Abgezockte Wölfinnen halten Eintracht auf Distanz: Die Einzelkritik zu Wolfsburg gegen Frankfurt

Führung gefestigt, und wie: Wolfsburg bleibt nach einer starken Leistung gegen Frankfurt an der Spitze
Führung gefestigt, und wie: Wolfsburg bleibt nach einer starken Leistung gegen Frankfurt an der Spitze / Martin Rose/GettyImages
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In der VW-Arena haben die Frauen des VfL Wolfsburg ein Statement gesetzt und die Verfolgerinnen aus Frankfurt mit 5:0 distanziert. Jill Roord legte in einer starken Wolfsburger Anfangsphase den Grundstein für den Erfolg. Ein Doppelschlag vor der Pause besiegelte die Frankfurter Niederlage, die in der zweiten Hälfte noch bitterer für die SGE wurde.

Hier die Einzelkritik zu beiden Teams:


Die Tore:

1:0 Wolfsburg 5. Minute, Jill Roord
2:0 Wolfsburg 42. Minute, Jill Roord
3:0 Wolfsburg 44. Minute, Ewa Pajor
4:0 Wolfsburg 53. Minute, Jill Roord
5:0 Wolfsburg 86. Minute, Sara Doorsoun (Eigentor)


Einzelkritik VfL Wolfsburg

Tor und Abwehr

Merle Frohms (Tor): 6/10

Gegen ihren Ex-Klub hatte Frohms weniger zu tun, als sie es sich vielleicht vorgestellt hatte. Bei Frankfurts größter Chance durch Freigang in der zweiten Hälfte war Frohms aber zur Stelle und rettete gut. Bei Flanken griff sie sicher zu. Im Spielaufbau machte Frohms selten Fehler, ging dabei aber ins Risiko: Gegen Reuteler klärte sie erst den Ball nicht direkt, ging dann sogar gegen Anyomi ins Dribbling. Aber diese Lässigkeit kann man sich beim Stand von 4:0 ja leisten.

Lynn Wilms (RV): 8/10

Sehr auffälliges Spiel der Niederländerin, die viel vorne dabei war. Ihr Zusammenspiel mit Svenja Huth klappte an diesem Nachmittag perfekt, die beiden spielten einige gute Kombinationen auf der rechten Seite. Wilms war griffig in den Zweikämpfen, holte einige Bälle zurück und setzte zu mehreren starken Grätschen an. Andererseits war das teilweise auch nur nötig, weil sie zu spät gekommen war. Ihre Flanken waren schonmal genauer, aber das ist Meckern auf hohem Niveau: Frankfurt bekam Wilms selten in den Griff, selbst ein Volltreffer in den Magen konnte die 21-Jährige nicht stoppen.

Kathrin Hendrich (IV): 6/10

Tommy Stroot attestierte seinem Team nach Abpfiff eine starke Leistung und sprach von einem der besten Spiele diese Saison. Kathrin Hendrich kann aber nicht hundertprozentig zufrieden sein. Im Ballbesitz war sie zwar ohne Fehler und überquerte auch öfters mal mit der Kugel die Mittellinie. Aber bei den wenigen Frankfurter Angriffen sah Hendrich nicht so gut aus, kam mehrmals einen Schritt zu spät. So auch in der 61. Minute, als sie Freigang eine exzellente Chance erlaubte.

Dominique Janssen (IV): 7/10

Janssen blieb an Hendrichs Seite fehlerfrei und überzeugte besonders durch ihre Zweikampfstärke. Die Niederländerin hatte die Lufthoheit und ließ dort wenig zu. Wie immer mit einigen gelungenen langen Bällen.

Felicitas Rauch (LV): 7/10

Rauch spielte in Wolfsburgs Aufbauspiel eine große Rolle, da sie oft gute Pässe ins Mittelfeld spielte. Von dort verlagerten Oberdorf und Co. das Geschehen dann mehrmals auf die rechte Seite. Daher kam Rauch zu weniger Flanken als sonst, machte ihre Sache aber nicht schlecht. Ein paar Ballverluste waren dabei, aber dafür schoss sie wie immer gute Standards und legte auch Jill Roords 3:0 auf.

Mittelfeld:

Lena Oberdorf (defensives Mittelfeld): 7/10

Oberdorf spielte wie üblich den Staubsauger in Wolfsburgs Mittelfeld und sammelte so manchen Ball auf. Sie spielte eine große Rolle darin, dass Frankfurts Offensive harmlos blieb, ließ Prasnikar kaum aus den Augen und half oft der Verteidigung. So etwa in der 37. Minute gegen Freigang, als sie gut abblockte. Oberdorf spielte einige gute lange Bälle, der ein oder andere Pass versandete aber auch. In der 61. Minute gelang es ihr nicht, Feiersinger zu stoppen, wodurch Frankfurt zur besten Chance kam.

Lena Lattwein (defensives Mittelfeld): 7/10

Einige sehr gute Aktionen von Lattwein waren dabei, an manchen Stellen sah sie aber auch nicht gut aus. Die 22-Jährige legte in der 5. Minute präzise auf Roord auf, die dann zum 1:0 verwandelte. Defensiv war sie oft zur Stelle, um zu klären, aber war auch teilweise unkonzentriert. Beispielsweise klärte sie in der 38. Minute gut den Ball, nur um ihn einige Sekunden später zu verspielen. Gegen eine harmlose Eintracht machten diese kleinen Fehler aber keinen Unterschied, und Lattwein fügte sich ansonsten perfekt in das Spiel von Wolfsburg ein.

Jill Roord (offensives Mittelfeld): 9/10

Perfekter Nachmittag für Jill Roord, die Frankfurts Hoffnungen auf einen Punktgewinn mit einem Hattrick fast allein zerstörte. Diese Saison hatte sie sich etwas weniger torgefährlich gezeigt als in der letzten, davon konnte gegen die SGE aber keine Rede sein. Roords Abschluss in der 5. Minute hätte besser nicht sein können, ihr Volley in der 42. Minute war technisch sehr anspruchsvoll. Das Glück der Tüchtigen war auch dabei, denn Frankfurts Torfrau Stina Johannes war noch am Schuss dran. Beim 4:0 traf sie aber keine Schuld, Roords Kopfball war perfekt im Timing und senkte sich unhaltbar in den Winkel. Eine weitere gute Chance ließ Roord sogar noch aus, war allgemein sehr umtriebig und immer dabei. Es war, wie Tommy Stroot nach Abpfiff sagte, ein Spiel, das wie für Roord gemacht war.

Angriff:

Svenja Huth (rechter Flügel): 8/10

Auch Svenja Huth zeigte eine starke Leistung. Ihre Flanken waren butterweich und extrem präzise, Frankfurt ließ ihr viel Platz für die Hereingaben. Besonders den Kopf von Alexandra Popp fand sie oft, aber auch die anderen Wolfsburger Spielerinnen. Mit Wilms ein unaufhaltbares Duo und auch hinten engagiert dabei. In der zweiten Hälfte einen Tacken weniger zielstrebig.

Ewa Pajor (Sturmzentrum): 7/10

Es könnte schlechtere Geburtstage geben: Ewa Pajor durfte sich ebenfalls in die Torschützenliste eintragen, ihr 3:0 kurz vor der Pause nahm Frankfurt alle Hoffnungen auf ein Comeback. Die jetzt 26-Jährige war viel auf dem Flügel unterwegs und zu Beginn gut eingebunden, danach aber etwas blasser.

Alexandra Popp (linker Flügel / Sturmzentrum): 7/10

Popp setzte die erste Wolfsburger Duftmarke mit einem Kopfball in der ersten Minute. Es sollte nicht ihre letzte bleiben: Auch in der 58. und 67. Minute war sie blank im Strafraum, kam aber jeweils eine Sekunde zu spät. Beim Spielstand von 4:0 konnte Popp aber auch selbst darüber lachen. In der ersten Halbzeit lief sie links auf, konnte dort aber sehr wenige Akzente setzen. Tommy Stroots Idee, die 31-Jährige in die Mitte zu beordern, machte daher Sinn und ging auch gut auf, dort war Popp präsenter.

Einwechslungen:

Sveindis Jonsdottir (46. Minute für Pajor): 7/10

Wieder eine starke Leistung der eingewechselten Jonsdottir. Mit ihr lief direkt deutlich mehr über die linke Seite. Die Isländerin zündete etwa in der 47. Minute den Turbo über das halbe Spielfeld, ihr Abschluss strich knapp am Kasten vorbei. Auch danach blieb die Präzision Jonsdottirs einziges Manko, sie war in vielen Angriffen involviert und auffällig. Nur die Abschlüsse kamen noch nicht perfekt, im Zweikampf konnte sie sich einige Male nicht durchsetzen.

Marina Hegering (65. für Oberdorf): keine Bewertung

Hegering lief dieses Mal nicht auf ihrer Stammposition in der Innenverteidigung, sondern im defensiven Mittelfeld auf. Auch dort konnte sie ihre Stärken aber einbringen: Ruhe und Zweikampfstärke sorgten dafür, dass Wolfsburgs Stabilität im Mittelfeld mit ihr auf dem Platz nicht im Geringsten litt.

Joelle Wedemeyer (72. für Wilms): keine Bewertung

Wedemeyer war weniger auffällig als Wilms zuvor, erlaubte sich aber auch keine Fehler. Auf ihrer Seite hatte sie alles im Griff.

Jule Brand (72. für Huth): keine Bewertung

Jule Brand hatte sich für die verbleibenden zwanzig Minuten etwas vorgenommen, das war sofort zu sehen. Schon Sekunden nach ihrer Einwechslung hatte sie eine sehr gute Aktion im Strafraum. Auch danach war Brand immer wieder eine Unruhestifterin für die Frankfurter Defensive, holte einige Ecken heraus.

Tabea Waßmuth (79. für Popp): keine Bewertung

Waßmuth vergab in der 82. Minute nochmal eine Chance frei vor Johannes, ansonsten keine nennenswerten Aktionen.


Einzelkritik Eintracht Frankfurt

Tor und Abwehr

Stina Johannes (Tor): 4/10

Das 0:2 geht eindeutig auf die Kappe der Eintracht-Schlussfrau. Ansonsten zeigte Johannes eine ordentliche Partie und war bei den Wolfsburger Treffern machtlos.

Sophia Kleinherne (RV): 6/10

Eine solide Partie der 22-Jährigen. Defensiv - trotz der 0:5-Klatsche - mit einigen guten Aktionen, obwohl sie nach dem Seitenwechsel gegenüber Jonsdottir klare Geschwindigkeitsnachteile hatte. Nach vorne kam von Kleinherne indes herzlich wenig.

Sara Doorsoun IV): 5/10

Auch bei Doorsoun kann man trotz der klaren Niederlage mit fünf Gegentreffern nur bedingt von einer schwachen Leistung sprechen. Der Ex-Wolfsburgerin unterlief das Eigentor zum 0:5, auch im Aufbauspiel leistete sie sich zahlreiche Fehlpässe. Trotzdem stellte sich im Spiel gegen den Ball nicht der Eindruck ein, als wäre die Nationalverteidigerin gegen die VfL-Offensive überfordert. Dass sie nach dem Schlusspfiff in Tränen ausbrach, zeigte ihren großen Siegeswillen. Der war nicht bei allen Frankfurterinnen zu erkennen.

Sjoeke Nüsken (IV): 6/10

Sjoeke Nüsken überzeugte einmal mehr mit klugen und präzisen Pässen im Spielaufbau. Darüber hinaus hatte sie mehrere gute Aktionen in der Vorwärtsverteidigung. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass sie in der 35. Minute Wilms anschoss und dadurch Pajor die Chance aufs 0:2 ermöglichte und Popp bei der Flanke zum 0:4 nicht energisch genug attackierte.

Verena Hanshaw (LV): 6/10

Hanshaw schaltete sich vorne immer wieder gut ein, vermasselte ihre Aktionen aber jedes Mal mit schwachen Hereingaben. Im Spiel gegen den Ball agierte die österreichische Nationalspielerin ordentlich, gab jedoch beim 0:3 eine unglückliche Figur ab, als sie Pajors Kopfball unglücklich über Johannes ins Tor beförderte. Die Eintracht-Keeperin hätte den Ball wohl gehalten.

Mittelfeld

Tanja Pawollek (DM): 4/10

Die Kapitänin kam kaum in die Zweikämpfe und schaffte es nicht, das Wolfsburger Kombinationsspiel zu unterbinden. Gerade als Führungsspielerin ließ Pawollek Mentalität und Siegeswille vermissen. Die Fans warteten vergeblich auf eine Aktion, mit der die 23-Jährige ihre Kolleginnen wachzurütteln versuchte. Dass sie offensiv kaum Einfluss aufs Spiel nahm, kann man der polnischen Nationalspielerin aber nicht ankreiden. Ihre Stärken und Aufgaben liegen woanders.

Laura Feiersinger (RZM): 7/10

Die beste Frankfurterin. Kampfstark und mit großem Einsatzwillen, gute Ballgewinne. Bereitete Freigangs Großchance aufs 1:4 klasse vor, indem sie zuerst den Ball gegen Oberdorf eroberte und ihre Kollegin dann mit einem Steckpass mustergültig in Szene setzte.

TSG Hoffenheim v Eintracht Frankfurt - FLYERALARM Frauen-Bundesliga
Laura Feiersinger war die beste Frankfurterin / Christof Koepsel/GettyImages

Barbara Dunst (LZM): 3/10

Maßgeblich am 0:1 beteiligt, indem sie Flankengeberin Lattwein aus den Augen verlor. Danach keine gelungene Aktion nach vorne und mit katastrophalen Ecken.

Angriff

Laura Freigang (ST): 2/10

Gefühlt mehr Fehlpässe als Ballkontakte. Der Torjägerin gelang so gut wie gar nichts. Hatte in der 61. die Riesen-Chance auf den Anschlusstreffer, setzte sich auch gut gegen Hendrich durch, scheiterte dann aber an Frohms. Dass sie nach diesem Fehlschuss - und direkt nach dem Spiel - schon wieder lachen konnte, spricht nicht gerade für unbedingten Siegeswillen. Nach dem Motto: 0:5 verloren, aber trotzdem ein schöner Nachmittag...

Géraldine Reuteler (ST): 2/10

Auch Reuteler erwischte einen rabenschwarzen Tag. Die Schweizerin war vollkommen abgemeldet und wurde nach gut einer Stunde zurecht ausgewechselt.

Lara Prasnikar (ST): 2/10

Kurz und knapp: Dasselbe gilt für Lara Prasnikar.

Einwechslungen

Nicole Anyomi (63. für Reuteler): Ohne Bewertung

Die schnelle Angreiferin kam beim Stand von 0:4 in die Partie und konnte keine Impulse mehr setzen.

Carlotta Wamser (63. für Prasnikar): Ohne Bewertung

Die U20-Nationalspielerin brachte wie schon gegen Leverkusen Schwung ins allzu behäbige Offensivspiel der Eintracht.

Camilla Küver (63. für Hanshaw): Ohne Bewertung

Auch Küver war sofort mittendrin und gab keine schlechte Figur ab.

Leonie Köster (75. für Feiersinger): Ohne Bewertung

In der kurzen Spielzeit ohne nennenswerte Aktion.

Virginia Kirchberger (75. für Dunst): Ohne Bewertung

In der kurzen Spielzeit ohne nennenswerte Aktion.


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