Daniel Caligiuri: Schalkes Verlierer des tollen Neustarts

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Der FC Schalke 04 befindet sich momentan in einem Lauf. Unter David Wagner, der viele Veränderungen angestoßen hat, entwickeln sich die allermeisten Dinge sehr positiv - auf und neben dem Feld. Daniel Caligiuri hingegen ist in dieser noch jungen Saison der bislang einzige und größte Verlierer des "neuen Schalke".

Als neuer Trainer ist David Wagner völlig offen an seine neue Herausforderung, den S04, herangegangen. Dazu eine völlig neue Spielphilosophie, eine neue Taktik und eine andere Herangehensweise an die Spiele. Das ist für sehr viele Spieler im Kader bereits zum Vorteil geworden, man spielt wieder als Team und einige der Profis können ihre Stärken deutlich besser ausspielen. 

Caligiuri: Position und Rolle derzeit nicht gefragt

Nicht so Daniel Caligiuri. Über die letzten zwei Jahre war er eine der wichtigsten Stützen und Einzelspieler auf Schalke. Als "Mister Zuverlässig" konnte er auch in schwierigen Zeiten noch schlimmeres verhindern und in guten Zeiten seinen Teil zum Erfolg beitragen. Unter Wagner kommt er bislang nicht zum Zug. Seine Einsätze wirkten eher lustlos, zu häufig blieb er ohne positive Einflüsse. 

Primärer Grund dafür ist die neue taktische Aufstellung. Im 4-2-3-1 System bzw. im 4-4-2 mit Raute (​wie gegen RB Leipzig) ist die bisherige Position Caligiuris, der rechte Außeneverteidiger vor einer Dreierkette, nicht mehr vorhanden. In den ersten Spielen übernahm er die Rolle des rechten Flügelspielers, doch seine Stärke, aus der Tiefe die Offensiv-Aktionen einzuleiten, ist dabei nicht mehr so gefragt. Stattdessen aggressives Anlaufen und Pressing, schnelles Umschaltspiel mit Tempo und Zug zum Tor.

Raman, Matondo, Kutucu: Andere Spieler passen besser ins System

Dabei laufen ihm - im wahrsten Sinne des Wortes - andere Spieler den Rang ab. Wenn alle Spieler fit sind, kann man Amine Harit, Benito Raman, Rabbi Matondo und auch Ahmed Kutucu auf den Außenbahnen spielen lassen. Auch Weston McKennie und Suat Serdar wären weitere, aber unwahrscheinlichere Optionen. Alle aufgelisteten Spieler tun sich vor allem durch ihre Geschwindigkeit hervor und das Tempo ohne und mit dem Ball. ​Sie passen in Normalform schlichtweg besser zur neuen Position und zur neuen Art Fußball, als der 31-Jährige, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft. 

Zukunft ungewiss: Ob Daniel Caligiuri über 2020 hinaus für Schalke spielen wird, ist fraglich

Gegen RB Leipzig saß er zunächst auf der Bank, dafür rückte mit Rabbi Matondo ein sehr junger, noch unerfahrener Spieler in die Startelf, der bis vor wenigen Wochen noch verletzt war und zuvor keinen Joker-Einsatz bekommen hatte. Mit seiner Geschwindigkeit konnte er immer wieder wichtige Akzente setzen und im Umschaltspiel eine temporeiche Anspielstation sein, um für Entlastung zu sorgen. Sein erstes Pflichtspieltor für S04 war das verdiente Resultat.

Einwechslung gegen Leipzig: Anschließend kaum Einsatz

In der 69. Minute kam er dann durch die Einwechslung gegen Amine Harit doch noch zum Zug. In den letzten, regulären 20 Minuten des Spiels verteidigte Schalke vor allem. Doch auch dabei machte Caligiuri keinen wirklich guten Eindruck. In einer Phase, in der Leipzig darauf drängte, doch nochmal ins Spiel eingreifen zu können, musste man sämtliche Versuche ins schnelle Spielen zu kommen, schnellstmöglich unterbinden. Zu häufig jedoch war er eher im Dauerlauf unterwegs, verlor den Ball zu häufig und auch viel zu leicht, und die so wichtigen Zweikämpfe nahm er ebenfalls nicht richtig an.

In einer solchen Phase, in der man sich als frischer, eingewechselter Spieler in gefühlt jeden Ball und Zweikampf werfen sollte und auch muss, war das zu wenig. Es macht zurzeit den Eindruck, als wäre er nicht ganz bei der Sache. Andere Spieler machen ihren Job gut, werden unter Wagner besser, während Caligiuri an Raum verliert. Auch auf der Position des Rechtsverteidigers, wo er eventuell ausweichen könnte, ist der Platz besetzt. Leihspieler Jonjoe Kenny (Bundesliga-Rookie im Monat August) macht seinen Job sehr gut; er geht aggressiv vor, gibt spielerische Elemte ins Spiel mit und ist ein sicherer Rückhalt für das Team. Dazu hat er bereits ein Tor machen und zwei Vorlagen auflegen können.

​Deshalb ist es fraglich, ob eine mögliche Vertragsverlängerung die Relevanz beinhaltet. Caligiuri muss zeigen, dass er sich seine "ehemalige Rolle" zurückerobern will und auch kann. In einem veränderten System muss auch er sich verändern und die neuen Aufgaben so annehmen, wie man es von ihm gewohnt ist. Ansonsten wird er sich mit der Rolle des Einwechsel-Spielers noch häufiger in dieser Saison abfinden müssen.