Unsouveräner Koeman bricht ehernes Gesetz!
Von Guido Müller
Mit der öffentlichen Kritik an Nachwuchsmann Nico González (19) im Zuge der 0:2-Niederlage bei Atlético Madrid hat Barça-Coach Ronald Koeman seine ohnehin schon prekäre Situation wohl nochmal verschärft.
Seit über vierzig Jahren ist Ronald Koeman im Profi-Geschäft. Erfahrung hat er somit mehr als genug gesammelt. Und deshalb wird auch er ganz genau wissen, dass das, was er am vergangenen Samstagabend in der PK nach dem Spiel bei Atlético Madrid von sich gegeben hat, in Fußballer-Kreisen ein absolutes No-Go darstellt.
Da konzentrierte der Holländer nämlich seinen ganzen Frust über die Niederlage im Wanda Metropolitano auf den jungen Nico González. Den hatte er bereits während des Spiels zu einem der Schuldigen "erklärt", als er ihn in der Pause gegen Sergi Roberto aus der Partie nahm.
Nico: Erst symbolträchtig ausgetauscht - dann vom Trainer öffentlich an den Pranger gestellt!
"Man kann", so Koeman in der anschließenden Pressekonferenz, "dem Gegner nach Ballverlust nicht so viel Platz lassen". Wen er konkret damit meinte, verdeutlichte der 58-Jährige im folgenden Satz: "Im Mittelfeld müssen die Leute gedeckt werden, und Nico hat Lemar allein gelassen." (via as.com)
Rumms! Sich aus einer personell geschwächten und zudem extrem verunsicherten Mannschaft ausgerechnet einen der Jüngsten herauszupicken, um ihn medienwirksam an den Pranger zu stellen, verletzt eines der ehernsten ungeschriebenen Gesetze im Fußball. Übrigens nicht nur im Profi-Bereich.
Und offenbar hatten sogar die Barça-Spieler selbst unterschiedliche Auffassungen darüber, wen denn nun beim 1:0 der Gastgeber durch besagten Lemar die Hauptschuld traf.
Die beiden Routiniers Gerard Piqué und Sergio Busquets, beim 1:0 der Rojiblancos auch nicht so weit vom Ort des Geschehens entfernt, waren jedenfalls nach dem Führungstreffer der Rojiblancos in einen längeren verbalen Disput verwickelt. Um Nico González schien es da eher nicht zu gehen.
Doch selbst wenn beide ebenfalls zur Erkenntnis gelangt wären, González sei der Hauptschuldige gewesen, gehört es zu einer der Grundregeln innerhalb eines Teams, diese Kritikzuweisung intern zu betreiben.
Und nicht vor der versammelten Reporter-Schar. Im Kader der Blaugrana und auch bei weiten Teilen der Anhängerschaft ist diese wenig souveräne Reaktion von Koeman logischerweise alles andere als gut angekommen.
Auch Klub-Boss Joan Laporta, der aktuell wohl auf Zeit spielt und seinem Coach fürs erste eine halbgare Job-"Garantie" ausgesprochen hat, dürfte nach dieser Episode noch stärker als vorher an der Eignung seines Übungsleiters zweifeln, den offensichtlich fälligen Neustart beim FC Barcelona erfolgreich bewältigen zu können.