BVB-Rekordtransfer (?) Jude Bellingham: Spannend, mutig und richtig

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​Die Sport Bild wartete am heutigen Dienstag kurz nach Mitternacht mit einer wahrhaftigen ​Hammer-Meldung auf: Jude Bellingham hat sich mit Borussia Dortmund auf einen Transfer verständigt, nun laufen die Verhandlungen mit seinem Klub . Der Wechsel ist deshalb noch nicht in trockenen Tüchern, aber durchaus wahrscheinlich. Ein fixer Deal wäre für die ​Schwarz-Gelben in mehrfacher Hinsicht ein voller Erfolg.

Die Mehrheit der Leute, die die Meldungen um Bellingham gelesen haben, dachten sich wohl anfangs: "Wie zur Hölle hab ich von diesem Jungen nie etwas mitbekommen?" Und diese Frage ist durchaus berechtigt, denn alleine wenn man sich die Statistiken des erst 16-jährigen Bellingham anschaut, muss man schon staunen. 

Bei seinem Klub Birmingham City ist er unumstrittener Stammspieler, in dieser Spielzeit kann er bereits 34 Spiele aufweisen, in denen ihm sieben Scorerpunkte gelangen. Man sollte zudem nicht außer Acht lassen, dass ihm all dies in der körperbetonten und von der wöchentlichen Belastung her brutal harten zweithöchsten Liga Englands gelang.

Und wenn man das Stichwort England liest, kommt sofort der folgende Gedanke auf: Wieso bedient sich Dortmund in einem Land, wo jeder Durchschnittskicker (siehe Danny Drinkwater, Oliver McBurnie, Adam Webster und Co.) denselben Marktwert hat wie die größten Stars der Bundesliga? Dafür gibt es zwei Gründe.

Jude Bellingham hat das Potenzial zur Weltklasse

Das sollte eigentlich bei seinen bisherigen L​eistungen keine Überraschung sein, oder? Doch schauen wir mal ein wenig über die Zahlen hinaus: Gegenüber dem englischen Guardian beschrieben Bellinghams ehemalige Trainer ihn als hochintelligent und extrem ehrgeizig, Birmingham-Keeper David Stockdale erklärte zudem, dass er "wie ein 25-Jähriger denkt. Er ist sehr höflich und generell ein liebenswürdiger Mensch."

Bellingham absolvierte bislang nicht nur Spiele im zentralen Mittelfeld, sondern auch auf dem rechten und linken Flügel. Der 1,80 Meter große Kapitän der englischen U17-Auswahl besticht am Ball mit großem Feingefühl und in der Defensive mit der nötigen englischen Aggressivität, um nach einem Tackling einen schnellen Konter einzuleiten. Man kann ihn aufgrund seiner Dynamik und Variabilität vor allem mit einem Emre Can vergleichen.

Genauso wie bei Can ging es auch bei Bellingham in der Entwicklung deutlich schneller als bei seinen Mitspielern. Mit 15 spielte er bereits für Birminghams U23-Auswahl, sein Profieinstieg wurde bereits von seinen Trainern in Birmingham genau durchdacht und geplant. Bellingham erhielt jedoch nicht wie geplant nur hier und da Einsatzminuten, sondern regelmäßige Einsätze. Seit einigen Wochen ist er zudem beständiger Teil der Startelf.

BVB ist die absolute Weltspitze als Sprungbrett für die besten Talente der Welt

Hier kann man eigentlich auch nicht viele Gegenargumente liefern. Ajax, Leipzig und sogar Red Bull Salzburg sind ebenfalls interessante Klubs für die nächsten Weltstars, doch Dortmund hat sich durch die letzten Erfolgsgeschichten zum Paradebeispiel der Fabrik für Weltkarrieren entwickelt. Deshalb müssen Michael Zorc und sein Team nicht mehr bei den weniger bekannten Talenten nachschauen, der BVB ist ab sofort bei jedem Talent der Sorte Haaland der absolute Favorit im Wettbieten. Das nötige Geld für solche kühnen Deals steht natürlich ebenfalls zur Verfügung. 

Bei der Ablöse gibt es aber noch einige offene Fragen. Der Sport Bild zufolge liegt eine Ablösesumme in Höhe von 35 Millionen Euro im Raum, die RuhrNachrichten berichten jedoch demgegenüber, dass bei Bellingham dieselbe Situation wie damals bei Sancho herrscht. Der Mittelfeldspieler verfügt über einen Fördervertrag mit einem wöchentlichen Gehalt von 149 Pfund, den er auflösen könnte. Es wird also wohl auf eine (sehr hohe) Ausbildungsentschädigung hinauslaufen.

Der BVB hat Nachholbedarf im Mittelfeldzentrum

Nun kommen wir zu den Auswirkungen auf den Kader. Bei einem Klub wie Borussia Dortmund muss jeder Kaderplatz sinngemäß gefüllt werden, jeder Spieler soll im Gesamtgefüge eine klare Rolle spielen. Dies ist im zentralen Mittelfeld jedoch nicht der Fall, da Mahmoud Dahoud immer noch ein Teil der Mannschaft ist. 

Der hochveranlagte 24-jährige Ex-Gladbacher hat mittlerweile über zweieinhalb Jahre erhalten, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Bislang ist sein Intermezzo in Dortmund einfach nur eine große Enttäuschung. Dahoud erfüllt nicht mal gut genug die Reservistenrolle, die ihm nun klar zuteil wurde.

Bellingham erkämpft sich einen Ball

Solch eine Rolle könnte viel eher ein ambitionierter und bereits auf Profiebene erfahrener und hochqualitativer Bellingham erfüllen, der wie bereits oben angespielt als direkter Ersatz von Emre Can fungieren könnte. Somit hätte BVB-Coach Lucien Favre einen starken dritten oder vierten Mann für sein Mittelfeld-Zentrum, das von Axel Witsel und Can gemeinsam perfekt bekleidet wird. 

Besser kann man solch einen Kaderplatz nicht bestücken: Bellingham ist zugleich ein guter Ersatz und eine wichtige Zukunftsinvestition, die sich mit den anfangs eher geringen Einsätzen auf eine größere Rolle vorbereiten kann. Mit Thomas Delaney hätte Favre dann sehr gute Möglichkeiten, bei einem Abgang des Dänen sollte man aber wohl einen weiteren Spieler holen.

BVB-Fans dürfen sich freuen

Insgesamt können BVB-Fans bei solch einer Nachricht durchaus jubilieren. Finanziell und sportlich könnte sich Bellingham als eine weitere Meisterleistung von Zorc erweisen. Zugegeben: bei einem 16-Jährigen sind Millionensummen immer ein Risiko. Doch bei einem Spieler wie Bellingahm darf und sollte der BVB dieses Risiko du eingehen.