Aritz Aduriz mach Schluss: Der Benjamin Button des Fußballs beendet seine Karriere!

Beendet eine lange und erfolgreiche Karriere: Aritz Aduriz
Beendet eine lange und erfolgreiche Karriere: Aritz Aduriz / Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images
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Es war absehbar. Einfach aufgrund der biologischen Begebenheiten. Dennoch umweht einen ein Hauch von Nostalgie angesichts der Ankündigung von Stürmerlegende Aritz Aduriz, die Fußballschuhe endgültig an den Nagel zu hängen.

Am 11. Februar dieses Jahres feierte der Stürmer von Athletic Bilbao seinen 39. Geburtstag. Nur zur Einordung: zu diesem Lebenszeitpunkt waren Spieler wie Marcell Jansen schon seit fast einem Jahrzehnt fussballerische Frührentner. Ok - normal ist weder das eine noch das andere.

Und so werden sie ihn in der Kathedrale, im Nuevo San Mamés, jetzt schon vermissen. Eigentlich hätte diese corona-gestörte Saison noch einmal ein Höhepunkt seiner Karriere werden sollen. Immerhin steht sein Athletic mal wieder im Finale des spanischen Pokals - wo ausgerechnet der Lokalrivale aus San Sebastián wartet. Doch eine unumgängliche Hüftoperation, der sich der Angreifer unterziehen muss, macht diese Pläne definitiv zunichte.

Aduriz nimmt den Umweg in den spanischen Unterhäusern

Seine Anfänge waren nicht ganz so spektakulär wie seine Performance ab dem 30. Lebensjahr. Begonnen hat alles bei seinem Leib- und Seelenklub Athletic Bilbao, zu dem er zum ersten Mal (es sollten zwei weitere folgen) im Jahr 2002 stieß. Sein Trainer damals hieß übrigens Jupp Heynckes. Doch der konnte zu dieser Zeit im Angriff aus dem vollen schöpfen, und angesichts der Konkurrenz von Spielern wie Joseba Etxebarria, Ismael Urzaiz oder Santiago Ezquerro zog Aduriz es vor, noch mal einen Umweg über die zweite und dritte Liga zu nehmen. Offensichtlich mit Erfolg: nach insgesamt 36 Toren für Real Burgos (Dritte Liga) und den Zweitligisten Real Valladolid kehrte Aduriz gestärkt nach Lezama zurück. Nach eineinhalb Jahren folgte er erneut dem Ruf vermeintlich stärkerer Teams, die auf seine Torjägerqualitäten setzten. In Mallorca und dem FC Valencia knippste er weiter fleißig. Derart, dass er heutzutage neben Lionel Messi und Raúl González Blanco der einzige Spieler der Primera División ist, der gegen mindestens 35 verschiedene Mannschaften getroffen hat.

2012 schloss er sich zum dritten Mal der Disziplin der Löwen aus Bilbao an. Es sollte seine letzte Etappe werden. Doch statt dass seine Karriere nun allmählich ausgeklungen wäre, sollte sie in dieser letzten Phase nocheinmal richtig an Fahrt gewinnen. Nachdem er 2010 bereits für die spanische Nationalmannschaft debütiert hatte (mit 29 Jahren!), sollte es weitere sechs Jahre (!) dauern, ehe er wieder für die Roja nominiert wurde. Am 24. März 2016 gelang Aduriz ausgerechnet gegen die Defensivspezialisten aus Italien sein erstes Tor für Spanien.

Historischer Treffer gegen Mazedonien

Seine starke Leistung in diesem Spiel brachte ihm am Ende sogar das Ticket für die EURO 2016 in Frankreich ein. Dort gelang ihm zwar kein weiterer Treffer, dafür aber im letzten WM-Qualifikationsspiel für das Endturnier in Russland. Beim 4:0-Sieg der Iberer über Mazedonien am 12. November 2016 schrieb er sich endgültig in die Geschichtsbücher des spanischen Fußballs ein: erst eine halbe Stunde vor Schluss für Álvaro Morata eingewechselt, steuerte Aduriz in der 85. Minute den Treffer zum Endstand bei. Mit 35 Jahren und 275 Tagen Lebenserfahrung auf dem Buckel. So alt war noch kein Torschütze für Spanien in der langen Geschichte des Verbandes.

Doch nicht nur auf Länderspiel-Ebene hält der ewig junge Aduriz (unsere englischen Kollegen von 90min.uk nennen ihn denn auch halb scherzhaft, halb ehrfürchtig den "Benjamin Button des Fußballs") immer noch geltende Rekorde. Seine fünf Tore im Europa League-Spiel gegen den belgischen KRC Genk sind bis heute Rekord im Nachfolge-Wettbewerb des UEFA-Cups. Zweimal (2015/16 und 2017/18) wurde er zudem Torschützenkönig in diesem zweiten europäischen Klubwettbewerb.

Seht her, ich hab getroffen. Gleich fünfmal netzte er gegen den KRC Genk ein
Seht her, ich hab getroffen. Gleich fünfmal netzte er gegen den KRC Genk ein / Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images

Schon aufgrund dieser ausgesuchten Meilensteine lässt sich der Vergleich mit der von Brad Pitt gespielten Film-Figur durchaus ziehen. Man könnte die Karriere des Aritz Aduriz aber auch mit einem guten La Rioja-Wein (aus der Nachbarregion des Baskenlandes) vergleichen. Je älter, desto besser. In diesem Sinne: Hasta siempre, Aritz.