Eberl und Hecking: Alte Liebe rostet nicht
Von Guido Müller
Die Trennung von Dieter Hecking und Borussia Mönchengladbach im vergangenen Frühjahr überraschte damals Laien und Experten gleichermaßen. Doch die Scheidung hat die Bande zwischen Klub und Ex-Trainernicht zerschneiden können. Im Gegenteil, wie Gladbachs Sportdirektor Max Eberl nun gegenüber derBild-Zeitung zugab.
Denn der Kontakt zu dem Mann, dem er im Frühjahr dieses Jahres noch den Laufpass gab, ist trotz dieser Entscheidung nicht nur nicht abgebrochen, sondern hat sich darüber hinaus sogar noch konsolidiert.
Noch immer analysiert Hecking mit Eberl die Spiele des VfL
"Wir telefonieren immer noch sehr sehr häufig, besprechen und analysieren dann gemeinsam unsere Spiele", verriet Eberl. Wohlgemerkt: die Spiele der Borussia, nicht die des Zweitligisten HSV, den Hecking seit letztem Sommer trainiert. Bemerkenswert, wenn man sich nochmal die Begleitumstände von Heckings Aus in Mönchengladbach vor Augen ruft.
Als Eberl Hecking darüber informierte, dass der Klub sich nach einem neuen Trainer umschauen würde, stand die Borussia sportlich so gut wie lange nicht mehr da. Den gewöhnlichen Mechanismen der Branche zuwider wollte die Borussia dennoch einen Wechsel auf der Kommandobrücke - und sicherte sich die Dienste von Marco Rose.
Rose ersetzte Hecking auf Gladbachs Trainerbank
Doch der scheidende Übungsleiter verzog sich keineswegs in den Schmollwinkel. Und verließ den Niederrhein auch nicht im Groll. Was wiederum Eberl sehr beeindruckt: "Emotional war die Trennung eine meiner schwersten Entscheidungen, auch weil Dieter sich so mit unserem Verein identifiziert hat. Und das tut er heute noch!"
Eberl begeistert von Heckings menschlicher Größe
Konkret auf die Beweggründe seines Handelns angesprochen, sagte Eberl weiter: "Ich habe mich im Februar bewusst mal eine Woche rausgenommen und bin in die Berge gefahren, um mir unabhängig vom Tagesgeschäft Gedanken um die Zukunft unseres Vereins zu machen. Ich habe mir Listen gemacht mit Argumenten für und gegen einen Trainerwechsel. Es ging da allein um das Sachlich-Fachliche, ich wollte mit Marco eine neue Ansprache, einen neuen Ansatz reinbringen – denn wir sind ein Verein, der sich immer wieder etwas überlegen muss, um gegen die Großen der Branche anzustinken. Wie Dieter die Sache in Gladbach trotz dieser Entscheidung hier zu Ende gebracht hat, zeigt seine menschliche Größe."
Und die Tatsache, dass eben dieser Dieter Hecking auch noch als HSV-Trainer die Zeit findet, mit Eberl über die Borussia zu fachsimpeln, zeigt dessen ungebrochene Zuneigung zum VfL Borussia Mönchengladbach. Alte Liebe, so scheint es, rostet wirklich nicht.