). Es dürfte wohl vor allem im Zwischenmenschlichen gehapert haben. Und damit sind wir wieder in Nürnberg.

Wieder eine unschöne Trennung

Aus deren Umfeld kamen nämlich im letzten Jahr, ob eigener Erfahrungen mit dem Spieler, warnende Worte. Denn bei seinem Wechsel 2017 vom Club zum englischen Aufsteiger Huddersfield Town half Sabiri "kräftig" nach. Mit den in solchen Fällen üblichen Manövern: Indiszipliniertheiten, offen zur Schau getragener Unlust - um das Wort Arbeitsverweigerung zu vermeiden.

Vielleicht auch deshalb, als Summe aller extern herangetragenen und selbstgemachten Erfahrungen mit dem Spieler, schob Baumgart am Ende einen für einen Spieler verheerenden Satz nach: "Im Nachhinein war es ein Fehler, dass wir ihn geholt haben."