BVB-Blackout gegen Paderborn: Muss Lucien Favre gehen?
Von Oscar Nolte
Der BVB liegt in Trümmern. Daran ändert auch die zweite Halbzeit gegen Paderborn nichts, in der sich die Borussia nach 3:0-Rückstand zumindest einen Punkt erkämpfen konnte. Die Verantwortlichen sind nun zum Handeln gezwungen. Nur wäre eine Entlassung von Lucien Favre zum aktuellen Zeitpunkt die richtige Reaktion?
Drei zu Null. In der ersten Halbzeit. Gegen den Tabellenletzten. Zuhause. Der BVB ist soweit davon entfernt, wie ein Meister zu spielen, dass die Verantwortlichen, die im Sommer eben das Ziel ausgaben, ganz oben zu stehen, eigentlich zum Handeln gezwungen sind. Nur wie handelt man, wenn die Spieler die Arbeit verweigern und man den Trainer wochenlang aufs Schärfste verteidigt hat? Dortmund muss Antworten finden.
Reus: Der BVB weiß nicht mehr, wie er pressen soll
Die Achterbahnfahrt, die der BVB in dieser Saison veranstaltet, bekommt immer mehr Übelkeitscharakter. Der amtierende Vizemeister hat sich vom SC Paderborn in den ersten 45 Minuten vorführen lassen, wie eine Schülermannschaft. Marco Reus gab nach dem Spiel gegenüber DAZN an, dass die Mannschaft gar nicht weiß, wie sie pressen soll - führte aber gleichzeitig ins Feld, dass der Trainer sie immer hervorragend vorbereiten würde. Es passt nicht mehr zusammen bei Schwarz und Gelb.
Daher braucht es eine Reaktion aus Dortmund. Im Fußballbusiness heißt das fast schon traditionsgemäß, dass Köpfe rollen. Nur welche? Derzeit könnten die Verantwortlichen vermutlich sogar den Greenkeeper entlassen und es würde nicht den falschen treffen. Der ganze Verein scheint aktuell nicht zu funktionieren, "wirkt seit Jahren gelähmt", wie es ein Twitter-User bezeichnet. Nach dem Spiel sollen am Freitagabend Lucien Favre, Marco Reus und Lukasz Piszczek eine Krisensitzung abgehalten haben, Favre scheint die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Zumindest will oder kann sie seinen Fußball nicht verstehen.
Beim BVB fehlt das Zugpferd
Um es auf den Punkt zu bringen: Der BVB hat den Glauben verloren. Das merkt man der Mannschaft an, wenn sie halbherzig über den Platz läuft, dann doch merkt, dass sie investieren muss und nach 90 Minuten an den Mikrofonen sagt, dass es eine unerklärliche Situation ist. Aktuell fehlt das Zugpferd, hinter dem sich der Verein einreihen und mitgaloppieren kann. Weder der Trainer, noch der Kapitän, noch sonstwer beim BVB kann das derzeit. Und es bleibt die Frage, was zu tun ist. Die einfachste, wenn auch schwerste Lösung: Lucien Favre muss gehen.
Dabei ist der BVB ehrlich von ihm und seiner Spielphilosophie überzeugt. Und immerhin hat Favre die Borussia in seiner ersten Saison beinahe zur Meisterschaft geführt. Dass es unter dem Schweizer aktuell aber gar nicht läuft, kollidiert mit dem von der Vereinsführung ausgegebenen Anspruch, in dieser Saison Meister zu werden. Dortmund kann die laufende Saison nicht einfach abschenken, weil sie eine Standortbestimmung für den ganzen Verein ist. Das Zeugnis dieser wird vermutlich nicht besonders gut ausfallen. In gewisser Hinsicht bietet das dem BVB aber auch die Möglichkeit, jetzt den Druck rauszunehmen.
Favre-Alternativen?
Mit dem nötigen Eingeständnis der Verantwortlichen, dass in dieser Saison nichts zu holen ist, könnte der BVB sich bis zum Sommer neu aufstellen. Natürlich, Lucien Favre zu entlassen, ist eine Option. Dann bleibt aber die Frage, wer den Schweizer per sofort ersetzen und die Mannschaft wieder auf Kurs bringen soll. Wenn Mauricio Pochettino Interesse an einem Engagement in Dortmund signalisieren würde, okay. Aber mit einem Interimstrainer Michael Skibbe wird die Mannschaft sicher auch nicht besser abschneiden, als unter Lucien Favre. Wenn die Verantwortlichen also wirklich überzeugt vom Schweizer sind, braucht es jetzt Rückendeckung und die Zeit, den Verein und die Mannschaft neu justieren zu können. Dafür müssten die Herren Zorc und Watzke aber von ihrem Ziel Meisterschaft abrücken. Handeln muss man in Dortmund so oder so.