Nach Hoeneß-Rücktritt: Hainer muss seinen eigenen Weg gehen!
Von Guido Müller
Am Ende flossen dann, wie konnte es auch anders sein, nochmal Tränen. 10.000 Mitglieder des FC Bayern ließen Uli Hoeneß am vergangenen Freitag auf dessen letzter Jahreshauptversammlung als Bayern-Präsident noch einmal hochleben. 49 Jahre als Spieler und Funktionär beim deutschen Rekordmeister gehen nunmehr zu Ende.
Zwar bleibt Hoeneß dem Klub noch bis 2023 als Aufsichtsratsmitglied erhalten, doch die Geschicke des sportlichen Alltags werden nun andere übernehmen. Wie Hoeneß´ Nachfolger Herbert Hainer.
Der bekam von seinem Vorgänger am Freitag nochmal warme Worte über sich zu hören: "Dass es uns gelungen ist, für den Posten des Präsidenten eine Persönlichkeit wie Herbert Hainer zu gewinnen, ist wunderbar." Doch kann Hainer FC Bayern München? Den sportlichen Bezug findet man in Hainers Biographie vor allem als Chef des Sportausrüsters Adidas. 15 Jahre stand Hainer dem Großkonzern voran.
Neuer Chef ohne Stall-Geruch
Somit fehlt Hainer schon von Natur aus der typische Stall-Geruch des Ex-Spielers (oder Trainers). In dieser Sparte braucht er gar nicht erst versuchen, mit Hoeneß zu konkurrieren. Vielmehr sollte Hainer schnellstens dafür Sorge tragen, sein ganz eigenes Profil zu schärfen. Das bedeutet nicht, dass er sich nicht auch ein paar Dinge von Hoeneß abschauen kann. Doch schon um der Glaubwürdigkeit willen, sollte er die "Abteilung Attacke" des Klubs, nach dem Weggang von Hoeneß bis auf weiteres verwaist, gar nicht erst wieder zu öffnen versuchen. Hoeneß hatte ja ohnehin angekündigt, seinen FCB "wie eine Glucke" verteidigen zu wollen. Dafür braucht er schließlich kein Präsident zu sein.
Hainer muss sein eigenes Profil schärfen
Abgesehen davon, dass die letzten Auftritte dieser einst so gefürchteten Instanz in den letzten Jahren eher zum Fremdschämen taugten, würde es einem Klub mit der Aura eines Bayern München sicherlich nicht schaden, etwas mehr Souveränität an den Tag zu legen.
In diesem Sinne scheint Hainer auch die Gegenthese zum temperamentvollen, impulsiven Hoeneß zu bilden, kommt im Gegensatz zu diesem eher ruhig und besonnen daher. Das könnte für den FC Bayern einen Imagewechsel in den kommenden Jahren bedeuten, der dem Klub allerdings keinesfalls etwas von seiner Stärke nehmen muss.