UEFA-Cup-Halbfinale 1989: Als Maradona und seine SSC Neapel zu stark für den FC Bayern waren

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AS Photo Archive / Alessandro Sabattini/GettyImages
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Der FC Bayern München hat in seiner langen und erfolgreichen Geschichte viele legendäre Fußballspiele erlebt. Wir stellen euch in dieser fussballlosen Zeit die Highlights vor. Heute: das UEFA-Cup-Halbfinalrückspiel gegen die SSC Neapel in der Saison 1988/1989.

Ein Name strahlt über diesem Halbfinale des UEFA-Pokals wie kein anderer: Diego Armando Maradona. Mit seiner SSC Neapel hat la pelusa, der Lockenkopf, seit seiner Ankunft fünf Jahre zuvor das schier Unmögliche möglich gemacht - und die Hegemonie der nord- und zentralitalienischen Klubs wie Juventus, Inter, Milan oder AS Rom durchbrochen. 

1987 hat er die Partenopei zum ersten Mal überhaupt zur italienischen Meisterschaft geführt, ein Jahr darauf wurden die Süditaliener Zweiter (hinter dem AC Mailand). Und auch in dieser Saison 1988/89 läuft es auf ein Duell zwischen Süd (Neapel) und Nord (Inter Mailand) hinaus. Maradona und Neapel - das ist im Jahr 1989 eine der erfolgsversprechendsten Konstellationen im europäischen Fußball. (Ein Jahr später soll der Argentinier seine Neapolitaner sogar zum zweiten Scudetto führen - und endgültig zur Legende in der Stadt am Golf werden). 

Klar, dass das Münchener Olympiastadion am 19. April aus allen Nähten platzt. 73.000 Zuschauer wollen den Weltmeister von 1986 live vor Ort sehen. Und werden schon vorm Anpfiff mit allerlei Kabinettstückchen des Superstars verwöhnt. Aufwärmen im engeren Sinne - für Maradona undenkbar. Wie ein Ballartist jongliert er minutenlang mit dem Ball, lässt ihn auf Oberschenkel, Kopf und Schulter prallen - ohne dass die Kugel ein einziges Mal den Boden berührt. 

Das Hinspiel haben die Süditaliener mit 2:0 gewonnen. Gar nicht mal so sehr, weil sie die bessere Mannschaft waren. Aber die um so effizientere. Der damalige Bild-Experte Paul Breitner verstieg sich sogar zu der These, dass die Napolitaner im heimischen San Paulo regelrecht Angst vor den Bayern gehabt hätten. Die bessere Mannschaft, so der Ex-Bayernspieler, habe in Neapel verloren. Doch verdient oder nicht - zwei Tore von Careca und Carnevale sorgen am Ende für eine schwere Hypothek im Bezug auf das Rückspiel.

FC Bayern mit den ersten Chancen

Das gehen die Münchener zunächst mit Schwung an. Wohlfarth (zweimal) und Nachtweih vergeben erste gute Chancen. Doch auch die Italiener nähern sich dem Kasten der Münchener, kommen durch Maradona sogar zu einem Tor - das wegen Abseits korrekterweise nicht gegeben wird. Zur Pause redet alles von Maradona. Dieter Hoeneß gerät auf der Tribüne förmlich ins Schwärmen: "Maradona: im Gegensatz zum Hinspiel ein Unterschied wie Tag und Nacht. Hier läuft er enorm. Toll, seine Leistung." Und Franz Beckenbauer fragt sich, was der Argentinier zu leisten im Stande wäre, wenn er "noch fünf Kilo weniger wiegen würde". 

Mit Beginn der zweiten Halbzeit steigt natürlich auch der Druck für den deutschen Rekordmeister, endlich die ersehnte Führung zu erzielen - und prompt laufen sie in den ersten Konter. Auch begünstigt durch einen schweren Patzer von Nachtweih, kann der Brasilianer Careca in der 61. Minute das 1:0 für die Gäste erzielen. Jetzt fehlen den Münchenern vier Treffer, um weiterzukommen. Zwar gelingt Wohlfarth kurz nach dem Rückstand der Ausgleich, doch wiederum nur vierzehn Minuten später schießt Careca die Seinen erneut in Führung. Die Entscheidung. 

Das Tor zum 2:2-Endstand (abermals durch Wohlfarth) bleibt am Ende nur reine Ergebniskosmetik. Insgesamt ein verdienter Erfolg der Italiener, die am Ende einfach kaltschnäuziger waren - und einen Maradona in Überform in ihren Reihen hatten. Auch im Finale lassen sich Maradona und Co. die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, bezwingen den VfB Stuttgart mit 2:1 und 3:3 - und holen sich den ersten großen internationalen Titel der Klubgeschichte. Und bis heute einzigen. 


Highlights der Partie im Video: