Drei Außenverteidigerinnen, die bei der EM auf sich aufmerksam machen könnten

Julie Blakstad from Norway seen in action during the Wales v...
Julie Blakstad from Norway seen in action during the Wales v... / SOPA Images/GettyImages
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Die EM beginnt sehr bald, und mit jedem Tag wächst die Vorfreude. Bei diesem Turnier werden sehr wahrscheinlich mehr Leute als je zuvor zuschauen, 500.000 Tickets wurden bereits verkauft. Damit ist die EM auch eine Plattform für Spielerinnen, um sich zu präsentieren und bekannter zu werden. Bühne frei für drei Außenverteidigerinnen, die diesen Sommer auf sich aufmerksam machen könnten:


1. Lisa Boattin

Lisa Boattin
Lisa Boattin / Jonathan Moscrop/GettyImages

Brescia ist eine Stadt in der Lombardei mit etwa 200.000 Einwohnern - eine Zahl, die disproportional zu der Anzahl an italienischen Nationalspielerinnen ist, die bereits dort gespielt haben oder in dem Verein ausgebildet wurden. Brescia hatte ein exzellentes Scouting-System und eine gute Akademie und hat so ungewöhnlich viele talentierte Spielerinnen herausgebracht. Das zahlte sich aus: 2014 und 2016 konnte der reine Frauenfußball-Verein die Serie A gewinnen, belegte zudem dreimal den zweiten Platz.

Neun Spielerinnen von der Squadra Azzurra haben Brescia in ihrem Lebenslauf stehen, darunter viele Stützen des Teams, wie Barbara Bonansea, Cristiana Girelli - und Lisa Boattin, die dort ihren Durchbruch hatte. Brescia verkaufte dann die Serie A-Lizenz an die AS Rom, und ist heute wieder in der zweiten Liga vertreten; Boattin ist in der Zeit zu einer Schlüsselspielerin Italiens avanciert.

Italien ist ein Team, das teilweise Probleme damit hat, von hinten aufzubauen und die Verteidigung mit dem Angriff zu verbinden. Da hilft es sehr, eine Spielerin wie Lisa Boattin zu haben: Die 25-jährige Linksverteidigerin von Juventus Turin schaltet sich immer wieder im Spiel nach vorne ein und ist für eine Verteidigerin sehr geschickt mit dem Ball. Sie kann Italien zum einen mit präzisen Pässen über die Abwehrkette helfen, und zum anderen, indem sie selbst mit dem Ball nach vorne läuft. Boattin unterstützt außerdem oft die offensive Flügelspielerin und bietet sich als Anspielstation an. Wenn sie dann nahe dem Strafraum den Ball hat, kann Boattin gut dribbeln und präzise Flanken schlagen.

Auch defensiv ist sie stark und vor allem eine vorausschauende Spielerin, was sich darin zeigt, dass sie die meisten Abwehraktionen pro 90 Minuten hat und die zweitmeisten Pässe abfängt. Nur in der Luft ist Boattin mit ihren 1,60 Metern nicht besonders stark, ansonsten aber könnte sie als Italiens Offensivmotor auffallen und auch defensiv glänzen.

2. Julie Blakstad

Julie Blakstad
Julie Blakstad / Soccrates Images/GettyImages

Die zweite Spielerin in dieser Liste ist noch ein Stück jünger: Julie Blakstad ist erst 20, hat aber schon einen Stammplatz im norwegischen Nationalteam und spielt seit Januar für Manchester City. Dass sie aber überhaupt auf dieser Liste steht, könnte einigen ein Dorn im Auge sein - nicht wegen ihres mangelnden Talents, denn ihre Fähigkeiten sind unbestreitbar, sondern weil sie eigentlich eher eine offensiv denkende Spielerin ist. Auf Klub-Ebene spielt sie weiter vorne und ist flexibel im Mittelfeld oder auch auf dem Flügel einsetzbar.

Für Norwegen ist Blakstad dagegen meist als Linksverteidigerin, manchmal auch als Rechtsverteidigerin, vorgesehen - denn mit Spielerinnen wie Ingrid Engen, Frida Maanum, Vilde Boe Risa oder Caroline Graham Hansen ist Norwegen in Mittelfeld und Angriff bereits sehr gut besetzt. So ist die vielleicht einzige Lösung für Martin Sjögren, alle diese Spielerinnen auf dem Platz stehen zu haben, Blakstad in die Defensive zu rücken.

Denn ihre Qualitäten will er nicht missen: Blakstad ist ähnlich wie Boattin eine Außenverteidigerin, die ihre Rolle sehr offensiv interpretiert. Im Vergleich zu Boattin ist eine Stärke noch ihr Schuss - Blakstad ist immer für einen Versuch aus der Distanz zu haben und kann auch gute Freistöße schießen. Dazu zieht sie immer wieder selbst von der Seitenlinie nach innen, oder bietet sich im Mittelfeld an, um dann nach außen zu gehen und zu flanken. Ihr Wert für die erwarteten Assists pro 90 Minuten ist mit 0,36 für eine Außenverteidigerin sehr stark.

Defensiv ist Blakstad in Eins-gegen-eins-Duellen stark, teilweise ist es ihr aber doch anzumerken, dass die Verteidigung nicht ihre Stammposition ist. In Umschaltphasen ist ihre Positionierung nicht immer gut, wodurch Lücken entstehen können. Dagegen ist ein weiterer Trumpf ihre Kopfballstärke, denn Blakstad gewinnt gut 60% ihrer Luft-Zweikämpfe.

3. Catarina Amado

Catarina Amado
Catarina Amado / Octavio Passos/GettyImages

In einer Gruppe mit Schweden, der Niederlande und der Schweiz ist Portugal nicht der Top-Favorit. Die Seleccao das Quinas ist für Russland nachgerückt und hatte dementsprechend wenig Zeit für die Vorbereitung. Aber ein paar Dinge machen Mut: Zum einen ist die Form gut, neulich holten die Portugiesinnen sie gegen Australien in einem Testspiel ein 1:1. Zudem hat das Team von Francisco Neto einige bemerkenswerte Spielerinnen, die bei der EM auf sich aufmerksam machen könnten. Viele Portugiesinnen sind technisch stark und haben eine gute Übersicht.

Darunter auch Catarina Amado. Die 22-jährige Rechtsverteidigerin hat mit vier Jahren mit dem Fußballspielen angefangen und steht seit 2019 bei Benfica unter Vertrag. Amado spielte lange als rechte Flügelspielerin, hat sich aber sehr gut in ihre Rolle als Außenverteidigerin hereingefunden. Sie ist defensiv stark, kann aber immer noch offensive Impulse setzen und erzielte so etwa das späte 2:1 bei Benficas historischem ersten Sieg in der Champions League gegen den schwedischen Vertreter BK Häcken.

Meistens ist Amado aber weiter hinten positioniert und erledigt dort ihre Arbeit als vorausschauende, umsichtige Rechtsverteidigerin sehr gut. Das zeigen auch die Statistiken: In Portugals Team ist sie die Spielerin mit den meisten abgefangenen Pässen und den meisten erfolgreichen Defensivaktionen je 90 Minuten. Sie meidet zudem die Zweikämpfe nicht und hat dort eine starke Quote von 72 % gewonnenen Defensiv-Zweikämpfen. Auch in den WM-Qualifikationsspielen gegen Deutschland war sie ruhig am Ball und stark in den Eins-gegen-eins-Duellen.

Ihren Offensivdrang hat sie dabei nicht verloren und setzt weiterhin zu vielen Flanken und Steilpässen an. Bei letzteren könnte sie noch ein wenig an der Genauigkeit arbeiten, aber insgesamt ist Amado eine vielversprechende Spielerin, die vielleicht bei der EM auch das Interesse von Klubs außerhalb von Portugal auf sich ziehen könnte.


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