Badstuber lehnte Vertragsauflösung ab - VfB Stuttgart zu jung für die Bundesliga?

Soll gehen, will aber nicht: VfB-Oldie Holger Badstuber (31)
Soll gehen, will aber nicht: VfB-Oldie Holger Badstuber (31) / TF-Images/Getty Images
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Für Holger Badstuber ist bei den Profis des VfB Stuttgart Schluss. Aber: Zu verlockend sein Jahresgehalt und zu prekär die Lage auf dem Transfermarkt, weshalb der 31-jährige Topverdiener den Schwaben trotz Degradierung zu den Amateuren vorerst erhalten bleibt. Geht der VfB den richtigen Weg oder ist der Kader von Chefcoach Pellegrino Matarzzo zu jung für den angestrebten Klassenerhalt in der Bundesliga?

Direkt, vollmundig und großschnäuzig: VfB-Routinier Badstuber zeigte sich gen Ende der Saison zu emotional, kritisierte nach der Derby-Pleite gegen Karlsruhe die sportliche Führung und manövrierte sich quasi selbst ins Aus. Dass er dabei "übers Ziel hinausgeschossen" sei, wusste der erfahrene Profi im Anschluss zwar selbst - am Krach im Klub änderte sich allerdings nichts mehr.

In der Folge kam der ehemalige Nationalspieler nicht mehr zum Einsatz, verfolgte die letzten drei Begegnungen im Liga-Unterhaus von der Bank aus und bejubelte den Aufstieg in die Bundesliga somit am Spielfeldrand. Nun sind seine Tage gezählt. Der VfB plant ohne seinen namhaften Akteur und degradierte ihn zuletzt gar in die zweite Mannschaft.

Badstuber lehnte Rauswurf-Kohle ab

Ab sofort heißt es Regionalliga-Kick statt Bundesliga. Und damit gibt sich der sture Profi allem Anschein nach zufrieden. Mit 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt lässt es sich natürlich auch aushalten. Eine Vertragsauflösung samt Abfindung in Höhe von 1,5 Millionen Euro schlug Badstuber lauf Bild-Informationen bereits vor seinem Sommerurlaub im Juni aus.

Trotz Abfindung: Badstuber (Vertrag bis 2021) will den VfB nicht verlassen
Trotz Abfindung: Badstuber (Vertrag bis 2021) will den VfB nicht verlassen / TF-Images/Getty Images

Die Verantwortlichen hoffen selbstverständlich weiterhin, dass Badstuber keine Lust auf viertklassigen Fußball hat. Der Transfermarkt allerdings ist derart lahmgelegt, dass der erfahrene Innenverteidiger wohl keinen neuen Klub findet - jedenfalls keinen, der ähnlich viel Geld zahlt. Warum also nicht für ein Jahr in der Regionalliga dümpeln? Im kommenden Sommer läuft der Vertrag des Abwehrstrategen ohnehin aus.

Nach seinen Stationen auf Schalke und beim FC Bayern München samt sechs deutschen Meisterschaften, vier DFB-Pokalsiegen und einem Champions-League-Titel ein ziemliches Downgrade für den 166-fachen Bundesliga-Akteur.

Ist der VfB zu jung für die Bundesliga?

Die Entscheidung des VfB klingt dabei hart, ist dennoch verständlich. Das große Ziel ist es, in der kommenden Bundesliga-Saison die Klasse zu halten - und das mit einem jungen, unerfahrenen, aber äußerst qualitativen Kader und Cheftrainer.

Ein langsamer, nörgeliger, 31 Jahre alter Badstuber hat im Kader somit einfach keinen Platz mehr. Dennoch bleibt fraglich, ob die VfB-Jungs nicht zu jung und zu unerfahren für das Liga-Oberhaus sind. Für die nötige Struktur und Erfahrung bedarf es immer einen oder zwei alte Routiniers. Stattdessen verpflichten die Schwaben einen Jungspund nach dem anderen. Anfang dieser Woche kam der 17-Jährige Momo Cissé ablösefrei aus Frankreich zur Matarazzo-Elf, am heutigen Donnerstag will man sein Top-Talent Lilian Egloff laut kicker mit einem Profivertrag bis 2024 ausstatten.

Traut Spieler und Trainer den Klassenerhalt zu: VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger (38)
Traut Spieler und Trainer den Klassenerhalt zu: VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger (38) / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

"Ich kann nicht genau sagen, wie bundesligaerfahren Union Berlin und ihr Trainer im Vorjahr waren", entgegnet Thomas Hitzlsperger im kicker mit Zuversicht: "Aber sie haben es geschafft, in der Bundesliga zu bleiben. Das zeigt, dass es möglich ist und dass Erfahrung nicht per se mit Qualität gleichzusetzen ist."

Dabei gehen die Stuttgarter tatsächlich mit dem jüngsten Kader der Liga an den Start: Zarte 23,8 Jahre jung sind die VfB-Profis im Schnitt. Zum Vergleich: Unions Durchschnittsalter betrug im Vorjahr immerhin 26,53 Jahre. Mit 970 Bundesligaeinsätzen liegt der VfB-Kader zudem unter den 1062 Einsätzen der Eisernen vor ihrer ersten Spielzeit in der Bundesliga.

Für Union reichte es am Ende allemal: Mit 41 Punkten stand die Fischer-Elf am Ende gesichert und zehn Punkte vor dem Relegationsplatz auf Platz 11 und bejubelte den ersten Klassenerhalt der Vereinsgeschichte. Vorstandschef Hitzlsperger traut seinem Team trotz fehlender Erfahrung eine ähnliche Leistung zu. Ob die Cannstatter mit einer derartigen Verjüngung tatsächlich den richtigen Weg einschlagen und die Klasse halten, bleibt selbstverständlich abzuwarten und spannend zu verfolgen.