Baum über Abstiegskampf: Schalke muss "wieder Bundesliga-Niveau erreichen"

Manuel Baum sieht sich auf Schalke einem langfristigen Projekt gegenüber
Manuel Baum sieht sich auf Schalke einem langfristigen Projekt gegenüber / DeFodi Images/Getty Images
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Seit nunmehr fast zwei Monaten ist Manuel Baum als Cheftrainer auf Schalke im Amt. Fortschritte hat er angestoßen, aber Siege (zumindest in der Bundesliga) noch nicht einfahren können. Den Weg darin sieht er, wie häufig betont, "eher in einem Marathon" als im Sprint. Neben der "vollsten Überzeugung", die Klasse zu halten, würde er auch gerne in mehreren Jahren noch in seinem aktuellen Amt sein.

"Der Baum schlägt auf Schalke Wurzeln", lautet eine Schlagzeile, die sich Manuel Baum in der Zukunft wünschen würde, wie er im Interview mit der Sport Bild verraten hat. Denn: Auch in mehreren Jahren möchte er noch immer als Cheftrainer von Schalke 04 agieren - auch wenn die aktuelle Lage deutlich angespannter aussieht.

Den Verein bezeichnet er als "großen Tanker", den man gemeinsam "wieder auf Kurs" bringen müsse. Dabei hat er zwar schon Fortschritte erreichen können, doch auch unter seiner Regie wartet Königsblau noch immer auf einen Bundesligasieg. Zwei Themen seien ihm über die ersten Wochen angesichts dieses Ziels besonders wichtig gewesen. "Da reden wir über das Thema Fußball-Fitness", so Baum, der dortige Probleme anhand des Spiels gegen RB Leipzig (0:4) erklärt: "Wir sind im Spiel 105 Kilometer gelaufen, haben aber nur 136 Sprints gemacht."

Im Spiel gegen Leipzig musste Baum einen ersten Rückschlag hinnehmen
Im Spiel gegen Leipzig musste Baum einen ersten Rückschlag hinnehmen / DeFodi Images/Getty Images

Aber auch die Offensive hat bisher einen großen Part eingenommen: "Im gleichen Spiel haben wir nur vier Torschüsse abgegeben. Da sind wir beim Thema Offensivspiel und dass wir uns offensichtlich nicht richtig im letzten Drittel des Spielfelds verhalten haben. Diese Themen haben wir angepackt, und die Fortschritte sind mess- und erkennbar." Zwei Themen, die schon unter David Wagner für Ärger und Frustration sorgten - klare Torchancen waren bereits in der noch erfolgreichen Hinrunde 19/20 Mangelware.

"Dürfen uns aktuell nicht allein auf Tabellenplätze fokussieren"

Derzeit steht beim S04 alles im Zeichen des Klassenerhalts, der nach 23 Spielen ohne Sieg und der aktuellen Tabellenkonstellation automatisch als erstes Ziel gilt. "Wir dürfen uns aktuell nicht allein auf Tabellenplätze fokussieren", mahnt Baum jedoch, für den es viel wichtiger sei," in allen Bereichen wieder Bundesliga-Niveau zu erreichen". Sobald das gelingt, "spiegelt sich das auch in der Tabelle wider".

Dass viele Schalke-Fans Angst vor einem eventuell drohenden Abstieg haben, versteht der Trainer völlig: "Sie können nur das beurteilen und für sich bewerten, was wir bei den Spielen abliefern. Nicht das, was unter der Woche passiert - und da sind wir auf einem guten Weg." Diese Saison werde ein Marathon und kein Sprint, so Baum, der "aus vollster Überzeugung" sagen könne, "dass wir es schaffen werden".

Auf Schalke muss Manuel Baum vieles erst einmal in die richtigen Bahnen lenken
Auf Schalke muss Manuel Baum vieles erst einmal in die richtigen Bahnen lenken / Christof Koepsel/Getty Images

Diese Zuversicht und Ausgeglichenheit muss er zum einen zwar zeigen, für ihn sei es jedoch auch wichtig, als Trainer gegenüber der Mannschaft "ausgeruht und ausgeglichen" aufzutreten. Während sein Arbeitstag beim S04 von 8:00 bis 21:00 oder 22:00 Uhr verläuft, setze er sich davor oder danach auch mal gerne im Leistungszentrum aufs Fahrrad. Zu Hause bediene er sich bei Yoga und anderen Übungen zum Entspannen: "Für mich ist es wichtig, dass man nicht nur den Körper bewegt, sondern auch den Kopf fit hält."

Das sei auf der einen Seite für ihn als Trainer beispielsweise für "klare Ansprachen" wichtig, auf der anderen Seite aber auch für die Spieler, mit denen er den Aspekt "Gehirntraining" fortführt: "Es geht mir dabei vor allem um Situationen auf dem Platz. [...] Wenn man in der Analyse sieht, dass eine Aktion nicht funktioniert hat, ist der erste Impuls, die Technik zu verbessern." Das sei aber nur ein Bereich von insgesamt dreien, die es zu trainieren gelte: Die Situation auf dem Platz müsse zunächst richtig wahrgenommen, dann die richtige Entscheidung getroffen und diese dann schlussendlich auch richtig umgesetzt werden.

Somit könne man das Antizipieren lernen und verbessern: "Die Spieler müssen die Signale des Gegners erkennen; Wo schaut er hin, wohin wird er den nächsten Pass spielen? Dadurch kann man den entscheidenden Moment für sich gewinnen."


"Mit voller Energie" dabei: Baum erklärt sein aktives Coaching an der Seitenlinie

Wichtig sei ihm ebenfalls, Gelerntes aus seiner Zeit als Lehrer mitzunehmen. Ein ganz wichtiger Aspekt sei dabei, dass man nicht jedem Menschen alles durch die gleiche Methode vermitteln könne - auch im Fußball: "So muss ich häufig Anweisungen für zwei Spieler, obwohl es genau die gleichen Inhalte sind, völlig unterschiedlich vermitteln. Der eine hat die Situation vielleicht schon mehrere Male erlebt, dem sage ich es bloß. Den jüngeren Spielern muss ich es auf dem Platz fühlen lassen."

Diese Arbeit möchte er bei den Knappen noch länger fortführen, wie er anhand der spaßig gemeinten Schlagzeile schon deutlich machte. Er freue sich, "jeden Tag mit voller Energie auf das Vereinsgelände zu fahren" und auch angesichts seiner Aktivität an der Seitenlinie seien seine Batterien noch voll.

In den Spielen ist Manuel Baum ebenfalls ein wahrer Aktivposten
In den Spielen ist Manuel Baum ebenfalls ein wahrer Aktivposten / Pool/Getty Images

"Ich bin mein ganzes Leben ein aktiver Trainer gewesen, der versucht, die Mannschaft emotional zu unterstützen", erklärt Baum zu dem Thema, das vor allem aufgrund des starken Kontrastes zum stillen Wagner Beachtung fand. Seine Erklärung weiter: "Ich bin der Meinung: Wenn man von der Mannschaft erwartet, dass sie kämpft, dass sie Gas gibt, dann muss das ein Trainer auch machen, damit wir zu einer Einheit werden." Diese Einheit wird speziell über die nächsten Wochen von großer Bedeutung sein.