FC Bayern auf Trainersuche: Warum nicht die gute alte Räuberleiter?

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​Wer wird neuer Trainer beim FC Bayern? Eine Frage, die sich derzeit die FCB-Bosse stellen und die offener denn je erscheint. Für viele ist Erik ten Hag der Wunschkandidat. Doch beim Ajax-Coach gibt es jede Menge Stolpersteine. Warum er dennoch die beste Lösung wäre - und warum Arsene Wenger seine Räuberleiter sein sollte.

Der ​FC Bayern will sich ​Zeit lassen bei der Suche nach einem neuen Trainer. "Ich denke, dass wir bis zum nächsten Auswärtsspiel in drei Wochen gegen Düsseldorf wissen, wie es in der Trainerfrage weiter geht", kündigte Uli Hoeneß an. Karl-Heinz Rummenigge erklärte, man werde "auch in Zukunft gemeinsam wichtige Entscheidungen diskutieren und beschließen".

Einen gemeinsamen Kontext zu finden, ist bei den Alpha-Tieren Hoeneß und Rummenigge nicht immer einfach - das hat sich jetzt wieder in der Causa Kovac gezeigt. Es darf allerdings damit gerechnet werden, dass Rummenigge federführend ist bei der Trainersuche. Schließlich ist Hoeneß-Favorit Kovac gescheitert und der Bayern-Präsident auf dem Rückzugsweg.

Der neue Trainer braucht den Rückhalt von allen

Aus Sicht der FCB-Führung ist es in dieser Situation wichtig, die Ruhe zu bewahren. Die Entscheidung, sich bis nach der Länderspielpause Zeit zu lassen, ist dabei der richtige Weg. Und das liegt nicht daran, dass der neue Übungsleiter zumindest die Woche vor dem Spiel in Düsseldorf Zeit bekommen soll, die Mannschaft kennenzulernen. Das ist allgemein immer das Hauptargument bei Trainerwechseln, wird häufig aber völlig kurzsichtig überbewertet.

Denn, die Woche vor einem Spiel kann zwar wichtig sein für eben jenes Duell. Doch mittel- bis langfristig kann das nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viel wichtiger: Der Rekordmeister muss sich über die nächste Trainer-Entscheidung vollkommen klar werden. Der Wunsch ist groß an der Säbener (wo nicht?) nach einem starken Trainer, der zusammen mit der Mannschaft die Zukunft des Klubs gestallten kann - und nicht wie Kovac, ständig internen und externen Zweifeln ausgesetzt ist.

Ten Hag der Favorit der FCB-Fans

Wer könnte ein solcher Trainer sein? Unter den Bayern-Anhängern gilt Erik ten Hag als klarer Favorit. Das zeigt sich nicht nur im ​90min-Voting (über 50 Prozent stimmen für den Niederländer), sondern bei Umfragen anderer deutscher Medien. Und die Wahl ist verständlich: ten Hag bringt vieles mit, nach dem man sich beim FC Bayern sehnt. Er ist einer für die Zukunft, lässt derzeit mit Ajax begeisternden UND erfolgreichen Fußball zugleich spielen und kennt durch seine Zeit als Trainer der zweiten Mannschaft den Klub schon sehr gut. Dazu spricht er Deutsch.

Beste Grundvoraussetzungen also für ten Hag. Doch es gibt zwei große Aber. Aber Nummer eins: ​ten Hag ist erst im kommenden Sommer zu bekommen. Das machte der 49-Jährige selbst auf der PK vor dem Champions-League-Spiel von Ajax bei Chelsea deutlich. Aber Nummer zwei: viele Attribute, die für ten Hag sprechen, hatte man vor eineinhalb Jahren auch auf Kovac anwenden können. Was für Kovac damals galt, gilt auch für ten Hag jetzt: die Erfahrung bei einem internationalen Spitzenklub fehlt. Und das kann zwangsläufig dazu führen, dass die Diskussionen nach einigen schlechteren Ergebnissen und/oder Leistungen sofort aufflammen.

Für ten Hag bräuchte es eine Interimslösung

Sollte man sich dennoch für den Weg mit ten Hag entscheiden, bleibt das Problem, wie man den Trainerposten bis zum Saisonende besetzen könnte. Hansi Flick könnte es machen - er soll mannschaftsintern ein hohes Standing besitzen. Beim ehemaligen Löw-Assistenten bleibt aber festzuhalten, auf großer Bühne war er bislang immer nur Co-Trainer. Reicht das für die Ansprüche des FC Bayern?

Eine weitere Alternative würde sich mit Arsene Wenger bieten. Laut Bild-Infos wäre der Franzose auch dazu bereit, den Posten nur bis Ende der Saison zu übernehmen. Die Vorstellung, dass Wenger den Übergang zu ten Hag moderiert, wirkt smart und könnte gut funktionieren. Alleine durch die Aura der Arsenal-Legende. Er wäre so eine Art französischer Jupp Heynckes. 

Die Wenger-ten-Hag-Lösung klingt also nach einem durchdachten Plan - Gefahren birgt aber auch sie. Sollte Wenger den FCB zu großem Erfolg führen, hat es ten Hag ungemein schwerer, wenn er im kommenden Sommer übernehmen sollte. Sollte es mit Wenger überhaupt nicht funktionieren, würde der Baum in München lichterloh brennen und der neue Trainer hätte ebenfalls einen ganz schwierigen Start.

Wenger als beste Option?!

Doch bei allen Gedankenspielen kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass Wenger als Übergangslösung die höchsten Erfolgsaussichten verspricht, um dann 2020/21 zu versuchen, mit ten Hag eine neue Ära zu beginnen.

Alle anderen Lösungen, sei es Allegri, sei es Rangnick, sei es Mourinho, bergen ungleich größere Gefahren. Allegri spricht kein Deutsch, Mourinho ist machtbesessen und polarisiert (das schaffen die Bayern-Bosse auch schon gut genug ohne ihn) und Ralf Rangnick soll innerhalb des Klubs von vielen kritisch gesehen werden. Zumal auch Rangnick eine starke Machtposition einfordern würde.

Die Zweifel bei Allegri scheinen also zu groß zu sein, Mourinho wäre die "Pulverfass-Variante" und Rangnick ist extrem streitbar. Von außen betrachtet, bleibt ten Hag die beste Lösung für die Bayern-Bosse - und Wenger als geeignetster Trainer für den Rest der Saison.