Heidels Bilanz auf Schalke: Doch alles gar nicht so schlecht?
Von Yannik Möller
Viele der Transfers, die Christian Heidel während seiner Zeit als Sportvorstand für Schalke 04 getätigt hat, waren umstritten. Viele funktionierten schlicht nicht, schienen nicht ins System zu passen. Nun, mit etwas Verspätung, scheinen Omar Mascarell, Amine Harit und weitere aufzublühen.
Am Ende seiner Amtszeit auf Schalke, als er im Februar dieses Jahres selbst und ausgerechnet in Mainz seinen Rücktritt verkündete, gab es viel negative Kritik an der Arbeit von Christian Heidel. Der Vorgänger von Jochen Schneider war beinahe als Heilsbringer erwartet worden, als er 2016 nach Gelsenkirchen kam. Zum Schluss überwog die Angst vor dem möglichen Abstieg.
Viele Heidel-Transfers waren zunächst unsichtbar und außer Form
Im Fokus der Arbeit eines Sportvorstands stehen primär immer die getätigten Transfers. Mit dem Satz "Schalke ist halt nicht Mainz" wurde Heidels Arbeit in diesem Bereich oft kritisiert, in dem man auf andere Ansprüche hinweisen wollte. Spieler wie Amine Harit standen in ihrem zweiten S04-Jahr vor ihrem Aus, ein Salif Sané leistete sich so manchen Fehler, der 11-Millionen-Einkauf Suat Serdar konnte sich kaum entwickeln, Omar Mascarell spielte überhaupt keine Rolle, und so weiter.
Seit rund acht Monaten ist Heidel nun weg. Jochen Schneider übernahm das Ruder und installierte David Wagner mit dem Ziel, mittel- und langfristig vieles zu ändern. Ein großer Aspekt dabei: Die Art und Weise, wie man Fußball spielen lassen und sehen möchte. Schnell, mutig, aggressiv und offensiv soll es sein, modern eben. Nach dem siebten Spieltag der aktuellen Saison lässt sich sagen, dass viele der derzeitigen Leistungsträger Verdienste von Heidel waren.
Mascarell und Serdar wurden zur wichtigen und stabilen Achse des S04
Die Rolle von Mascarell beispielsweise hat sich um 180 Grad gewendet. Während er in seiner ersten Saison überhaupt nicht in den Planungen eingebunden zu sein schien, geht er nun auf der Doppelsechs voran. Er kämpft für das Team, läuft viel und ist ein sicherer Rückhalt geworden. Oftmals neben ihm: Suat Serdar, der eine bisher sehr starke Saison spielt und als Belohnung am Mittwoch sein Debüt für die Deutsche A-Nationalmannschaft geben durfte.
Hinter den beiden spielt sich Salif Sané regelmäßig in viele Top-Teams des jeweiligen Spieltages. Die teilweise vorhandenen groben Fehler sind abgestellt, neben Fan-Liebling Benjamin Stambouli (übrigens auch von Heidel geholt) gewann er in manchen Saisonspielen jeden einzelnen Zweikampf - wenn nicht, hat er dennoch überragende Quoten und Werte. Dazu strahlt er mittlerweile auch wieder mehr Gefahr bei Standardsituationen aus.
Amine Harit ist ohnehin bereits jetzt eine der großen Überraschungen bislang. In der Rückrunde bestand kaum ein Zweifel, dass sich die Wege mit ihm trennen werden. Wagner setzte auf ihn, gab ihm im zentralen offensiven Mittelfeld seinen nötigen Raum, wo er schon seit der Saisonvorbereitung zu überzeugen weiß. Vier Tore und vier Assists in der Liga und im ersten DFB-Pokal-Spiel sind Ausdruck genug.
Zum Wohlgefallen der Schalker fällt Amine Harit bislang durch seine positive Ausstrahlung auf
Auch ein Mark Uth kann, sobald er wieder zu gewohnter Stärke zurückfindet, eine tolle Verstärkung sein. Bei der TSG Hoffenheim war er sowohl als Torschütze, als auch als Vorlagengeber enorm wichtig. Dass man ihn 2018 bereits im Winter zu einem ablösefreien (!) Wechsel für den darauf folgenden Sommer überzeugen konnte, war ein starker Schachzug, den zu diesem Zeitpunkt jeder Fan ohne Zweifel unterschrieben hätte. Auch ein Breel Embolo entwickelt sich bei Borussia Mönchengladbach prächtig - auf Schalke hatte es mit seinen Verletzungen schlicht nicht funktionieren sollen.
Ära Heidel bleibt umstritten - Spielern sollte man jedoch Zeit geben
Zwar soll dies kein Versuch sein, die gesamte Ära Heidel auf Schalke in ein positives Licht zu rücken, schließlich würde das keinem etwas bringen. Flops wie Hamza Mendyl, Baba oder auch Cedric Teuchert braucht man nicht zu verstecken. Viel mehr sollte man darüber nachdenken, dass man neuen Spielern auch häufig etwas Zeit geben muss. Manchmal hat man schlechte Monate, vor allem, wenn das System oder die Art des Fußballs nicht (zu einem) passt.
So kann man sich derzeit in Gelsenkirchen freuen, dass die angesprochenen Spieler wieder wertvoll sind und beim bisherigen, guten Saisonstart einen großen Anteil hatten und man als Team die ersten, sehr wichtigen Schritte in der gemeinsamen Entwicklung geht.