Schalke vs. Köln 1:1 | Last-Minute-Treffer von Hector verhindert königsblaue Tabellenführung
Von Simon Zimmermann
Schalke 04 verpasst in letzter Minute den Sprung an die Tabellenspitze. Jonas Hector köpfte in der Nachspielzeit den glücklichen 1:1-Ausgleich für den Effzeh. Suat Serdar hatte S04 zuvor in Front gebracht. Nach einem ersten Durchgang mit leichten Vorteilen für die Kölner, war Schalke in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, vergab aber zu viele Chancen, die Führung auszubauen.
Nach den Ergebnissen vom Nachmittag hatte Königsblau am Abend die Chance, mit einem Sieg im Heimspiel gegen schwächelnde Kölner die Tabellenspitze zu erobern. S04-Coach David Wagner konnte dabei auf den lange fraglichen Kapitän Alexander Nübel im Kasten setzen. Daniel Caligiuri rückte für Rabbi Matondo zurück in die Startelf.
Auf Kölner Seite hoffte Trainer Achim Beierlorzer nach drei Niederlagen ohne eigenen Treffer wieder für ein Erfolgserlebnis. Nationalspieler Jonas Hector rückte von links hinten auf die Sechs, der erst 18-jährige Noah Katterbach gab den Linksverteidiger. Im Sturmzentrum mussten sowohl Jhon Cordoba als auch Athony Modeste auf die Bank - Simon Terodde gab im 4-2-3-1 die alleinige Spitze.
Der Effzeh begann in der Veltins Arena mutig und hatte in der Anfangsphase mehr Ballbesitz als die Hausherren. Schalke tat sich dagegen schwer im Spiel nach vorne. So blieb die Partie nach 20 Minuten ohne nennenswerte Torszenen.
Das änderte sich aber eine Minute später: FC-Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue kam nach einer punktgenauen Kainz-Flanke am zweiten Pfosten völlig frei zum Kopfball. Der war allerdings zu unplatziert und ermöglichte erst den Klasse-Reflex von Nübel.
In der 31. Minute dann die erste Großchance für Schalke. Caligiuri flankte einen Freistoß in den Kölner-Strafraum, Hectors Klärungsversuch landete am Pfosten!
Viel mehr passierte aber nicht mehr in Durchgang eins. Viele Fehler im Spiel nach vorne und zwei disziplinierte Teams verhinderten ein ansehnlicheres Spiel.
Nach dem Seitenwechsel kam Schalke mit deutlich mehr Feuer aus der Kabine und setzte die Köln immer wieder unter Druck. Caligiuris Hereingabe konnte Burgstaller in der 54. Minute aber nicht mehr gefährlich auf das Tor lenken.
Drei Minuten später machten die Geißböcke auf sich aufmerksam: Nach einem Eckball setzte sich Terodde wuchtig durch und zwang Nübel erneut zu einer Glanzparade. Im Anschluss sprang Caligiuri der Ball vom eigenen Körper an die Hand - die Szene wurde vom VAR gechecked und (Gott sei Dank) nicht als Elfmeter bewertet.
In der 72. Minute brach Suat Serdar dann den Bann: Bastian Oczipka flankte den Ball herein, Salif Sané legte im zweiten Stock per Kopf quer und Serdar bugsierte den Ball über die Linie - 1:0 für S04!
Eben jener Sané hatte kurz zuvor Glück, nicht vom Platz zu fliegen. Gelb vorbelastet ging er mit offener Sohle in den Zweikampf, Schiedsrichter Tobias Welz ließ die Karte aber stecken.
Die Arena verwandelte sich im Anschluss in einen Hexenkessel, die Knappen rannten nach der Führung euphorisch an. Serdar hätte in der 82. Minute fast sein zweites Tor gemacht, sein Schlenzer ging aber knapp drüber.
Insgesamt war Schalke im zweiten Durchgang die klar bessere Mannschaft und verdiente sich damit auch die Führung. Der "Torfluch" von Burgstaller endete dennoch nicht. In der 89. Minute traf der erneut sehr engagierte Österreicher nur den Pfosten.
Am Ende rechte sich das - wie so häufig im Fußball. In der Nachspielzeit parierte Nübel zunächst erneut überragend gegen Modeste. Beim anschließenden Eckball war er aber machtlos gegen den Kopfball von Hector. Den Kölnern gelang doch noch der Lucky Punch - aufgrund der zweiten Halbzeit sehr, sehr schmeichelhaft.
Talking Points Schalke 04
Lange Zeit sah es so aus, als könnte sich Schalke an der Tabellenspitze in die Länderspielpause verabschieden. Jonas Hector machte mit seinem Treffer in der Nachspielzeit einen Strich durch die königsblaue Rechnung.
Nach einem zerfahrenen ersten Durchgang konnte sich das Wagner-Team in Halbzeit zwei deutlich steigern. Die Führung war folgerichtig, allerdings verpasste es S04 das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Die Torflaute von Guido Burgstaller ging weiter, der laufstarke Angreifer traf nur den Pfosten. Als Schalke auch weitere gute Gelegenheiten ausließ, schlug der Effzeh doch noch zu.
Statt Tabellenspitze doch "nur" Rang vier. Statt große Euphorie, wird der Aufschwung vor dem Revierderby leicht gebremst. Für die Entwicklung unter Wagner könnte das aber gar nicht so schlimm sein - so ungewöhnlich sich das anhören mag.
Der Kampf und der Wille sind auf jeden Fall zurück in den königsblauen Trikots. Das machte die zweite Hälfte deutlich! Spielerisch ist aber noch Luft nach oben, das wird auch Wagner wissen. Dennoch bleibt festzuhalten, nach den Umstellungen in der Halbzeit (McKennie für Uth) wurde das Offensivspiel deutlich besser - und macht viel Hoffnungen auf mehr. 14 Zähler nach sieben Spielen sind ein richtiges Pfand, um in Ruhe weiterzumachen. Die S04-Fans können wieder stolz sein auf ihre Truppe!
Noten der S04-Spieler
Nübel (1) - Kenny (3), Stambouli (3), Sane (2,5), Oczipka (3) - Serdar (2), Mascarell (3), Caligiuri (3), Harit (3) - Uth (4,5), Burgstaller (4), McKennie (3)
Talking Points 1. FC Köln
Es roch schon nach dicker Krise am Geißbockheim - bis der Kapitän doch noch zuschlug. Nach einem ordentlichen ersten Durchgang war der Effzeh in Hälfte zwei klar unterlegen und konnte froh sein, nicht höher in Rückstand zu liegen.
Für die Moral der Mannschaft war der Treffer von Hector wohl deutlich mehr wert als der eine Punkt am Ende. Auch wenn dieser ebenfalls überlebenswichtig sein könnte. Vor den beiden Duellen mit Paderborn und Mainz kann Beierlorzer die Mannschaft so etwas ruhiger in der Länderspielpause vorbereiten.
Nach dem Spielverlauf geht Köln als moralischer Sieger vom Feld und muss diesen Schwung nun mitnehmen. Kämpferisch zeigte der Effzeh eine gute Leistung, Qualitäten die in den kommenden beiden direkten Duellen wichtig sind. Dann sollte aber auch im Spiel nach vorne über 90 Minuten etwas mehr herausspringen, um auch mal wieder drei Punkte einfahren zu können.
Noten der Effzeh-Spieler
Horn (3) - Katterbach (4), Czichos (4), Bornauw (4), Ehizibue (3,5) - Skhiri (3), Hector (3), Schaub (4), Schindler (4), Kainz (3,5), Terodde (4)
Das kommende Programm
Für S04 geht es nach der Länderspielpause weiter mit dem Duell in Hoffenheim, bevor das Revierderby gegen den BVB ansteht. Am Dienstag darauf reisen die Knappen auf die Alm zur 2. DFB-Pokalrunde gegen Zweitligist Arminia Bielefeld.
Für den Effzeh stehen zwei enorm wichtige Spiele an: Zunächst im heimischen Stadion gegen den SC Paderborn, eine Woche später bei Mainz 05. In diesen Duellen sollte Köln unbedingt punkten, sonst könnte es wieder ungemütlich werden am Rhein.
Nach diesen beiden Spielen geht es im Pokal beim 1. FC Saarbrücken weiter. Der Regionalligist ist eine Pflichtaufgabe für den Effzeh!