Schalke-Abschied: Warum Nübels Wechsel zum FC Bayern ein Karriere-Killer sein könnte
Von Yannik Möller

Mit der Entscheidung, den auslaufenden Vertrag bei Schalke 04 nicht verlängern zu wollen, hat Alexander Nübel am vierten Advent für viel Furore gesorgt. Zeitgleich wurde aus diversen Kreisen berichtet, dass er tatsächlich zu Bayern München wechseln wird - dieser Plan könnte allerdings grandios schiefgehen.
Alexander Nübel wird also nicht über den Sommer 2020 hinaus auf Schalke bleiben. Seit einigen Monaten war die Vertragssituation des 23-Jährigen das große Thema abseits des Platzes, immer wieder gab es neue Wasserstandsmeldungen, Interviews und Aussagen. Aus S04-Sicht hat sich das Thema damit zunächst einmal erledigt. Das erklärte Ziel soll der FC Bayern München sein. Der Verein, der langfristig mit Manuel Neuer verlängern möchte, mit Sven Ulreich einen guten Ersatz und mit Christian Früchtl ein weiteres Torwart-Talent hat.
Nübel mit legitimen Entschluss S04 zu verlassen - Bayern als Ziel birgt aber große Risiken
Zunächst muss man noch einmal etwas zur Situation beim S04 sagen. Nübels Vertrag hätte schon längst verlängert sein können bzw. müssen. Ex-Sportvorstand Christian Heidel hatte über Jahre die Möglichkeit, diese etwaige Lücke zu schließen. Das tat er - aus welchen Gründen auch immer - aber nicht. Jochen Schneider, der erst im Frühjahr 2019 zu Schalke kam, musste dann abschließend versuchen, diese Suppe auszulöffeln. Wie man nun weiß ohne Erfolg. Dass Nübel den Vertrag erfüllt (!) und auslaufen lässt, ist an sich völlig legitim. Bayern München als Ziel ist aber äußerst fragwürdig - dieser wohl von Nübel und seinem Berater aufgestellte Plan enthält (zumindest von außen) einige Fragezeichen.
Immer wieder wird betont, dass man in München mit Neuer verlängern will und das langfristig bis 2023. Mit dieser Vertragsverlängerung würde (indirekt) einhergehen, dass er bis dahin auch als unangefochtene Nummer eins fungieren wird. Für Nübel, der sein Stellvertreter werden würde, hieße das, dass er - im besten Fall - ab und zu mal ein Spiel bekommen wird, um sich langsam aufbauen zu können. Wie Sport1 berichtet, sei Neuer von dieser potenziellen Überlegung aber überhaupt nicht überzeugt. Er will, wenn möglich, in jedem Spiel im Tor stehen. Das wiederum würde bedeuten, dass Nübel voraussichtlich bis 2023 warten müsste, bis er erneut zu regelmäßigen Einsatzzeiten kommt.
Nübel gab bis vor kurzem als Kapitän die Richtung an - auch das könnte sich noch ändern
Zu diesem Zeitpunkt wäre er bereits fast 27 Jahre alt. Für einen Torhüter auf gutem Niveau ist das natürlich noch kein Alter, im Gegenteil: Es würde seine beste Zeit beginnen. Wenn man allerdings vorher, über mehrere Jahre hinweg, nur als Ersatz agiert und alles andere als regelmäßige Spielpraxis bekommen hat, kann das schon anders aussehen. Denn die Spielpraxis ist eigentlich genau das, was Nübel jetzt braucht. Oftmals wird vergessen, dass er bislang erst 34 Bundesliga-Einsätze hatte. Auf Schalke hat er einige Jahre in Ruhe hinter Ralf Fährmann verbracht, nun wäre seine Zeit gekommen. Sich nach umgerechnet einer Saison erneut für Jahre auf die Bank zu setzen, wäre völlig falsch. Um es drastischer zu formulieren: Nübel könnte mit dem Bayern-Wechsel seine Karriere riskieren.
Bayern: hohes Niveau, große Marke, Titel - dafür die Karriere riskieren?
Natürlich würde er neben Neuer auf sehr hohem Niveau trainieren, natürlich würde er um Titel mitspielen können, natürlich ist Bayern München auch auf internationalem Niveau eine große Marke. Aber für welchen persönlichen Preis wird er ein Teil davon? Setzt man die Fan-Brille ab, egal von welchem Verein, dann hätte vermutlich fast jeder gesagt: Spielpraxis ist das A und O, völlig unabhängig von Schalke, Bayern, oder weiteren Interessenten wie Barcelona, Atlético, AC Mailand (via kicker), und und und. Der nun wohl ziemlich sicher anstehende Wechsel am Saisonende geht dabei in die falsche Richtung. Dazu scheint es gut möglich zu sein, dass er das kommende halbe Jahr schon weniger Einsatzzeiten bekommt, als geplant: Mit Markus Schubert hat Königsblau einen guten Ersatz, der schon jetzt starke Leistungen zeigt und um die volle Rückendeckung der Fans weiß.
Der kolportierte Wechsel von Alex Nübel zum FC Bayern bewegt die Gemüter. Es gibt durchaus auch Stimmen, die einen Wechsel nach München als den richtigen Schritt ansehen.