Schalke 04: Zwischen personeller Not und bekannten Problemen

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Die Bilanz aus den letzten drei Liga-Spielen von  liest sich mit drei Niederlagen und lediglich einem geschossenen Tor düster. Nach der Klatsche gegen den  offenbarten sich bei S04 einige Probleme im eigenen Spiel - hinzu kommen personelle Sorgen aufgrund einiger (Langzeit-)Verletzungen. 

Auch wenn es selbstverständlich noch keine Krise ist, in der sich Schalke derzeit befindet, machen sich jedoch an ein paar Punkten aktuelle Probleme fest. Oben auf der Tagesordnung stehen die derzeit Verletzten, die es auch am Samstag gegen den ​SC Paderborn notwendig machten, dass Wagner in der Startelf rotieren und umstellen musste. Nichtsdestotrotz muss man, auch durch die mittlerweile neu formulierten Ziele der internationalen Plätze, sowie den eigentlich (!) normalen Ansprüchen, zu Hause gegen die Aufsteiger des SC Paderborn gewinnen. Dass dies nicht gelang, ist das eine, die Probleme im eigenen Spiel, die sich erneut zeigten, sind das andere.

Schalke gegen Paderborn erneut ohne klare Torchancen

Bevor die Partie überhaupt angepfiffen war, diskutierten zahlreiche S04-Anhänger in den sozialen Netzwerken bereits über die von Wagner gewählte Aufstellung. Soweit nichts Neues, da gewöhnlich. Kritik gab es dieses Mal vor allem für die nur drei aufgebotenen Offensivspieler, die man in Person von Amine Harit, Benito Raman und Michael Gregoritsch fand. Alle anderen Akteure aus der Startelf, ungeachtet der (erneuten 4-4-2-)Formation, sind eher oder eindeutig als Defensivspieler einzuordnen. So sollten sich die Vorhersagen, dass man erneut ein zähes und wenig offensives Spiel erwartet, schließlich bewahrheiten. Wie bereits gegen ​Hertha BSC sah man ein Schalke, was sich erneut keine klaren Torchancen herausspielen konnte - und das, obwohl die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart sich nicht nur vor das eigene Tor stellte, wie es die Berliner taten. 

Mehr Ideen gefordert: David Wagner wirkte am Samstag oft nachdenklich

Man kam auch hier erneut nicht in die geforderten Umschaltmomente. Zu träge und zu wenig einfallsreich gestaltete sich auch der Spielaufbau, in dem man Omar Mascarell auch mal aus der sich bildenden Dreierkette nehmen und als zusätzliche Anspielstation ins Mittelfeld hätte setzen können. Der Übergang vom Aufbau hin zu den schnellen Offensivaktionen gelang in der ersten Halbzeit so gut wie nie. In die Pause gingen die Paderborner als die bessere Mannschaft - vor heimischem Publikum - trotz der Personalsorgen - ein falsches Signal. 

Mehr Aktivität und Tempo kam (mal wieder) durch die Einwechslung von Ahmed Kutucu ins Spiel. Zunächst traf Benito Raman nach Brust-Vorlage von Weston McKennie (nach Flanke Kutucus) die Latte, später traf der eingewechselte 19-Jährige nach guter Vorbereitung von Bastian Oczipka selbst. Auch hier muss man den Finger aber wieder in die Wunde legen: Erneut legte Königsblau kein zweites Tor nach, wieder einmal fing man sich einen ärgerlichen, wenn auch dieses Mal nicht unverdienten Ausgleich. Dass man nicht konsequent auf das zweite Tor spielt, um das Heil in der Offensive zu suchen und das restliche Spiel mit mehr Sicherheit und Gelassenheit bespielen zu können, hat in der laufenden Saison schon ein paar Punkte gekostet.

Das zweite Tor fehlt zu häufig: Zahlreiche Punkte wurden bereits liegen gelassen

In der aktuellen Saison gewann man ganze sieben Pflichtspiele mit lediglich einem Tor Vorsprung. Während acht Bundesliga-Partien führte man zwischenzeitlich mit einem Tor, konnte aber ein zweites, womöglich vorentscheidendes Tor nicht (rechtzeitig) nachlegen. In fünf dieser Spiele bekam man noch den Ausgleichstreffer, sodass man Punkte abgeben musste - dazu kommen Spiele, die man durch die eigene Überlegenheit hätte gewinnen müssen (wie etwa im Derby oder gegen die ​TSG Hoffenheim). Auch Alessandro Schöpf kritisierte diesen Aspekt nach dem 1:1 gegen den SCP (via fussball.news): "Wenn du knapp führst, hast du irgendwann im Kopf, dass du etwas zu verlieren hast. Der Gegner hat nichts mehr zu verlieren." So ist die notwendige Konsequenz und der Wille, das zweite Tor nachzulegen, zu häufig nicht vorhanden. 

Das sagt sich jedoch viel leichter, als es (momentan) getan ist. Es wirkt bei Schalke zurzeit schon wie eine Mammut-Aufgabe, überhaupt ein Tor zu erzielen. Dass man in München ohne eigenes Tor verliert, kann zwar passieren - aber die drei letzten Auftritte (trotz dreier Heimtore im Pokal) haben ganz klar gezeigt, dass man wohl eine neue, etwas anderes offensive Herangehensweise benötigt. Für viele wäre der Schritt weg vom mittlerweile etablierten 4-4-2 ein Anfang. Mit dem zu Beginn der Saison bespielten 4-2-3-1 könnte man gegen den Ball weiterhin im flachen 4-4-2 (ohne Raute) agieren, während man in der Bewegung nach vorne weitere Möglichkeiten über die Flügel hätte.

In den letzten Wochen hing somit alles am Offensiv-Akteur Amine Harit. Mit lediglich zwei wirklich offensiven Mitspielern, teilweise tiefen Gegnern und zu wenig Geschwindigkeit des eigenen Teams wirkte er oft verzweifelt und alleine gelassen - wenig verwunderlich also, dass auch seine Torbeteiligungen in der Gänze zuletzt sanken. 

Für Wagner stehen derzeit dementsprechend zwei wichtige Aufgaben auf der Agenda. Zum einen muss er die anhaltenden Personalsorgen kompensieren. Möglich, dass Jonjoe Kenny zum Wochenende wieder fit sein wird, mit Suat Serdar könnte ebenfalls ein sehr wichtiger Spieler zurückkehren. Dass Ozan Kabak nun auch ausfallen wird, ist aufgrund seiner so souveränen Auftritte zwar sehr ärgerlich, aber durch Neuzugang Jean-Clair Todibo aufzufangen. 

Zum anderen gilt es, im Spiel nach vorne wieder temporeicher, variabler und vor allem gefährlicher zu werden. "Wir spielen, wie es die Nordkurve vorgibt", betont Wagner stets. Das hat man über die letzten Partien jedoch nicht mehr gezeigt. Die Mannschaft muss zurück zu ihrem Mut, der Aggressivität und dem Willen, der sie bislang so stark gemacht hat. Das wird man am Sonntagabend bei ​Mainz 05 zeigen müssen.