Ende eines Traums: Emerson über seinen kurzen Aufenthalt in Can Barça

Sein Traum, beim FC Barcelona zu spielen, währte nur wenige Wochen: Emerson Royal
Sein Traum, beim FC Barcelona zu spielen, währte nur wenige Wochen: Emerson Royal / Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images
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Gerade erst gekommen - und schon wieder weg. Erst im Juli wurde Emerson Royal vom FC Barcelona für 14 Millionen Euro vom Liga-Rivalen Betis Sevilla verpflichtet - und zwei Monate später auch schon wieder Richtung Tottenham verkauft. Gegenüber der Marca gab der Rechtsverteidiger nun Einblicke in sein Seelenleben.


Eigentlich hatte sich der 22-Jährige auf einen langfristigen Aufenthalt in Can Barça eingestellt. "Es war immer ein Traum von mir, einmal für den FC Barcelona zu spielen. Ich wollte hierher und spüren, was es heißt, hier zu spielen. Das war mein Traum. Verliebt hatte ich mich in den Klub, als ich Ronaldinho Gaucho hier spielen sah. Dann kamen Messi, Neymar, Alves...".

Letzterer war auch sein sportliches Vorbild. "Er war das Modell, an dem ich mich orientiert habe. Ich mag ihn auch persönlich sehr. Abgesehen davon, dass er ein großartiger Fußballer ist, ist er auch eine großartige Person."

Dani Alves
Emersons großes Vorbild: Barça-Legende Dani Alves / Alex Caparros/Getty Images

Über die Eingewöhnung: "Sie machten, dass ich mich wie zuhause fühlte!"

Im mit Stars gespickten Kader der Blaugrana musste sich Emerson erstmal zurechtfinden - und vor allem den übergroßen Respekt vor seinen Arbeitskollegen abstreifen.

"Von außen betrachtet, dachte ich immer, dass diese Spieler vielleicht etwas anders drauf seien. Es sind immerhin Barça-Spieler, absolute Cracks. Aber nein - sie waren alle total nett. Jeden Tag haben sie mit mir gesprochen und mir geholfen, mich gut einzuleben. Sie machten, dass ich mich wie zuhause fühlte."

Mit allen Kollegen habe er sich gut verstanden. Aufgrund sprachlicher Gemeinsamkeiten sei der Kontakt mit Keeper Neto und Coutinho jedoch besonders intensiv gewesen, ebenso wie mit Ronaldo Araújo. Aber auch einer der Wortführer im Kader kümmerte sich mit Hingabe um die Neuverpflichtung.

"Busquets hat sich sehr um mich gesorgt. Er hat mir sehr geholfen, mein Spiel zu verbessern. Er erklärte mir gewisse Dinge bezüglich des Positionsspiels und der Art, wie bei Barça gespielt wird. Während der Trainingseinheiten korrigierte er mich auch jedesmal, wenn ich zu hoch oder zu tief stand."

Sergio Busquets
Half Emerson bei dessen Eingewöhnung: Sergio Busquets / Alex Caparros/Getty Images

Über den Messi-Abgang: "Es war für uns alle ein Schock!"

Den Messi-Abgang Richtung Paris erlebte Emerson hautnah. Auch für ihn natürlich ein großer Verlust. "Mein Traum war es, mit ihm zusammen zu spielen. Ich habe echt nicht erwartet, dass er gehen würde. Keiner hat das gedacht. Es war für uns alle ein Schock. Mit seinem Weggang wusste ich natürlich auch, dass sich das Spielsystem verändern würde."

Doch eine langfristige Zukunft im Camp Nou, wenn auch ohne den Superstar, war Emerson am Ende doch nicht vergönnt.

"Ich dachte, dass der Klub mich halten wollte. Am Sonntag habe ich noch in der Startelf gestanden. Am nächsten Tag bin ich wie immer zum Training gegangen, und da sah ich schon, dass viele Meldungen reinkamen. Dass der Klub wegen mir mit Tottenham verhandeln würde und dass die Gespräche schon ziemlich fortgeschritten seien."

Über die Trennung: "Man hätte das auch anders regeln können!"

"Ich verstand zunächst gar nichts. Am Nachmittag dann lud mich der Klub zu einem Gespräch auf dem Trainingsgelände, und dort erklärte mir der Klub dann seine Absicht, mich zu verkaufen."

"Sie haben mich rausgeworfen - mit netten Worten."

Emerson, via Marca

Bei dieser Unterredung sei natürlich die wirtschaftliche Lage des Klubs zur Sprache gekommen, und dass es aus Vereinssicht die beste Lösung sei, ihn zu verkaufen. Dagegen zu protestieren sei ihm trotzdem nicht in den Sinn gekommen.

"Ich wusste ja um die Meinung des Klubs. Und weil ich nicht in einem Klub sein will, wo ich nicht gewollt bin, fiel es mir dann auch recht leicht zu entscheiden, wegzugehen."

"Missbraucht" fühle er sich dennoch nicht. "Das wäre nicht der passende Ausdruck. Trotzdem hat mir die Art der Kommunikation etwas wehgetan. Ich glaube, man hätte das auch anders regeln können."

Auch für seine Familie, die mit ihm nach Barcelona gezogen war, war der vorzeitige Abschied ein Schock. "Sie waren wie erstarrt, als sie es hörten. Wir waren ja erst kurze Zeit in Barcelona, kaum 40 Tage, und waren immer noch dabei, Dinge einzuräumen. Dann kam ich eines Tages nach Hause und erklärte ihnen die Situation und dass ich mich Tottenham anschließen würde. Sie haben mich dabei voll unterstützt."

Über die Fans: "Sie sagten, dass ich hier triumphieren würde!"

In besonders guter Erinnerung wird er die Fans des Klubs, die culés, behalten. "Ob auf der Straße oder bei den Spielen: ich bekam immer sehr aufmunternde Messages von den Fans. Sie sagten mir, dass ich hier triumphieren würde und der neue Rechtsverteidiger sei. Beim ersten Spiel spürte ich im Stadion förmlich ihre Zuneigung, als ich eingewechselt wurde."

Sergino Dest, Emerson Royal, Sergi Roberto
Der Moment des Debüts im Spiel gegen die Real Sociedad: Emerson kommt für Dest in die Partie / Alex Caparros/Getty Images

Das war beim Liga-Auftakt gegen die Real Sociedad de San Sebastián, als Emerson in der 71. Minute für Sergiño Dest eingewechselt wurde. Den neunzehn Minuten gegen die Basken folgten dann noch gute siebzig aus den Partien in Bilbao und gegen Getafe - und dann war das Kapitel Barcelona für Emerson auch schon wieder beendet.

Die Spurs legten am letzten Tag der Transferperiode stolze 25 Millionen Euro für ihn auf den Tisch. Rein finanziell für den Klub somit ein gutes Geschäft. Und wer weiß: vielleicht kehrt Emerson ja eines Tages doch noch mal zurück in die Mittelmeermetropole - und erfüllt sich seinen langgehegten Traum eben im zweiten Anlauf.