Klinsmann erklärt Hertha-Abgang: "So mache ich nicht weiter"
Von Yannik Möller
Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC war die große Überraschung des Dienstags. Bei Facebook erklärte er den Fans zunächst von seinem Plan, ehe er dem Verein seine Entscheidung mitteilte - dort wusste man von nichts. Gegenüber der Bild hat Klinsmann seinen Rücktritt nun erklärt.
Der noch neue Trainer - mit dem man mindestens für diese Saison plante - tritt zurück, verkündet dies auf seiner Facebook-Seite und der Verein weiß von nichts. Es war ein Knall, den Jürgen Klinsmann am Dienstagmorgen in der deutschen Sport-Welt ausgelöst hat. Die Konsequenzen, die Gründe und vor allem der Umgang mit diesem Rücktritt sind noch immer nicht klar.
Klinsmann seit längerem mit Rücktritts-Gedanken: "Es war keine Spontan-Entscheidung"
Klinsmann selbst bezog im Interview mit der Bild Stellung, nachdem tagsüber verschiedene Geschichten und Spekulationen herrschten. Oft wurde eine nicht ausgelegte Zusammenarbeit über den Sommer hinaus als Grund für die Entscheidung genannt, doch das weist der Trainer entschieden zurück - zudem sei dies eine längere Überlegung gewesen: "Es war keine Spontan-Entscheidung von mir. Ich habe schon länger das Gefühl, dass es in dieser Form nicht funktioniert." So habe er sich am Montagabend noch einmal mit seinem Trainerstab getroffen, um die Situation erneut und besser einschätzen zu können. Anschließend stand der Entschluss auch fest.
"Ich habe um 9:45 Uhr zuerst die Mannschaft informiert. Es war verdammt schwer, sich von den Jungs zu verabschieden. Anschließend bin ich zu Michael Preetz ins Büro, um ihm meine Entscheidung mitzuteilen", führt Klinsmann weiter aus. Dem Sport-Geschäftsführer habe er dann mit dem Satz "So mache ich nicht weiter" die Hand gedrückt. Preetz habe "nicht so glücklich" reagiert - trotzdem sei es besser, "dass ich wieder in den Flieger steige", so der 55-Jährige weiter.
Nur zehn Wochen hat sich Klinsmann als Berlin-Coach gehalten
Auf das Schlagwort des etwaigen Machtkampfes, eine der weiteren häufig genannten Szenarien, wollte er sich jedoch nicht einlassen. "Ich nenne jetzt keine Namen", betonte der Wahl-Kalifornier, der jedoch auch erklärte, dass es sich um "verschiedene Denkweisen und vor allem verschiedene Kulturen", sowie "verschiedene Arten der Herangehensweise" gehandelt habe. So würde er gerne mehr Verantwortung und Macht beim Trainer sehen, auch in Sachen Transfers - eine Personalie "nach dem englischen Modell", wie Klinsmann es vergleicht. Schließlich sei er zu seinem Urteil gekommen, dass er unter diesen Bedingungen nicht arbeiten könne: "Da finde ich mich nicht wieder."
Situation bei Hertha hat sich "eher noch verschlechtert"
Dass ein über den Sommer hinaus laufender Vertrag ebenfalls seinen Teil gespielt hat, schloss er jedoch aus. Immerhin habe er "ja nicht einmal eine schriftliche Vertragsvereinbarung für diese Saison" - schon dieser Punkt habe sich seit den zehn Wochen seines Amtsantritts hingezogen. Bis zum Ende der laufenden Saison wollte er seine Arbeit nicht fortsetzen, da sich "die angesprochene Situation nicht verbessert, sondern eher noch verschlechtert" hat. Diese Aussagen klingen nach Auseinandersetzungen mit Preetz und Präsident Werner Gegenbauer. Da habe er sich nicht vollends auf sein Team konzentrieren können: "Die letzten Wochen haben viel zu viel Energie gekostet, die in Nebensächlichkeiten verbraucht wurden."
Nun wird er Berlin vorerst verlassen, ehe er demnächst für seinen Job als sportlicher Berater von "Tennor", der Firma von Hertha-Investor Lars Windhorst, zurückkehren wird. Diese Aufgabe nehme er "sehr ernst". Zudem ist es geplant, dass er seine Rolle als Aufsichtsratsmitglied erneut wahrnehmen wird. "Ich feuere niemanden", so Klinsmann auf Preetz angesprochen: "Es geht um die Zukunft von Hertha BSC und Berlin." Dabei stünden Projekte wie der Stadionplan, das Trainingsgelände, oder die langfristige Planung mit dem Profiteam ("dauerhafte Rolle in Europa") im Vordergrund.