Klinsmann drohte schon vor Wochen mit Rücktritt - und ledert gegen Preetz
Von Christian Gaul
Seit dem Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC tauchen nahezu stündlich neue Informationen zur brisanten Lage an der Spree auf. Nachdem angeblich der von der Vereinsführung abgelehnte Wunsch Klinsmanns nach einem langfristigen Vertrag ausschlaggebend für das spontane Abtauchmanöver des ehemaligen Stürmers war, scheint es schon vor Wochen im Trainingslager der Hertha fast zu einem Eklat gekommen zu sein.
Ob die vertragliche Situation Klinsmanns wirklich der Auslöser für seinen Rücktritt war, ist bislang noch nicht eindeutig zu klären. Klinsmann selbst sprach in seinem Online-Brief an die Fans von "fehlendem Vertrauen", was sicherlich auf den Wunsch einer frühzeitigen Verlängerung seines Kontraktes über das Saisonende deuten konnte.
"Nie dagewesene Fülle von Kompetenzen"
Ein Ereignis im Trainingslager der Hertha Anfang Januar in den USA verdichtet jedoch die "Beweislage". Laut Informationen der Bild forderte Klinsmann im Beisein des Investors Lars Windhorst von den Verantwortlichen einen ab sofort gültigen Zweijahres-Vertrag "mit einer im Klub bisher noch nie dagewesenen Fülle von Kompetenzen, die weit über die klassische Rolle eines Cheftrainers hinausgingen". Er wollte bei Nichterfüllung seiner Forderung gar das Trainingslager verlassen und seinen Posten als Trainer zur Verfügung stellen.
"Hat mir einfach unglaublich aufgestoßen"
Am Mittwochabend äußerte sich der 55-Jährige erneut auf Facebook (via Bild) zu den Gründen seines Rücktritts - und gab vor allem Reibereien mit Michael Preetz an: "Es ging einfach um klare Kompetenz, um Aufteilung. Die Kompetenzaufteilung haben wir nicht hinbekommen. Und das betrifft in erster Linie mich und Michael Preetz. Weil man es in Deutschland gewohnt ist, dass ein Manager auf der Ersatzbank sitzt, also praktisch am Spielfeldrand und sich dort mit einbringt."
"Ich war das nicht mehr gewohnt, ich kenne das englische Modell, wo der Manager eigentlich nur einen Vorgesetzten hat, den Chef des Klubs. Und die zwei sprechen sich ab, und dann wird das umgesetzt. Und das hat mir einfach unglaublich aufgestoßen, diese Art der Arbeit, dass ein Manager noch da sitzt und seine Kommentare abgibt zu den Spielern oder den Schiedsrichtern. Nur einer kann entscheiden – und das muss in meinem Ermessen der Trainer sein."