Nach Stambouli-Ausfall: Die Chance für Kabak oder Nastasic?
Von Yannik Möller
Auf Schalke hat man am Montag eine schlechte Nachricht verkraften müssen: Benjamin Stambouli, Stammspieler und Fanliebling, wird voraussichtlich bis zum Jahresende verletzt ausfallen. S04 ist auf der Innenverteidiger-Position zum Glück gut besetzt: Was spricht nun für Matija Nastasic, und was für Ozan Kabak?
Beim 0:0-Derby am Wochenende zog sich Benjamin Stambouli in der 20. Minute einen Bruch im Fußwurzelknochen zu und wird damit wohl kein Spiel mehr in der Hinrunde absolvieren können. Eine Nachricht, die nach den starken und souveränen Leistungen des Franzosen in der bisherigen Saison nicht allzu leicht zu verdauen ist. Doch S04-Trainer David Wagner hat die Möglichkeit, diese Verletzung qualitativ gut aufzufangen - er muss sich zwischen Neuzugang Ozan Kabak und Matija Nastasic entscheiden.
Was spricht für Matija Nastasic?
Matija Nastasic ist der dienstälteste S04-Profi. Bereits seit Januar 2015 spielt er für Schalke - zunächst die Rückrunde von Manchester City ausgeliehen, im Sommer anschließend für 9,5 Millionen Euro gekauft. Bis zum Sommer war der 26-Jährige immer ein fester Bestandteil der Mannschaft und so gut wie immer Stammspieler. So kommt er mittlerweile auf 123 Pflichtspieleinsätze im königsblauen Trikot. Das ist auch schon sein erster Vorteil. Trotz seines noch immer jungen Alters ist er seit Jahren ein routinierter, abgeklärter und defensiv starker Innenverteidiger.
So hat er sowohl in einer Dreier-, als auch in einer Viererkette schon zahlreiche Spiele zu verzeichnen, wobei er immer durch konstante Leistungen auffiel. Auch seinen Partner in der Innenverteidigung, Salif Sané, kennt er bereits aus der letzten Saison. Dementsprechend kennen sich die beiden und ihre jeweiligen Spielstile bereits - im Gegensatz zu Kabak, der erst im Sommer nach Gelsenkirchen gewechselt ist. Die Stärken von Nastasic liegen ganz klar in der Defensive: Zweikämpfe, Stellungsspiel u. ä. sind das Handwerk, das er beherrscht. Das Aufbauspiel und das mutige Verteidigen nach vorne eher weniger.
Nastasic war bis zum dritten Spieltag, wo er durch einen grippalen Infekt das Spiel gegen Hertha BSC verpasste, auch unter Wagner zunächst gesetzt gewesen. Erst durch diesen Ausfall hat sich überhaupt die Chance für das Duo Sané/Stambouli ergeben - bis dahin bekam Nastasic das Vertrauen von Wagner. Somit weiß der Trainer, was für Stärken und Schwächen er hat, wie er ihn einsetzen würde, welche Rolle er übernehmen könnte. Zum Saisonbeginn hat es bereits, trotz eher mäßiger Vorbereitung, für die Startelf gereicht. Wagner sprach zuletzt über ihn als eines der "größten Opfer", wenn es um routinemäßige Wechsel von Stammspielern ging, weil er weiß, welche Qualitäten er besitzt und einbringen kann.
Was spricht für Ozan Kabak?
Ozan Kabak kam im Sommer neu nach Schalke. Früh in der Transferphase löste S04 die 15-Millionen-Klausel, die ihn beim VfB Stuttgart hielt. Der Wechsel kam jedoch etwas überraschend, weil der 19-Jährige auch Optionen wie AC Mailand oder Bayern München gehabt haben soll. Am dritten Tag der Vorbereitung verletzte er sich allerdings kompliziert am Fuß, weshalb er erst zum Ende der Saisonvorbereitung wieder ins normale Training einsteigen konnte.
Nach neun Spieltagen in der Liga wartet er noch immer auf seinen ersten Startelfeinsatz - durch die Verletzung Stamboulis könnte dieser nun ganz nah kommen. Wagner sprach schon vor der Saison in den höchsten Tönen von ihm. "Er ist sicher eins der größten Abwehrtalente in diesem Alter in Europa", betonte der Trainer, der in ihm auch einen "ganz feinen Kerl" sieht. Nachdem er die anfänglichen Spiele noch verletzt verpasste, wurde er auch zunächst vom sehr gut harmonierenden und funktionierenden Duo Sané/Stambouli auf der Bank gehalten. Allerdings hat er im Gegensatz zu Nastasic in den letzten Wochen bereits vier Einsätze zu verzeichnen, wenn auch immer nur für wenige Minuten als Einwechselspieler.
Auf dem Platz kann man ihn grob gesehen zum Gegenstück zu Nastasic halten. Während der Serbe seine Stärken im defensiven Agieren und seine Schwächen in der Spieleröffnung und im hohen Verteidigen hat, zählt das mit zu den Stärken Kabaks. Diese konnte er auch in seinem halben Jahr in Stuttgart zeigen, wo er häufiger durch den mutigen Spielaufbau auffiel. In den Zweikämpfen und im Stellungsspiel ist er natürlich nicht schwach, doch ein routinierter Nastasic vermutlich noch abgeklärter und sicherer.
Fazit: Kabak dürfte die Nase leicht vorne haben
Wagner wird viel Wert auf den funktionierenden Spielaufbau legen. Ein Grundstein des Schalker Spiels, das nicht vernachlässigt werden darf. Stambouli hatte dort seine Stärken und war beispielsweise neben dem sich zwischen die Innenverteidiger fallenden Omar Mascarell hauptsächlich für die Spieleröffnung von hinten heraus zuständig. In den dazugehörigen Aspekten könnte Kabak einen kleinen Vorteil gegenüber Nastasic haben.
Auch die (wenn auch kurzen) Einwechslungen Kabaks könnten ein kleines Indiz dafür sein, dass man ohnehin plante, bald etwas zu rotieren und ihn dafür wieder ans Spiel zu gewöhnen. So könnte er für den Rest der Hinrunde die Gelegenheit bekommen, sich für weitere Einsätze zu empfehlen. Wird Kabak diese Chance nicht nutzen können, hat Wagner die gute Option, mit Nastasic schnell einen weiteren starken Innenverteidiger nachzuziehen. Die erste Wahl wird man bereits am Dienstagabend in der Startelf gegen Arminia Bielefeld sehen.