Nagelsmann über Macht der Spieler: "Keine Chance, wenn sie nicht für dich spielen"

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​Die Schnelllebigkeit im deutschen Profifußball wurde in den letzen Tagen einmal mehr einigen Trainern zum Verhängnis. Oftmals werden sie als Grund für schlechte Leistungen ausgemacht, doch Julian Nagelsmann kennt noch andere Gründe. Der Trainer von RB Leipzig weiß, welchen Einfluss die eigenen Spieler haben können.

Gleich drei Übungsleiter mussten in der letzten Wochen ihren Stuhl in der ​Bundesliga räumen. Als RB Leipzig kürzlich eine kleine Negativserie hatte, wurde zudem auch Julian Nagelsmann in den sozialen Netzwerken (vorschnell) ein wenig in Frage gestellt. Der 32-Jährige weiß, wie rapide sich die Verhältnisse in diesem Geschäft ändern können. "Jetzt sind wir wieder das Top-Team, aber das ist die schnelllebige Fußball-Welt", so Nagelsmann im Gespräch mit dem MDR.

Auf den Trainer kommt stets eine Menge Verantwortung zu, in Krisenzeiten wird von ihm am meisten erwartet. Dementsprechend hat er mit den härtesten Konsequenzen zu rechnen. Dass dies so ist, will der Leipziger Coach nicht abstreiten. Denn im Hinblick auf die vergangene Schwächephase musste er immer wieder mit dem Schlimmsten rechnen: "Wenn irgendwann mal der Zeitpunkt kommt und wir Spiele nicht gewinnen und ich keine Ahnung habe, woran es liegt, dann werde ich wahrscheinlich auch sehr nervös.“ 

Die Spieler haben (zu) viel Macht

Einen noch größeren Einfluss auf das Ergebnis haben allerdings die Profis selbst, die eine große Auswirkung auf den Trainer haben können. Das Beispiel von Niko Kovač zeigt, dass die eigene Mannschaft am Trainer zweifeln kann. In diesem Fall muss ein Übungsleiter enorm aufpassen. "Du hast keine Chance, wenn die Spieler auch nicht für dich spielen“, so Nagelsmann.

Durch den immer größer werdenden Einfluss der Profis geht einem Cheftrainer gleichzeitig die Macht verloren. Immerhin stehen dabei viele Meinungen gegenüber einer einzigen, auf dem Platz sind die Verhältnisse noch deutlicher. Natürlich würden die Spieler viel für sich spielen, eine Rücksicht auf den eigenen Übungsleiter ist laut Nagelsmann aber nicht immer gegeben.

"Und wenn sie nicht für dich mitlaufen, dann kannst du schon mal deinen Rollkoffer packen", so der Leipziger wenig ironisch. Momentan kann er sich glücklich schätzen, dass die Mannschaft ihn komplett unterstützt, bei anderen Vereinen ist dies nicht immer der Fall. Nagelsmann liefert also einen Denkanstoß, der die unterschiedlichen Machtverhältnisse deutlich kritisiert. Eine Kritik an den teils wahllosen Trainerentlassungen ist es in jedem Fall.