BVB-Erkenntnisse nach dem PSG-Sieg: Defensives Bollwerk und fehlende Spielmacher

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Der ​BVB hat sich mit einem ​2:1-Sieg über PSG eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in Paris erspielt. Auffällig war wieder einmal der deutlich konzentriertere Auftritt im Defensiv-Bereich.


Die Defensive steht!

Zwei Torchancen - von einem Neymar-Freistoß abgesehen - ließ der BVB am Dienstagabend zu. Zwei. Das ist gegen Angel di Maria, Kylian Mbappe und Neymar ein wahrer Ritterschlaf für die Dortmunder Defensive. Bedingt wurden beide Chancen zudem durch individuelle Fehler; die defensive Abstimmung in der gesamten Mannschaft funktionierte über 90 Minuten reibungslos.

Der BVB verteidigte tief und begann das Spiel gegen den Ball schon bei Erling Haaland, der viele defensive Meter abriss. Auch Jadon Sancho und Thorgan Hazard scheuten die Verteidigungsplackerei nicht und machten damit die Räume im Mittelfeld enger. ​Emre Can erwies sich an der Seite von Axel Witsel erneut als Fels in der Brandung. Der deutsche Nationalspieler wies zwar nicht einmal eine besonders starke Zweikampfquote auf, korrigierte jedoch viel und organisierte die Defensive aus dem Mittelfeld heraus. Zudem setzte er viele physische Akzente. 

In letzter Reihe zahlte sich erneut Favres Wahl auf Lukasz Piszczek aus. Der Routinier spielt seinen Stiefel aktuell bemerkenswert abgeklärt herunter und wirkt im Vergleich zum für den Moment aussortierten Manuel Akanji deutlich stabiler. An seiner Seite spielte auch ​Mats Hummels eine blitzsaubere Partie. Youngster Dan-Axel Zagadou verdiente sich erneut Bestnoten, sah lediglich beim Ausgleichstreffer der Gäste schlecht aus, als er im Zweikampf mit Mbappe zu stürmisch agierte und wegrutschte. 

Dass die Defensive gegen PSG (erneut) so hervorragend funktioniert ​hat, ist und bleibt die zentrale und wichtigste Erkenntnis beim BVB. Darauf lässt sich - mit Blick auf den restlichen Saisonverlauf - definitiv aufbauen. 


Der Spielmacher fehlt

Bei der ansprechenden Leistung der Schwarz-Gelben ging beinahe unter, dass mit ​Marco Reus und Julian Brandt zwei absolute Leistungsträger und zudem die beiden etatmäßigen Spielmacher fehlen. Zwar macht sich die Aufstellung von Emre Can anstelle von Julian Brandt zwar defensiv bemerkbar, doch im Umschaltspiel ließ der BVB am Dienstagabend einige aussichtsreiche Kontermöglichkeiten liegen. Emre Can und auch Axel Witsel sind zwar überragende Passspieler, bringen allerdings nicht den Zug nach vorne mit wie beispielsweise ein Julian Brandt. 

Im letzten Drittel macht sich auch das Fehlen von Marco Reus bemerkbar. Obwohl der Kapitän in dieser Saison nicht immer in Top-Form ist, fehlen dem BVB seine Qualitäten spürbar. Ein Thorgan Hazard fällt im Vergleich zu Marco Reus deutlich ab und leistete sich auch gegen PSG zu viele Unkonzentriertheiten und unsaubere Aktionen. Ohne Reus und Brandt schultert Youngster Jadon Sancho den kreativen Offensiv-Part im Dortmunder Spiel fast alleine. Ohne die Effizienz von Erling Haaland hätte der BVB gegen Paris auch durchaus leer - zumindest torlos - ausgehen können.

Haaland-Hype ist real

Unermüdliche und clevere Laufwege, physische Präsenz und seine Champions-League-Tore neun und zehn: Der Haaland-Hype ist real. Punkt. 


Guerreiro weiter in Top-Form

Raphael Guerreiro machte gegen PSG da weiter, wo er zuletzt aufgehört hat.​ Der portugiesische Nationalspieler ist derzeit für Cheftrainer Lucien Favre unverzichtbar. Defensiv erledigt Guerreiro seine Aufgaben konzentriert und überzeugend, in der Offensive beteiligt sich der Linksverteidiger nicht nur am Spielaufbau, sondern ist auch in bemerkenswerter Regelmäßigkeit im gegnerischen Sechzehner zu finden. 

Vor dem 1:0 durch Erling Haaland war es Guerreiro, der wieder einmal perfekt von links einlief und relativ frei im Sechzehner zum Abschluss kam; ein Muster, das sich in den vergangenen Wochen häufiger abspielte. Guerreiro wäre im vergangenen Sommer dem Vernehmen nach beinahe zu PSG gewechselt, der BVB überzeugte den 26-Jährigen schließlich aber von einer Vertragsverlängerung. Die Borussia wird drei Kreuze schlagen, dass der Portugiese am Dienstagabend schwarz und gelb trug.


An Reyna wird der BVB viel Spaß haben

Schon nach knapp 65 Minuten schickte Lucien Favre den 17-jährigen Giovanni Reyna aufs Feld. Mutig, muss sich manch ein Fan gedacht haben. Doch nur für einen Moment. Dieser Gio Reyna ist für sein Alter unfassbar weit und abgezockt! Der Mittelfeldmann scheute am Dienstagabend die Defensivarbeit nicht, ging gut in die Zweikämpfe, machte viele Bälle fest und besaß in den Schlussminuten auch die Cleverness, manchen Ball einfach mal auf die Tribüne zu fegen. Dass er die fantastische Vorarbeit zum 2:1 auf Erling Haaland lieferte, rundet 25 wirklich starke und überzeugende Minuten ab. 


Auch Lucien Favre verdient Lob

Lucien Favre erfuhr in den vergangenen Wochen viel Kritik. Er schläfere die Mannschaft ein, setze auf die falschen Spieler, reagiere im Spiel zu spät - und so weiter und so fort. Viel zu selten wird jedoch mit dem Finger auf die Mannschaft gezeigt. Dass diese nämlich in der Lage ist - auch ohne taktische Kniffe - eine überzeugende Defensivarbeit zu leisten, zeigte sich in den letzten beiden Spielen gegen Eintracht Frankfurt und Paris Saint-Germain.

Und in diesen beiden Spielen zeigte sich auch die fantastische Arbeit, die Lucien Favre leistet. Nur zwei Torchancen gegen PSG zulassen, das Spiel mit 2:1 gewinnen - das geht auch auf Lucien Favres Konto. Dass er Manuel Akanji vorerst aus der Mannschaft genommen hat, zahlt sich ebenfalls aus. Auch Lucien Favre verdient an dieser Stelle ein dickes Lob.