Andreas Brehme: Beim DFB ist "nichts mehr intakt" - Erfolg kommt "über kurz oder lang" wieder

Andreas Brehme (60) feierte mit dem DFB Erfolge, die derzeit außer Reichweite scheinen
Andreas Brehme (60) feierte mit dem DFB Erfolge, die derzeit außer Reichweite scheinen / INA FASSBENDER/Getty Images
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Andreas Brehme kennt sie allzu gut: die erfolgreichen Zeiten mit der deutschen Nationalmannschaft. Aktuell scheint der DFB allerdings von der Siegerstraße abgedriftet und aus den Köpfen der Fußballfans nahezu erodiert. Im Gespräch mit Sport1 spricht der 60-Jährige über den möglichen Ausweg des DFB und sein Vertrauen in Bundestrainer Joachim Löw.

Helmut Rahn, Gerd Müller, Mario Götze und Andreas Brehme: Vier Persönlichkeiten, die mit ihren Treffern für die größten Erfolge des DFB sorgten. Am vergangenen Montag feierte Brehme seinen 60. Geburtstag - ein Ehrentag, an dem der Siegtorschütze des WM-Finals 1990 sicherlich noch einmal genauer erzählen musste, wie er den Elfmeter in der 85. Minute zum wichtigen 1:0 über Argentinien überlegt in die linke Ecke schob.

Eine aktuelle Diskussion über die deutsche Nationalelf wird die Familie Brehme am gedeckten Kaffee-Tisch sicherlich schleunigst übersprungen haben. Viel zu erzählen gibt es nämlich nicht. Zu den Topfavoriten der Welt gehört "Die Mannschaft" schon längst nicht mehr. Das zeigt sowohl das Gruppen-Aus während der Weltmeisterschaft 2018 als auch der seither stagnierende Umbruch eines jungen Nationalteams.

Brehme: "Die Deutschen sind alle verwöhnt"

"Wir sind nicht mehr Deutschlands liebstes Kind", stellte DFB-Direktor Oliver Bierhoff unlängst fest und sprach von einem Image-Problem, welches man sich laut Brehme "selbst zuzuschreiben" habe. "Dass da in der Chefetage nichts mehr intakt ist, merkt man in den vergangenen Jahren. Daran muss gearbeitet werden", betonte Brehme im Gespräch mit Sport1. Der Weltmeister selbst schaue die Spiele zwar noch, ist aber keineswegs verwundert, dass selbst eine Trödelshow wie "Bares für Rares" höhere Einschaltquoten aufweist als ein Testkick gegen Tschechien. "Die Ergebnisse stimmten zuletzt einfach nicht und die Deutschen sind alle von den vielen Erfolgen in der Vergangenheit verwöhnt."

Andreas Brehme schnürte 86 Mal für den DFB seine Fußballschuhe
Andreas Brehme schnürte 86 Mal für den DFB seine Fußballschuhe / Simon Bruty/Getty Images

DFB muss sein Image aufpolieren!

Das durch zahlreiche (Steuer-)Affären geschädigte Image des DFB müsse aufpoliert werden, dabei seien "Erfolge natürlich das Beste." Einige Fans würden zwar weiterhin mitfiebern, das volle Vertrauen müsse sich die Mannschaft rund um Bundestrainer Jogi Löw allerdings peu à peu zurück erarbeiten. Die Rückendeckung des einstigen Siegtorschützen genießt Löw hierbei allemal: "Er hat Riesen-Erfolge gefeiert und einfach so ist er nicht Weltmeister geworden. Der Erfolg wird sich über kurz oder lang wieder einstellen. Jogi ist der richtige Mann."

"Jogi muss dafür den Kopf hinhalten."

Brehme über die Rückkehr von Müller & Co

Man dürfe nicht alles verteufeln, insbesondere nicht den von Löw eingeschlagenen Weg einer Verjüngungskur. Dennoch käme die Frage einer Rückhol-Aktion der zuletzt aussortierten Leistungsträger Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng, sofern der Erfolg weiter ausbleibt, zwangsläufig wieder zum Vorschein: "Wenn es nach Leistung geht, müsste man die zurückholen. Jogi hat sich zu einem falschen Zeitpunkt entschieden, die Drei auszusortieren. Aber ich glaube er hat es inzwischen selbst eingesehen. Jogi muss dafür den Kopf hinhalten und wenn der Erfolg ausbleibt, kommt das Thema weiter auf den Tisch."

Brehme fordert eine Rückkehr von Müller (l.), Hummels (r.) und Boateng
Brehme fordert eine Rückkehr von Müller (l.), Hummels (r.) und Boateng / TF-Images/Getty Images

Neben dem sportlichen Weg zurück auf die Siegerstraße dürfe dabei der Kontakt zu den Fans keinesfalls zu kurz kommen, sondern müsse intensiviert und verbessert werden: "Man muss wieder auf die Fans zugehen", forderte Brehme und wies zugleich daraufhin, dass das während der Corona-Krise natürlich eine Schwierigkeit darstellt.