Baum mit erster Niederlage auf Schalke: Gemischte Gefühle und Mammut-Aufgabe

Manuel Baum hat auf Schalke eine Mammut-Aufgabe vor sich
Manuel Baum hat auf Schalke eine Mammut-Aufgabe vor sich / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Erst wenige Tage vor dem Spiel gegen RB Leipzig hatte Manuel Baum das Ruder auf Schalke übernommen und muss das Team nun durch schwierige Zeiten steuern. Zwar hat Königsblau erneut hoch verloren, teilweise grobe Fehler begangen und in der Offensive gar nichts gemacht - und trotzdem kann man durchaus mit gemischten Gefühlen aus Baums ersten Partie als S04-Coach gehen. Ein Kommentar.

Als Trainer bei Schalke 04 zu arbeiten, ist alles andere als eine leichte Aufgabe. Diesen Job in dieser Situation anzunehmen, wenn man nur drei Trainingseinheiten mit einer komplett verunsicherten Mannschaft hat, um sich RB Leipzig in den Weg zu stellen, spricht von Selbstbewusstsein und Überzeugung.

Unter diesen Rahmenbedingungen, die man keineswegs aus dem Weg räumen oder vergessen sollte, trat Schalke am Samstagabend gegen Leipzig an. Das erste Spiel für Manuel Baum an der Seitenlinie, der sich über diese Rückkehr schon vor der Partie freute. Während und nach der Partie gab es dann nur sehr wenig, worüber er sich freuen konnte.

Baum mit richtigem Plan für S04: Leipziger in Topform dennoch mit verdientem 4:0-Erfolg

Baum stellte seine Mannschaft in einer Fünferkette auf, davor drei zentrale Mittelfeldspieler und der Doppel-Sturm. Die Devise war klar: Fokus auf das Verteidigen, Zentrum schließen und sich nach und nach ein wenig Vertrauen durch gute Balleroberungen und ein solides Zusammenhalten holen. Schon zu Beginn der Partie war dieser Plan klar erkennbar und ebenso richtig. Eine Herangehensweise, die angesichts der eigenen Lage auch in Kombination mit den Stärken der Gastgeber problemlos als die Richtige bezeichnet werden kann.

Auch wenn Königsblau so gut wie keine eigenen Spielanteile hatte und sich zunächst tief in die eigene Hälfte zurückzog, so haben die ersten 20-30 Minuten durchaus ein kleines bisschen Mut und Optimismus zurückgebracht. Das Team schien zusammenzuarbeiten, den Umständen entsprechend zu versuchen, auch füreinander da zu sein und sich auszuhelfen. Einen ersten Knacks bekam Schalke durch die erneute Verletzung von Suat Serdar (ersetzt durch Can Bozdogan), nur acht Minuten später folgte das erste RB-Tor, ausgelöst durch einen individuellen Fehler, der Leipzig in ihre geliebte Pressing-Situation einsteigen ließ.

Suat Serdar zeigte sich nach seiner erneuten Verletzung aufgelöst
Suat Serdar zeigte sich nach seiner erneuten Verletzung aufgelöst / DeFodi Images/Getty Images

Es kam, wie es kommen musste. Die letzten Spiele, die zahlreichen Gegentore und die ausgebliebenen Punkte und Erfolgserlebnisse waren sichtbar in den Köpfen, von da an wirkte die gesamte Mannschaft wieder deutlich verunsichert. Oft zu langsam, oft zu spät, während das Team von Julian Nagelsmann ein sehr souveränes und oftmals sehr schnelles Spiel aufzog. Auch das darf man nicht vergessen: Der S04-Gegner war, vor allem in dieser Form, eine Mannschaft, die ausnahmslos jede Bundesliga-Mannschaft vor (große) Probleme stellen würde.

Einen zweiten Höhepunkt, wenn man es so nennen mag, gab es in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit. Bis dahin hatte Leipzig bereits auf 3:0 erhöht, ein weiterer Gegentreffer erfolgte durch Unachtsamkeit. In dieser Viertelstunde öffnete sich Königsblau etwas, versuchte sich sehr vorsichtig an einfachen Kombinationen rund um den gegnerischen Sechzehner. Bozdogan hatte in dieser Phase auch den einzigen Torabschluss seiner Mannschaft zu verzeichnen - keine schlechte Chance, aber auch nichts, was schlussendlich in Erinnerung bleibt.

Can Bozdogan (19) musste früh in die Partie kommen
Can Bozdogan (19) musste früh in die Partie kommen / Alexander Hassenstein/Getty Images

Über weite Strecken spielte der Champions-League-Halbfinalist die Knappen schwindelig, teilweise auch vor. Das 4:0 schoss Marcel Halstenberg letztendlich durch einen Elfmeter.


Schalke muss sich an Kleinigkeiten hochziehen: Baum startet seine S04-Aufgabe

Warum also "gemischte Gefühle", obwohl die Hausherren insgesamt leichtes Spiel hatten und eine erneut deutliche Niederlage verdaut werden muss? Zum einen wegen der zum Teil veränderten Einstellung von S04, auch wenn sie zunächst nur in kurzen Phasen aufblitzte. In den Wochen und Monate zuvor wirkte alles schon zum Anpfiff resigniert - Stichwort dauerhaft verschränkte Arme an der Seitenlinie. Auch wenn es mit Ball so gut wie nie zu guten Lösungen kam, so gibt es doch kleine Erkenntnisse, auf denen Baum und sein Team aufbauen können.

"Man sieht, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Die Qualität, die wir im Moment auf den Platz bringen, ist nicht gut. Aber wir haben Potenzial", so der 41-Jährige nach dem Spiel (via Sportbuzzer). Das stimmt, und trotzdem wird es eine extrem schwere Aufgabe, dieses Potenzial wieder zu zeigen. Es braucht Erfolgserlebnisse, eigene Tore, ein gemeinsames Verteidigen, an dem man sich gegenseitig hochziehen muss. Sehr leicht getan, sehr schwer erreicht.

Die "Mission: Schalke" beginnt nun erst für Manuel Baum
Die "Mission: Schalke" beginnt nun erst für Manuel Baum / Alexander Hassenstein/Getty Images

Dass Baum selbst sehr aktiv coachte, zuweilen seinen Plan erneut am kleinen Taktik-Brett erklärte und manchmal emotional und laut wurde, ist ebenfalls ein kleiner, aber feiner Hoffnungsschimmer. Dass er ein feiner Taktiker ist, ist ebenso wichtig, wie dass Spieler an der Seitenlinie einen Coach sehen, der an sie glaubt und sie aktiv begleitet.

Es wird viel Arbeit brauchen, um aus der gefährlichen Lage herauszukommen. Diese Arbeit hat für Baum und die Mannschaft gerade erst begonnen. Die Leistung am Samstagabend war erneut nicht gut, aber den Umständen entsprechend verständlich.