Die legendärsten EM-Momente der deutschen Nationalmannschaft

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20 in 20 - unter diesem Motto stellt 90min wöchentlich die bislang 20 feststehenden Teilnehmer der EM 2020 vor. Vor dem Großturnier stellen wir die legendärsten Momente der deutschen EM-Geschichte vor


Begonnen hat die Erfolgsstory im Jahr 1972. Die damalige Endrunde (in Belgien) bestand nur aus den beiden Halbfinals, dem Spiel um den dritten Platz und dem Finale. Sein Semifinale konnte Deutschland mit 2:1 gegen den Gastgeber Belgien (in Antwerpen) siegreich gestalten, genauso wie die UdSSR im "sozialistischen Bruderkampf" gegen die Ungarn (1:0 in Brüssels Vorort Anderlecht). 

Im Finale hatten die Sowjets nicht den Hauch einer Chance. Zweimal Gerd Müller (wer sonst?) und "Hacki" Wimmer stellten den 3:0-Endstand her. Zum ersten Mal war Deutschland Europameister. 

1968: Die Schmach von Tirana

Doch vier Jahre zuvor gab es eine historische Schmach. Aufgrund des damaligen Austragungsmodus​ benötigte die DFB-Auswahl "nur" einen Sieg beim damaligen (und bis heute gebliebenen) Fußball-Zwerg Albanien. Doch auf dem Grandplatz (!) in Tirana verzweifelten die deutschen Stars (immerhin amtierende Vize-Weltmeister) sowohl an den Platzverhältnissen als auch an leidenschaftlich verteidigenden Albanern - und kamen nicht über ein 0:0 hinaus. Zu wenig, um ins Viertelfinale einzuziehen. 

Diese Scharte konnte also vier Jahre später ausgewetzt werden. Und abermals vier Jahre später, also 1976, hätten die Deutschen den Titel beinahe verteidigt. Von dem damaligen Endturnier in Jugoslawien bleiben vor allem die beiden Spiele der deutschen Mannschaft im Halbfinale und im Endspiel in Erinnerung. 

In der Vorschlussrunde traf die DFB-Elf, wie vier Jahre zuvor, erneut auf den Gastgeber. Im damals schon berühmt-berüchtigten Marakana-Stadion zu Belgrad lagen wie entfesselt aufspielende Jugoslawen schon nach einer halben Stunde mit 2:0 vorn. Danilo Popivoda (damals bei Eintracht Braunschweig unter Vertrag) und Dragan Dzajic hatten getroffen. Das Publikum peitschte seine Lieblinge immer weiter nach vorn. Doch Deutschland berappelte sich und kam in der 64. Minute zum Anschlusstor durch den zur Halbzeit eingewechselten Heinz Flohe. 

1976: Deutschland hat wieder einen Müller

Tja, und dann wechselte Bundestrainer Helmut Schön einen Müller ein. Nein, nicht Gerd Müller, denn der hatte schon zwei Jahre zuvor (nach der WM 1974) seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekanntgegeben. Es kam ein gewisser Dieter Müller. Und der brauchte nach seiner Einwechslung in der 79. Minute nur einen Ballkontakt, um den Ball nach einer Ecke zum 2:2 ins Tor zu köpfen. Da er auch in der Verlängerung nochmal traf, hatte Deutschland wieder einen Müller-Helden in seinen Reihen. 

Doch auch mit Dieter Müller gelang der ganz große Wurf am Ende nicht. Trotz eines erneuten Tores von ihm. Im Finale gegen die Tschechoslowaken (2:2 n.V., 3:5 n.E.) zog Deutschland im ersten Elfmeterschießen bei einem Großturnier auf Länderbasis den Kürzeren. Nicht zuletzt auch weil Uli Hoeneß seinen Strafstoß in den Belgrader Abendhimmel jagte. Den entscheidenden Penalty verwandelte ein Tscheche derart spektakulär, dass seitdem alle Elfmeter, die so geschossen werden, seinen Namen tragen: Antonin Panenka lupfte den Ball so frech über Sepp Maier, dass viele ihren Augen nicht trauten. Die CSSR wurde somit zum ersten (und bis heute einzigen) Mal Kontinentalmeister Europas. 

Vier Jahre später dann holte sich das DFB-Team den Titel. In einer insgesamt sportlich enttäuschenden EM war das deutsche Team noch einer der wenigen Lichtblicke.

Jubel über den zweiten EM-Titel: Deutschland Europameister 1980

Dank zweier Tore von Horst Hrubesch vom HSV gewann die BRD gegen Belgien mit 2:1. Richtig groß wurde es dann erst wieder sechzehn Jahre später, mit ​Bierhoffs Golden Goal gegen die Tschechen. 

Dazwischen lagen das schmachvolle Ausscheiden in der Vorrunde (1984 in Frankreich) und das bittere 1:2 gegen die Niederlande in Hamburg bei der Heim-EM 1988. Als van Basten kurz vor Schluss die drohende Verlängerung verhinderte. Oder als Ronald Koeman sich mit Olaf Thons Trikot symbolisch den Allerwertesten abwischte. 

Düstere Jahre im jungen dritten Jahrtausend

Nach einem erneuten Vize-Titel 1992 und dem Triumph bei der EM im Mutterland des Fußballs 1996, kamen dann ganz düstere Jahre auf den DFB zu. Bei der EURO 2000 (in Belgien und Holland) lieferte die deutsche Auswahl wohl die erschreckendste Vorstellung ihrer ganzen Historie ab. Sang- und klanglos, mit nur einem erzielten Tor und keinem Sieg, fuhr Deutschland nach der Gruppenphase nach Haus.  Vier Jahre später, in Portugal, war es nicht bedeutend besser. Wieder war nach der Vorrunde Schluss.

Seit 2008 immer mindestens bis ins Halbfinale gekommen

Doch ab 2006 wendete sich das Blatt. Die nach dem Desaster von 2000 neugeschaffenen Akademien und Nachwuchszentren warfen erste Früchte ab. Bei der EURO 2008 (in Österreich und der Schweiz) erreichte die DFB-Auswahl endlich wieder ein Halbfinale. Gegner: das Überraschungsteam aus der Türkei. Und die Türken legten auch gut los, gingen in der 21. Minute in Führung. Miro Klose konnte aber schnell ausgleichen. Und nach seinem Tor zum 2:1 in der 79. Minute sah Deutschland schon wie der sichere Sieger aus. Doch die mit einer unerschütterlichen Moral ausgestatteten Türken kamen nochmals zurück - und glichen in der 86. Minute aus. Alles deutete auf eine Verlängerung - bis Philipp Lahm einen genialen Pass von Thomas Hitzlsperger aufnahm und den Ball zum 3:2 in die Maschen drosch. 

Kurz vor Ultimo: Lahm bezwingt Rüstü - und hievt Deutschland ins EM-Finale 2008

Das anschließende Finale gegen Spanien jedoch wurde zu einer einseitigen Angelegenheit. Im Grunde genommen war das Ergebnis (1:0 durch Fernando Torres) noch das beste für die deutsche Mannschaft. Über neunzig Minuten hatte sie eigentlich nie so richtig eine Chance gegen das Tiki-Taka der Iberer. 

Bei der EURO 2012 (in der Ukraine und Polen) zählte Deutschland schon wieder zu den großen Favoriten - und bestätigte diese Rolle auch mit einer überzeugenden Vorrunde. Griechenland im Viertelfinale war kein wirklicher Gegner und wurde mit 4:2 besiegt. Vielleicht waren sich alle schon zu sicher - auf jeden Fall wurde im Halbfinale gegen Italien sorglos bis dilettantisch verteidigt, so dass zwei​ Balotelli-Tore reichten, um aus dem Turnier gekegelt zu werden. Vier Jahre später konnte sich das DFB-Team dafür revanchieren und schaltete Italien im Viertelfinale von Bordeaux nach Elfmeterschießen aus. Doch im Halbfinale von Marseille gegen Gastgeber Frankreich blieb Deutschland seltsam passiv und uninspiriert und verlor - unnötigerweise - mit 0:2 (Griezmann traf beide Male für die Tricolore).