HSV: Die 4 Transferkandidaten im Check
Von Guido Müller
Winterzeit - Transferzeit. Diese zumindest hierzulande fußballlose Zeit (wie neidisch blickt man dieser Tage nach England, Spanien oder Italien) ist die Stunde der Sportdirektoren. Das ist beim Hamburger SV nicht anders als bei anderen Vereinen. Jonas Boldts Telefon jedenfalls soll seit dem 2. Januar im Dauereinsatz sein. Und fast täglich erscheint irgendwo eine neue Meldung über einen möglichen Transfer. Grund genug für uns, die bisher genannten Namen mal ein wenig zu beleuchten.
Tobias Strobl (Borussia Mönchengladbach)
Einer von zwei genannten Spielern des aktuellen Tabellenzweiten aus Mönchengladbach. Strobl, in der Jugend des TSV 1860 München ausgebildet (was man als eine Art Gütesiegel verstehen kann!), ist mit 29 Jahren quasi im perfekten Fußballeralter. Sein natürliches Habitat auf dem Feld ist die Innenverteidigung respektive die etwas weiter vorgelagerte defensive Zentrale im Mittelfeld. Unspektakulär, aber immer ernsthaft ist Strobls Spiel. Keinerlei Extravaganzen, dafür solide bis gute Arbeit. Technisch sauber, ist Strobl bei einer Körpergröße von 1,88 Metern durchaus auch körperlich in der Lage, dagegenzuhalten, was in der zweiten Liga ein nicht unwesentlicher Aspekt ist.
Von der reinen Position her eher kein absolutes Muss, denn der Schuh drückt den HSV vielmehr auf der rechten Abwehrseite (und in der Offensive!). Natürlich könnte ein Gedanke von Hecking bei dieser Personalie auch sein, sich bereits jetzt für den anvisierten Aufstieg in Liga 1 vorzubereiten. Die Expertise von 145 Bundesliga-Spielen (für Hoffenheim und Gladbach) stünde den Rothosen im kommenden August (wenn denn das große Ziel erreicht wird!) sicherlich gut zu Gesicht.
Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach)
Der zweite Spieler der Borussia, der mit dem HSV in Verbindung gebracht wird - auch wenn er sich selbst davon überrascht zeigt. "Ich habe mich auch gewundert, als ich das gehört habe. Mit mir hat niemand gesprochen. Ich weiß davon nichts. Ich habe auch niemandem gesagt, dass ich Borussia verlassen möchte. Ich habe keine Erklärung dafür, woher dieses Gerücht kommt." (Quelle: mopo.de).
Aussagen dieser Art müssen nicht immer etwas bedeuten - doch ein Spieler, der unbedingt weg will, um sich woanders neu zu orientieren, wählt erfahrungsgemäß eine andere Art Sprache. Eigentlich gelernter Außenstürmer, hat sich Johnsons Position im Laufe seiner Karriere immer mehr nach hinten verschoben. Als beidfüßiger Kicker wäre er sowohl auf der linken als auch auf der rechten Außenbahn einsetzbar und somit eine Option für die Defensive und für die Offensive.
Sportlich würde auch dieser Transfer Sinn machen. Natürlich reden wir nicht über einen absoluten Stammspieler seiner aktuellen Mannschaft - aber Spieler dieser Kategorie wird der HSV auch nicht verpflichten können. Von Anfang an stand fest, dass man sich bei Verstärkungen innerhalb Deutschlands bei den Spielern umsehen muss, die momentan etwas hintenan stehen. So wie halt Johnson (bisher vier Ligaeinsätze in der laufenden Spielzeit) oder Strobl (deren drei).
Doch auch die Worte von Gladbachs Trainer Marco Rose klingen nicht unbedingt danach, dass die Borussia die beiden Spieler ziehen lassen wird. "Wir haben keine Spieler zu viel", so Rose gegenüber der Mopo. "Die Gruppe ist gut und passt charakterlich. Wir haben in der Hinrunde gut funktioniert, deshalb gibt es keine Gründe, bewusst irgendetwas Neues zu machen." Auch hier gilt: muss nicht unbedingt etwas bedeuten und kann taktischen Überlegungen geschuldet sein, liest sich aber doch eher wie ein klares "nein!". Von daher würde ich einem Transfer von einem der beiden Spieler eine Wahrscheinlichkeit von maximal 10 Prozent geben.
Louis Schaub (1. FC Köln)
Ein alter Bekannter in der HSV-Gerüchteküche. Im August 2015 war der einstige Dino schon mal an den Diensten des in Fulda geborenen österreichischen Nationalspielers (15 Länderspiele) interessiert. Damals spielte Schaub noch für seinen Stammverein Rapid Wien. In der Vorsaison war Schaub mit drei Toren und bockstarken 13 Torvorlagen einer der Garanten für den Aufstieg der Domstädter.
Unter HSV-Coach Markus Gisdol ohne Perspektive: Louis Schaub
Doch unter Neu-Trainer Markus Gisdol scheint der 25-jährige Mittelfeldspieler keine Perspektive mehr zu haben, was auch so gut wie alle Kölner Fans überrascht - und richtig zornig macht. Neben dem HSV sollen auch der VfB Stuttgart und Schaubs Ex-Klub Rapid Wien ihr Interesse angemeldet haben. In einer eventuellen Bieterschlacht wird der HSV jedoch den Kürzeren ziehen. Die Finanzlage der Hanseaten gibt leider nicht viel her. Sportlich wäre Schaub sicherlich eine mehr als interessante Option. Er könnte die Rolle des dauerverletzten Aaron Hunt als ordnender Pol im offensiven Mittelfeld der Hanseaten einnehmen.
In Sachen Wechselwahrscheinlichkeit bin ich auch hier skeptisch, zumal der VfB gerade zwölf Millionen Euro (für den Verkauf von Ascacíbar an Hertha BSC) eingenommen hat, und schon rein finanziell weitaus mehr die Muskeln spielen lassen kann als sein Hamburger Rivale. Die sportliche Perspektive beider Klubs ist ähnlich.
Wahrscheinlichkeit: 5 Prozent
Robert Bozenik (MSK Zilina)
Der 20-jährige Slowake ist das jüngste Gerücht, das beim HSV die Runde macht. Hier lohnt sich ein genauerer Blick auf seine Leistungsbilanz. Konnte er in dieser Saison in der heimischen Fortuna Liga in 16 Spielen drei Tore und vier Vorlagen beisteuern, was keine überragende, aber auch keine ganz schlechte Quote ist, verrät ein Blick auf die Länderspiel-Bilanz vielleicht doch ein gewisses Potential, das nur darauf wartet, in einer größeren Liga zur Geltung zu kommen.
Hier bejubelt Bozenik (links) seinen Treffer im EM-Quali-Spiel gegen Kroatien
Denn vier Tore in acht Länderspielen wären schon für einen deutschen Nationalspieler eine ordentliche Quote - für einen slowakischen Auswahlspieler ist diese Ausbeute noch beachtlicher. Damit will ich nichts gegen den slowakischen Fußball gesagt haben, aber das durchschnittliche Niveau der einzelnen Mitspieler um den Mittelstürmer herum unterscheidet sich dann bei beiden Nationalmannschaften doch erheblich. Hinzu kommt: Drei seiner vier Länderspieltreffer hat Bozenik in "ernsthaften" Spielen (EM-Quali) erzielt. Unter anderem gegen Gegner wie Kroatien und Ungarn. Nur ein Treffer entstammt einem Freundschaftsspiel (und auch hier war der Gegner - Paraguay - nicht unbedingt ein Fußballzwerg!).
Martin Petras, der Berater von Bozenik, wurde unlängst vom slowakischen Sport-Portal sport.sk zitiert (via mopo.de): "Wir haben es mit mehreren Alternativen zu tun. Derzeit laufen Verhandlungen mit Hamburg, aus denen ein konkretes Angebot hervorgegangen ist", sagte Petras. Der Marktwert des Stürmers wird von transfermarkt.de auf eine Million Euro taxiert.
Prognose: Hier könnte ich mir vorstellen, dass der HSV bald Nägel mit Köpfen macht, und den Spieler vielleicht für einen Betrag von um die zwei Millionen Euro nach Hamburg lotst.
Wahrscheinlichkeit: 40 Prozent