Zahlen lügen nicht: Manchester United nur noch Mittelmaß!

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Zahlen lügen nicht. Zumindest nicht die Zahlen, die die Spielergebnisse über eine längeren Zeitraum widerspiegeln. Und auch nicht die Zahlen, aus denen Tabellen erstellt werden. Zumindest, wenn annähernd ein Viertel einer Saison gespielt ist. 

Verheerende Bilanz für Solskjaer

Zwei Statistiken lassen die Bilanz des einstigen Dikators der Premier League, ​Manchester United, absolut verheerend aussehen. Und sie fallen beide auf den aktuellen Trainer zurück. Seitdem die Klub-Legende ​Ole Gunnar Solskjaer nach seiner dreimonatigen Interimszeit am 28. März dieses Jahres fest als Chef-Trainer installiert wurde, hat er insgesamt sechzehn Premier League-Spiele des Traditionsklubs geleitet: nur ein Viertel davon (!) konnten siegreich gestaltet werden, fünf endeten remis und beinahe die Hälfte (sieben) gingen verloren. 

So weit zu der Frage, wie solch ein großer Klub am Ende nur in die Europa League einziehen konnte. Vor allem auswärts ist Man United nur noch ein Schatten seiner selbst. Wettbewerbsübergreifend haben die Roten Teufel seit Anfang März (3:1-Sieg bei Paris St. Germain im Achtelfinale der Champions League) nicht mehr gewinnen können. 

Weitere erschreckende Bilanzen gefällig? United erlebt derzeit den schwächsten Saisonstart seit 1990/91. Blickt an auf eine Premier-League-Tabelle seit dem 1. April (saisonübergreifend), rangieren die Red Devils mit 14 Punkten aus 15 Spielen auf dem 14. Platz (von 17 Teams, da Auf- und Absteiger nicht berücksichtigt werden können). Mittelmaß ist hier noch sehr diplomatisch ausgedrückt!

Natürlich kommt bei solchen Zahlen als erster der Trainer in die Kritik. Doch da macht man es sich in diesem Fall vielleicht zu einfach: denn Solskjaer hat nicht die Machtfülle seiner Vorgänger (wie Mourinho oder van Gaal) am Old Trafford. Vor allem machen sich allmählich die Folgen der mehrjährigen Abwesenheit in der Königsklasse bemerkbar. Manchester United ist momentan einfach nicht mehr attraktiv genug für die absoluten Spitzenspieler. 

Norweger nicht alleinverantwortlich für die Misere

Deshalb ist die unglückliche Transferperiode in diesem Sommer nicht Solskjaer in die Schuhe zu schieben, sondern vielmehr eine Folge des sportlichen Niedergangs in den letzten Jahren. Dennoch wäre auch in diesem Sommer durchaus mehr möglich gewesen. 

Warum z.B. der Weggang eines Romelo Lukaku, der ja eine Menge Geld in die Kassen gespült hat (auf bis zu 85 Millionen Euro könnte der Betrag wachsen), auch nicht ansatzweise kompensiert wurde, ​bleibt das Geheimnis der Bosse

Kein Ersatz für Lukaku

Spieler wären da gewesen. Ein Sébastien Haller, der aus Deutschland unbedingt weg wollte, um sich den Traum von der Premier League zu erfüllen, knippst bei West Ham mittlerweile genauso wie zuvor in Frankfurt. Die Hammers zahlten vergleichsweise bescheidene 40 Millionen Euro an die Hessen. Und sie spielen nicht mal europäisch. 

Wenn United in dieser Personalie (um nur mal eine zu nennen) etwas energischer vorgeprescht wäre, könnte Haller seine Treffer jetzt im Old Trafford bejubeln. Stattdessen wurden lieber 142 Millionen Euro (!) in zwei Verteidiger investiert. So wurde die Defensive gegenüber dem Vorjahr (54 Gegentreffer) zwar gestärkt (aktuell acht Gegentreffer in acht Spielen), doch um den Preis einer völlig harmlosen Offensive (erst neun selbst erzielteTore). 

Wohl auch deshalb bleibt es vorerst relativ ruhig um Solskjaer. Nach den Modellen der Super-Trainer aus Portugal oder Holland will man jetzt anscheinend den Weg des Eigengewächses gehen. Vor Manchester United hat der Norweger lediglich in seiner Heimat (Molde FK) und bei Cardiff City Erfahrungen als Coach sammeln können. Eventuell spielt sogar etwas wie Dankbarkeit, die ansonsten in diesem Business nicht sehr groß geschrieben wird, eine Rolle. 

Dankbarkeit dafür, dass sich Solskjaer - nach der Entlassung Mourinhos - sofort bereit erklärte, die Herkulesaufgabe zu übernehmen. Und mit vier Siegen in seinen ersten vier Premier League-Spielen auch ganz famos einführte. Zudem gelang der nicht für möglich gehaltene Coup gegen Paris St. Germain in der Königsklasse. 

Doch allzu lange wird auch Solskjaer nicht mehr auf Erfolgserlebnisse warten dürfen. Die Geduld der Bosse hat auch bei diesem einem Neuanfang gleichkommenden Projekt ein Ende.